X-as&Service

Infrastruktur und Software als Service

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von Jürg Pauli, Leiter Produktentwicklung bei Swisscom, Geschäftsbereich KMU

Viele Firmen haben weder die Zeit noch die Mittel, um in komplexe Informatik- und Telekommunikationseinrichtungen zu investieren. Als Alternative bietet sich deshalb die Miete von Plattformen, Infrastruktur und Software «as a Service» an. Ein externer, spezialisierter Anbieter betreibt und wartet alle Einrichtungen. Als Bindeglied zwischen Kunde und Anbieter vereinfacht
ein Solution Provider die Inanspruchnahme solcher Onlinedienste und hilft bei der Migration.

Gerade kleine und mittlere Unternehmen müssen mit ihren personellen und finanziellen Ressourcen besonders vorsichtig umgehen. Dabei stellt eine professionelle, sichere und zuverlässige Kommunikationslösung einen entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg dar. Dies trifft sowohl auf Neugründungen als auch auf bereits etablierte Firmen zu. Ideal sind deshalb Lösungen, die schnell anpassbar sind, etwa wenn neue Mitarbeiter oder Partner zur Firma stossen. KMUs möchten dabei nur jene neuen Geräte oder zusätzliche Speicherkapazitäten bezahlen, die sie auch wirklich benötigen.

Cloud Computing bzw. Online- Services – die virtuelle Wolke

Bevor ein Unternehmen in eigene Servernetzwerke und in die Kommunikationsinfrastruktur investiert, nimmt es sich je länger desto mehr Zeit für vertiefte Überlegungen zur geeigneten Lösung. Denn im heutigen Marktumfeld kann sich kein Unternehmen ineffiziente Abläufe und Strukturen leisten. Dies trifft insbesondere auf kleine und mittlere Unternehmen zu, die meistens über keine grosse Kapitaldecke verfügen. Im Bewusstsein der neuen Möglichkeiten, die Online-Services bieten, ist die Evaluation einer Virtualisierung der Dienste immer öfter eine spannende Option, die ins Auge gefasst wird.

Die Vorteile solcher Lösungen liegen für KMUs auf der Hand: Die Hard- und Software sowie alle Anwendungen werden nicht mehr in der eigenen Firma, sondern im Rechenzentrum eines professionellen Anbieters betrieben. Somit entfallen alle Kosten für die Anschaffung und Wartung sowie für den Unterhalt der Infrastruktur. In diesem Szenario kümmern sich externe Experten um mögliche IT-Störungen, Updates sowie Spam- und Virenfilter. Das KMU kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren und wird zudem flexibler. Einerseits ist der Zugriff auf Anwendungen und Daten nicht mehr an einen bestimmten Standort gebunden, sondern ist von überall her möglich. So können Aussendienstmitarbeiter oder der Firmenchef auch bei ihren Kunden, unterwegs oder daheim arbeiten. Andererseits können die Server- und Speicherleistung oder auch andere Services bedarfsgerecht und innerhalb kürzester Frist individuell aufgestockt oder reduziert werden. Beide Faktoren bringen dem KMU die gewünschte Effizienz bei hoher Kostentransparenz. Natürlich gilt es in einem solchen Szenario auch die Herausforderungen und mögliche Gefahren zu berücksichtigen.

Hier kann der Solution Provider den KMUs eine grosse Stütze sein, sowohl durch professionelle Beratung im Vorfeld bei der Planung einer neuen Lösung als auch durch die Unterstützung bei der Migration von Anwendungen und Daten. Durch die Wahl eines geeigneten Providers kann der Solution Provider gewisse sicherheitsrelevante Parameter für den Endkunden mitbestimmen. Entscheidend ist beispielsweise, dass die Daten auf Servern innerhalb der Schweiz gehostet bleiben und die Verbindungen bestmöglich gegen Missbrauch geschützt sind. Eine weitere Herausforderung bei Online- Services ist, wie es die Bezeichnung bereits impliziert, eine zuverlässige (Breitband-) Verbindung. Mit dem Ausbau der heutigen Netze und den signifikanten Investitionen in die «Datenautobahn» tragen die Provider dieser Anforderung immer mehr Rechnung. Wichtig ist die Sensibilisierung der Kunden, dass jeder Onlineservice tatsächlich «online-getrieben» ist und dementsprechend eine solche Verbindung voraussetzt – je nach Standort allenfalls kein Zugriff auf die Anwendungen und Daten möglich ist, sofern keine Verbindung besteht.

Infrastructure- versus Software-as-a- Service

Grundsätzlich lassen sich alle Komponenten virtualisieren – von den Daten über die Anwendungen bis hin zur Infrastruktur. In den meisten Fällen basiert die Virtualisierung auf klassischen Bausteinen: Software, Infrastruktur und Plattform. Bei Software-as-a-Service (SaaS) wird nicht mehr wie bisher Software plus die zugehörigen Lizenzen vom Unternehmen selbst gekauft, lokal installiert und gewartet beziehungsweise betrieben. Vielmehr stellt ein professioneller Anbieter die vom KMU benötigte Software in einem Rechenzentrum bereit. Der Nutzer bezieht SaaS über das Internet und bezahlt monatlich eine nutzungsabhängige Gebühr. Diese richtet sich beispielsweise danach, wie viele Benutzer auf die Software zugreifen. Der SaaS-Anbieter übernimmt dann die komplette IT-Administration sowie weitere Dienstleistungen wie Updates und so genannte Software-Patches. SaaS-Lösungen sind bereits heute weit verbreitet. So basieren beispielsweise Outlook- Lösungen ohne eigenen Server wie Hosted Exchange oder der Austausch von Standortunabhängigen Dokumenten via Share Point auf diesem Prinzip. Auch kürzlich angekündigte Geschäftsservices wie beispielsweise Office 365 von Microsoft sind ein SaaS-Produkt und damit aus der Cloud erhältlich.

Ein zweiter Bereich von Online-Services wird unter dem Namen Infrastructure-as-a-Service (IaaS) zusammengefasst. Statt eine eigene IT-Infrastruktur zu kaufen, wird sie je nach Bedarf von einem professionellen Anbieter im Mietmodell bezogen. Dies betrifft alle Infrastrukturkomponenten wie beispielsweise Server, Rechenleistung, Speicher, Archivierungs- und Back-up-Systeme. Der Anwender im KMU greift über breitbandige Netze auf diese virtuellen Dienste zu und bezahlt nur für deren effektive Nutzung. Diese Lösung ist leicht skalierbar, das heisst, sie passt sich bei sich ändernden Rahmenbedingungen – etwa bei einem plötzlichen Wachstum des Unternehmens – dem aktuellen Bedarf an. Das KMU profitiert auch hier von einer erhöhten Flexibilität mit klar definierten Kosten.

Beispiel Finanzbuchhaltung aus der Cloud

Die beiden Komponenten SaaS und IaaS lassen sich nicht nur einzeln, sondern auch kombiniert beziehen. Viele Firmen verknüpfen beide Bereiche und bringen Angebote auf den Markt, die in der Cloud von professionellen Anbietern zur Verfügung gestellt werden. Viele KMUs erkennen darin ein grosses Potenzial für sich, etwa in der Buchhaltung. In einem ersten Schritt kann die benötigte Buchhaltungssoftware sowie die gesetzlich vorgeschriebene Datenhaltung online bezogen werden.

Das KMU kann so in Abstimmung mit dem Treuhänder einen Onlineservice konkret testen, ohne vorher Hard- und Software installieren zu müssen. Neben den bereits erwähnten Vorteilen wie Flexibilität und Skalierbarkeit kommt eine markante Effizienzsteigerung als ein weiterer Vorteil hinzu. Das KMU und dessen Treuhänder können sich die Arbeit an der Buchhaltung durch einen gemeinsamen Zugriff teilen. Die Belegerfassung und Kontierung erfolgt an der Quelle, also im KMU, während der Treuhänder deren Verarbeitung und den Bilanzabschluss übernimmt. Je nach Wahl eines geeigneten Providers erfolgt die Datenhaltung auf Servern in der Schweiz – ein nicht zu unterschätzender Sicherheitsgewinn.

«As-a-Service» aus Sicht der Solution Provider und Reseller

Online-Services bieten KMUs für ihren Geschäftsalltag eine gute Einsatzmöglichkeit. Konkret eröffnen sich den KMUs also mehr Möglichkeiten, wie eine Telekommunikations- und IT-Infrastruktur ausgestaltet werden kann. Für den Solution Provider oder Reseller bedeutet dies nicht nur eine Chance, sondern genauso eine Herausforderung. Es wird nämlich nicht ein bestehendes Produkt oder eine Dienstleistung substituiert, sondern es gibt in der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten eine beziehungsweise mehrere zusätzliche Optionen im Angebot. Diese neue Ausgangslage erfordert nicht nur mehr Know-how, sondern auch eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Endkunden, um dessen Bedürfnisse genau einschätzen zu können und die für ihn beste Lösung anzubieten. Gleichzeitig muss der Solution Provider die unterschiedlichen Angebote auf Seiten der Provider evaluieren und einschätzen können, um die entsprechenden Vorteile und Herausforderungen herausschälen. Last but not least gilt es sich den Gefahren (als auch Grenzen) im Bereich der Virtualisierung bewusst zu sein und je nach Situation im Gespräch mit dem Endkunden diese argumentativ entschärfen beziehungsweise erklären können.

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