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Die Trends am Schweizer ERP-Markt 2012

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Unternehmen setzen nicht mehr um jeden Preis auf ERP-Software. Heute verlangt der Markt nach einfach zu bedienenden Systemen, die sich zudem mobil nutzen lassen, etwa auf dem eigenen Tablet oder Smartphone. Durch die ständige Verfügbarkeit an Daten steigt auch das Interesse an Schlussfolgerungen aus diesen – weshalb Business Intelligence künftig in den Fokus der Händler rücken sollte.

Softwarelösungen, die Arbeitsprozesse abbilden, planen und organisieren, werden als ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) zusammengefasst. Doch die Definition, die in den 90er-Jahren vom niederländischen ERP-Hersteller Jan Baan geprägt wurde, gilt heute nicht mehr. Heute werde ERP für Business- Software jeglicher Art verwendet, erklärt Phi lipp Ledermann von der Basler Software- Beratungsfirma Isycon. Aktuell umfasst der Begriff ERP auch Software von Dienstleistungsspezialisten oder Lösungen für Business Analytics. Eine klare Abgrenzung gibt es hingegen nicht mehr.

Fokussiert man sich dennoch auf die klassischen ERP-Systeme, fällt auf, dass von den rund 10 000 grössten Schweizer Unternehmen gut 1000 ihre Unternehmensressourcen über SAP-Lösungen organisieren. Ihnen folgen 900 Unternehmen, die lieber auf Abacus-Anwendungen und deren Derivate setzen. Danach kommen Produkte auf Basis von Microsoft und Sage zum Einsatz.

Insgesamt vereinen diese vier Hersteller 27 Prozent des Marktes auf sich. 73 Prozent des Schweizer Marktes für ERP-Systeme werden hingegen von sogenannten "weiteren Marktteilnehmern" bedient. Im Umkehrschluss heisst das: Über 7000 der grössten Schweizer Unternehmen setzen auf spezielle Lösungen von verschiedenen Anbietern, wie Marktforscher Profondia ermittelt hat. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Anzahl an angebotenen Lösungen wider.

Bei bis zu 400 verschiedenen Produkten lässt sich der Markt kaum überblicken. Diese Menge lässt sich etwa durch Branchenlösungen erklären, die nicht ab Stange bezogen werden können. Hier sieht Isycon-Geschäftsführer Ledermann ein Wachstumspotenzial von rund 10 Prozent für den Schweizer Markt. So würden künftig mehr Unternehmen ihre individuellen Applikationen sowie Insellösungen, die noch häufig auf Excel basierten, durch Standardsoftware ersetzen. Denn diese werden über die Nutzungszeit durch Erweiterungen respektive Ergänzungen komplexer, aufwendiger in der Handhabung, langsamer und somit schlicht weniger effizient. Des Weiteren sind am Markt nutzerfreundliche Produkte gefragt.

Diesen Bedarf sieht auch Jean-Jacques Suter, Geschäftsführer von Sage Schweiz. Entscheidend sei hierbei ein nutzerzentrischer Ansatz, der es erlaube, Funktionen an die Bedürfnisse der Anwender anzupassen und in einen logisch aufgebauten Prozess einzubetten. Alain Badoux, Country Director Applications bei Oracle Schweiz, verbildlicht diesen Trend am Beispiel von Google. An dessen webbasierte Dienste, die sich relativ einfach bedienen lassen, hätten sich Kunden gewöhnt.

Als weiteren Trend sieht er Applikationen aus der Cloud. Diese Entwicklung bestätigt Thomas Köberl von Abacus Research. Allein 2011 hätten rund zwei Drittel der Neukunden gezielt nach Cloud-Lösungen gefragt. Die treibende Kraft hinter dem Cloud-Trend seien mehrheitlich kleine Firmen. Besonders beliebt seien Produkte aus den Bereichen Finanzoder Lohnbuchhaltung. Der Cloud-Trend unterstützt auch den von Herstellern und Marktforschern propagierten Trend "Bring your own Device" (BYOD). Im Endeffekt bedeutet dass, das ein ERP-System möglichst auch auf mobilen Endgeräten wie Tablets laufen sollte.

Als weitere Techniktrends, die auch in diesem Jahr noch von Bedeutung seien, gelten .NET und webbasierte Lösungen. Diese tragen für François Berger, CEO von Enventa ERP Schweiz, mit dazu bei, dass ERP-Lösungen heute leistungsfähiger und flexibler sind. Der Schweizer ERPMarkt wird durch wirtschaftliche Entwicklungen weltweit vernetzter. Speziell bei KMUs sei ein Trend zu vermehrter Geschäftstätigkeit über die Landesgrenzen hinaus feststellbar, betont Sage-Schweiz Geschäftsführer Suter. Deshalb verlangten auch Kunden am Schweizer Markt immer häufiger nach international einsetzbaren ERP-Lösungen für eine effektive Markt bearbeitung.

Cloud, BYOD und Internationalisierung spielen heute eine Rolle. Doch wie sieht die Zukunft aus? Hersteller wie IBM, Oracle, aber auch SAP haben frühzeitig in Business Intelligence investiert und sehen Milliardengewinne für sich und ihre Partner. Laut Gartner wuchs der Umsatz in diesem Marktsegment alleine im letzten Jahr weltweit um 16,3 Prozent auf 7,8 Milliarden US-Dollar.

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