Zum Schluss – Nachgefragt

Was macht eigentlich … Kurt Weber?

Uhr | Updated
von Erhard Rüttimann

Kurt Weber hat als IT-Unternehmer praktisch alles erreicht, was man erreichen kann: Vom Leiter der technischen Abteilung von Paninfo stieg er zum stellvertretenden Geschäftsführer auf, und weil ihm die unternehmerische Freiheit fehlte, kaufte er das Unternehmen schliesslich. Das erste Systemhaus der Schweiz war geboren. Es ging lange aufwärts mit seiner Firma und sie überstand auch das Krisenjahr 2002/2003 gut. 2007 verkaufte er an die österreichische ACP-Gruppe. Warum er verkaufte und was er heute macht, verrät er im Gespräch.

IT-Unternehmer Kurt Weber.
IT-Unternehmer Kurt Weber.

Herr Weber, Sie haben in einer Blütezeit Ihr Unternehmen verkauft. Warum?

Kurt Weber: Nachdem ich aus der Paninfo 1990/1991 das erste Systemhaus der Schweiz gemacht hatte, ging es bis 2002/2003 mit dem Unternehmen stetig aufwärts. Dann trat irgendwann so etwas wie Stillstand ein, und wir wuchsen nicht mehr so stark wie in den Jahren zuvor. Das wäre zwar kein Problem gewesen, denn wir waren immer noch rentabel, nachdem wir das Unternehmen etwas umgebaut hatten und uns neben den Grosskunden verstärkt auf den KMU-Markt fokussierten. Doch irgendwie macht man, wenn man nur noch langsam wächst, immer wieder dasselbe, schlägt sich mit denselben Problemen herum und löst diese immer wieder von Neuem, bis man es einfach einmal satt hat.

Ein Verkauf aus Frustration?

Ich spielte während dieser Zeit oft mit Menschen Golf, die ihre Firma erfolgreich verkauft hatten. Ich bekam allmählich das Gefühl, dass es toll sein müsste, wenn man keine Alltagssorgen mehr hätte und über die nötigen Mittel verfügte, um das zu machen, was einem wirklich Spass macht. Es wurde mir auch klar, dass man das, wenn überhaupt, möglichst früh machen sollte, und ich wollte deshalb den Verkauf realisieren, bevor ich 55 werde.

Wie sind Sie vorgegangen?

Ich begann mich nach einem Käufer umzuschauen. Und wenn man einmal beginnt, sich mit diesem Prozess zu befassen, bekommt dieser plötzlich eine Eigendynamik, die man nur schwer kontrollieren kann. Als ich dann für den Verkauf unterschrieben habe, wollte ich eigentlich schon nicht mehr verkaufen. Aber da gab es kein Zurück mehr, da schon so viel eingefädelt und intern bekannt gegeben worden war, dass das abgeschlossen werden musste.

Haben Sie den Schritt bereut?

An dem Tag, als ich in der Firma plötzlich nichts mehr zu sagen hatte, musste ich schon kämpfen. Ich hatte das Bürogebäude am Hauptsitz nicht mitverkauft und mein Büro im Gebäude behalten. Es war zunächst ein komisches Gefühl, im gleichen Büro wie zuvor zu sitzen, aber keinen Einfluss mehr auf die Dinge nehmen zu können. Ich nahm es dann aber locker, genoss die Freizeit und konzentrierte mich auf neue Dinge.

Aber Sie wollten doch Ihre Freiheit genies sen und nicht schon wieder Neues anvisieren?

Das habe ich natürlich auch. Wir unternahmen einiges und ich hatte viel Zeit, um Golf zu spielen. Ich merkte aber auch, dass mich das langfristig nicht glücklich macht. Früher hatte ich mit interessanten Leuten zu tun, und es sind viele wertvolle Ideen und Kontakte aus diesen Begegnungen entstanden. Plötzlich spielte ich mit Menschen Golf, die keine Ziele mehr hatten, nichts mehr erreichen wollten, ausser eben Golf zu spielen. Dadurch merkte ich, dass es an der Zeit war, mir über meine Zukunft Gedanken zu machen.

Welche neuen Ziele haben Sie sich gesetzt?

Einerseits wollte ich etwas mit Immobilien machen, da ich ja bereits in eigene Liegenschaften investiert hatte, und andererseits hatte ich auch die Idee, etwas Professionelles im Bereich Vermittlung von privaten Geschäften zu machen. Ich gründete ein Unternehmen mit 18 Partnern, die auch finanziell beteiligt sind. Wir nutzen unsere Kontakte, um Geschäfte zu vermitteln. Das ist ein tolles Hobby.

Und was machen Sie sonst noch?

Ich habe mit meinem Sohn in Bangladesch ein Offshoring-Unternehmen (Selise.ch) für Softwareentwicklung gegründet. An Selise ist auch Hans Streuli (Ruf-Gruppe) sowie ein bekannter Softwareentwickler aus Bangladesch beteiligt. Wir starteten vor etwa einem Jahr und beschäftigen zurzeit 20 Mitarbeiter, bald werden es 30 sein. Wir bringen aber keine Leute in die Schweiz, sondern weltweite Projekte nach Bangladesch. Unser Unternehmen ist in Dhaka domiziliert, einer Stadt mit 15 Millionen Menschen. Wir sind an den lokalen Universitäten bereits bestens bekannt, weil wir nur die analytisch stärksten Leute beschäftigen. Aus tausenden Bewerbern können wir so selektieren, dass wir uns in der Qualität unserer Leistungen im internationalen Vergleich sehr deutlich von anderen Softwarefirmen abheben.

Webcode
EfJ6RLQ9