Cloud, Tablets und neue Bedrohungen

Symantec Vision 2011

Uhr | Updated
von George Sarpong, Barcelona

Symantec sieht fünf Megatrends welche die IT nicht erst in einigen Jahren, sondern bereits heute grundlegend verändern sollen.

 Gestern hat die Symantec Vision 2011 ihre Tore geschlossen. Rund 300 Symantec-Mitarbeiter aus dem gesamten EMEA-Raum plus der Führungsriege aus den USA informierten die rund 1'600 Gäste über Virtualisierung, Cloud und Mobile Computing. An mehreren Keynote-Veranstaltungen erklärten Symantecs Executives die künftige Strategie des Unternehmens und stellten neue Produkte vor.

"IT-Verantwortliche müssen sich mit fünf Megatrends auseinandersetzen", sagte Enrique Salem, CEO von Symantec in seiner Eröffnungsrede. Dazu gehören laut Salem "Explosives Datenwachstum, sich verändernde Bedrohungen, Verlagerung von geschäftskritischen Applikationen in die Cloud, Virtualisierung und Mobile Computing." Diese Probleme müssten allerdings gesamthaft betrachtet werden, da sie sich gegenseitig beeinflussten. Symantec will dazu Lösungen aus einer Hand anbieten und hat sich deswegen durch Eigenentwicklungen und aber besonders durch Zukäufe zu einem Multivendor entwickelt: Verisign für die User-Authentifizierung, Clearwell für das sogenannte E-Discovery und Veritas für das Storagemanagement.

Organisches Wachstum alleine reicht nicht

"Grösse ist von Relevanz", begründete Andreas Zeitler, Vice President von EMEA Central, die Zukäufe. Durch organisches Wachstum alleine sei das nicht zu schaffen. Deshalb will das Unternehmen zwischen 750 Millionen und 1,2 Milliarden US-Dollar in den Kauf weiterer IT-Spezialisten investieren, die Symantecs Portfolio ergänzen sollen. Im Vordergrund steht dabei der Ausbau von e-Discovery, wozu Symantec den Spezialisten Clearwell ubernommen hat. Auch sollen die nächsten Monaten zeigen, in welche Richtung sich das Storage-Appliance-Joint-Venture mit Huawei weiterenwickeln soll. Symantec sehe sich hier durchaus in der Lage, EMC angreifen zu können.
Statt den "Tod durch Powerpoint" sterben zu müssen, fanden viele Präsentation zu den fünf Megatrends im Stil einer Late-Night-Show statt. Zusätzliche Podiumsdiskussionen beispielsweise zum Thema Cloud Computing und Showcases beleuchteten die Hintergründe dieser Trends.

Partner-Messe

Abseits der Keynotes und Debatten fand im obersten Stock des Messebaus eine Partner-Expo statt. Händler konnten sich hier aus erster Hand Produkte auf Basis von Symantec-Lösungen anschauen und Geschäfte abschliessen. Die Fachhändler zeigten sich zufrieden mit Symantecs Messe. "Ich kann hier innerhalb von 48 Stunden mein Wissen über die Produkte von Symantec, aber auch über die Trends und Technologien in der IT wieder auffrischen", sagte beispielsweise Antonio Sirera von Insight, einem der grössten Volumen-Händler für Symantec-Produkte in Europa. Für ihn sei die Messe gut investierte Zeit. Er fand es spannend, die Lösungen Drittanbieter auf Basis von Symantec-Produkten zu sehen, hätte sich allerdings auch Geschpräche mit den Executives unter Ausschluss der Endkunden gewünscht: "Ein zweistündiges Forum Jason Ellis, dem EMEA Vize President der Channel-Sales und nur den 14 Special Partners oder etwas Ähnliches wäre schön gewesen." Dennoch freute er sich: "Ich habe bereits zwei Verträge mit neuen Partnern abgeschlossen."

Der Weg in die Cloud

Das Blech ist tot, es lebe die Cloud! So hätte das Motto der diesjährigen Symantec Vision 2011 auch heissen können. "Der Weg in die Cloud ist die grösste Veränderung in der Geschichte der IT seit 30 Jahren", sagte CEO Salem in einer an die Keynote angeschlossene Diskussion.
Symantecs Manager sähen es am liebsten, wenn Unternehmen sofort möglichst viele Anwendungen und Daten weg von ihren Servern in die Public Cloud auslagerten. Doch die Unternehmenskunden zieren sich aus Sicherheitsgründen, wie Symantec mit Zahlen belegte. Vor dem Schritt in die Cloud stünde auch eine psychologische Barriere, wie ein Executive in einer Podiumsdiskussion meinte. Ob Sicherheitsaspekte oder psychische Hemmschwellen: Für Symantec ist die Cloud ein lohnendes Geschäft: Mit 89 Petabyte hortet Symantec die meisten Online-Backups weltweit und ist damit nach eigenen Angaben Marktführer. Insgesamt bietet das Unternehmen 14 verschiedene Produkte im SaaS-Modell an. Wegen der von Land zu Land variierenden Datenschutzbestimmungen betreibt Symantec für seine Services weltweit 14 Rechenzentren. Jedoch nicht in der Schweiz. Wann es soweit sein wird, steht noch in den Sternen.

Grösster Produktlaunch seit fünf Jahren

Etwas unter ging der Release des Bundles an Storage-Management-Lösungen. Immerhin "der grösste Produktlaunch seit fünf Jahren", wie Unternehmenssprecher Jerry Gowen betonte. Die neun Programme wurden auf Version 6 aktualisiert, mit Ausnahme der Veritas Operations Software. Diese trägt die Versionsnummer 4.1. Die Lösungen basieren auf Eigenentwicklungen und Technik von Veritas, die vor fünf Jahren von Symantec übernommen wurde. Mit den Lösungen könne beispielsweise nicht nur die Menge an virtuellen Maschinen auf einer Speicherlösung festgestellt werden, sondern auch, ob eine Applikation auf einer virtuellen Maschine noch läuft oder vielleicht "tot" ist. Sollte eine Anwendung in einer virtuellen Maschine nicht mehr funktionieren, kann diese mittels der zum Bundle gehörenden Software "Application HA" (High Availability) über eine andere virtuelle Maschine weiter betrieben werden.

Der Hacker von heute ist ein Wirtschaftskrimineller

Security ist nach wie vor ein Kerngeschäft für Symantec. Auch hierzu hat der drittgröste Software-Hersteller Neuerungen gezeigt. Schadcode soll künftig anders detektiert werden. "Reputation Detection" gleicht zu untersuchende Dateien über eine Datenbank mit Milliarden sauberer Referenzdateien ab. Wird beispielsweise ein Word-Dokument mit anderen Referenz-Word-Dokumenten verglichen und zeigt vergleichbare Strukturen, so gilt die untersuchte Datei als sauber. Symantecs CEO Salem sieht in "Reputation Detection" gar die Zukunft der Securitysoftware.
Jedoch werden sich Unternehmen nicht mehr nur gegen Schadcode, sondern auch gegen wirtschaftlich motivierte Hacker wehren müssen. Denn den klassischen Hacker von früher, der ausprobiert hat, ob er in ein System hineingelangen kann, gebe es heute nicht mehr, sagte Zeitler. "Heute arbeiten Hacker als Spezialistengruppe: Einer versucht in das System einzudringen, der nächste schaut was es zu holen gibt und ein weiterer verkauft die gesammelten Daten. Das ist ein 700-Milliarden-Dollar-Markt."

Mobile Security

Ein weiteres grosses Thema an der Symantec Vision war die Mobile Security. So wurden am ersten Verkaufswochenende des iPads über 80 Millionen Geräte verkauft. Bis in zwei Jahren werden vier von fünf Unternehmen den Einsatz von Tablets unterstützen waren sich Symantecs Manager sicher. Die "Consumerisation of IT" werde durch den Wunsch des höheren Managements angetrieben, private Tablets auch bei der täglichen Arbeit einsetzen zu können. Daher müssen die Unternehmensdaten von den privaten Daten getrennt werden können. Die angekündigte Data Loss Prevention (DLP) für Tablets kann genau das.

Zunächst werde DLP für Tablets für das iPad erhältlich sein, eine Version für Android-Tablets soll folgen. Hinter vorgehaltener Hand monierten hingegen Fachhändler, dass Symantecs Lösung den Markt zwei Jahre zu spät erreiche. McAffee sei hier bereits an Symantec vorbeigezogen und am Markt bereits etabliert. Darauf angesprochen, widersprach der John Kuhn, Director of Product Management der Enterprise Mobility Group: "Wir sehen in den Kundengruppen Consumer, Enterprise und Telkos einen grossen Markt für uns. Das Security App für Android unserer Consumersparte Norten gehört mit einer Bewertung von fünf Sternen zu beliebtesten Apps des Android-Marketplace."

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