Mit viel Luft nach oben

Integrierte Systeme für Datacenter angekündigt

Uhr | Updated
von George Sarpong

Huawei will an die Spitze im Enterprise-Geschäft und glaubt zu wissen wie das gehen soll: Der chinesische Hersteller bietet mittlerweile alle Bausteine für das Rechenzentrum wie Router, Switche, Server und selbst Storage an. Integrierte Systeme à la Flexpod folgen gegen Herbst. Spätestens dann sollte klar sein: Huawei will die Nummer eins des ICT-Marktes sein.

Im Rahmen einer weltweiten Informationskampagne hat der chinesische Netzwerk-Ausrüster Huawei auch eine Schweizer Delegation in sein Hauptquartier in die chinesische Wirtschaftsmetropole Shenzhen eingeladen. Auf dem Campus in der Zwölf-Millionen-Metropole wird geforscht, entwickelt und studiert. Die Mitarbeiter wohnen sogar hier. Dafür hat der IT-Konzern eine Siedlung für ein paar Tausend Menschen gebaut, mit viel Grün und allem was es braucht. Vom Restaurant bis zum Hospital ist alles da. Ein Wermuts-Tropfen bleibt: Wer hier wohnen will braucht einen langen Atem, die Warteliste ist lang.

Produkte- und Lösungsshow

Überragt wird das zwei Quadratkilometer grosse Gelände vom Hauptgebäude, einem Monument aus Glas und Stahl, das den Willen des Unternehmens ausdrückt, die Nummer eins im ICT-Geschäft zu werden. In seinem Untergeschoss beherbergt der Bau einen Showroom, der mit Produkten beweisen will, dass Huawei tatsächlich das Zeug zum Big Player in der IT hat.

Auf einer Fläche der Grösse der IM-Top, der Hausmesse des Distributors Ingram Micro Schweiz, präsentiert der Netzausrüster seinen Besuchern Lösungen aus den Bereichen Carriertechnik, Überwachung und sogar Consumer Electronics wie TV-Settop-Boxen. Ebenfalls gezeigt werden die Smartphones und Tablets, die Anfang dieses Jahres in Barcelona am Mobile World Congress vorgestellt wurden und von denen einige auch in der Schweiz zu sehen sein sollen. So wie die Modelle D1 und P1 aus der Ascend-Reihe. Deren Chipsets wurden nach Unternehmensangaben "in-house" designt. Gefertigt werden sie von Auftragsfertigern wie Qualcomm. Durch die Eigenentwicklung könne das Unternehmen schneller neue Geräte auf den Markt bringen, als es durch den Einkauf von Chips ab Stange möglich sei, erkärt Unternehmenssprecher Vic Gu. Des weiteren liessen sich Chipsets aus dem eigenen Haus besser an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Integrierte RZ-Systeme angekündigt

Natürlich ging das Unternehmen auch auf sein Enterprise-Geschäft ein und präsentierte seine Lösungen. Hierzu gehören nicht nur, wie bereits bekannt, Switche und Router, sondern auch auch Storage, Server, Middleware, Netzwerk-Sicherheit, Virtualisierung, selbst Datacenter im Container. Dabei stammen die Hardware-Produkte praktisch komplett aus Eigenproduktion. Zusätzlich holte sich der Hersteller auch Partner an Bord, darunter Intel, IBM und für die Virtualisierung Citrix. Huawei hat also alle Legosteine in der Hand und macht das Folgerichtige: Auf September hin lanciert Huawei sein erstes integriertes System für Rechenzentren. Als Kunden sieht der Hersteller Unternehmen in den Bereichen Infrastructure- und Platform-as-a-Service. Damit konkurrenzieren die Chinesen nicht nur Cisco und HP im Bereich Netzwerk-Technik, sondern betreten die Arena der ICT-Giganten, zu denen neben den bereits genannten auch Juniper, IBM, EMC und Netapp zählen und fordern diese offen heraus: "Wir glauben an unseren Erfolg", sagen Marketingleiter David He und die Leiterin des Brandings für IT-Produkte Catherine Du. Zweifel seitens der Journalisten wischen sie beiseite. He sieht die Stärke seines Unternehmens in der Stärke der eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Weshalb für ihn bereits heute klar ist: "Wir sind einer der führenden Anbieter im IT-Markt."

Huaweis langer Atem

Gemäss Gartner hält Cisco am Switch-Markt rund zwei Drittel Marktanteile. HP hält als Zweitplatzierter 8,3 Prozent, gefolgt von Alcatel-Lucent und Juniper, mit 2,6 beziehungsweise 2,4 Prozent Marktanteil. Erst dann kommt Huawei, das 2,1 Prozent des Marktes auf sich vereinen kann. Den Speichermarkt dominieren EMC, Netapp, IBM, Hitachi Data Systems, HP, Dell, Fujitsu und Oracle. Den Rest des Markts, 13 Prozent teilen sich die "Anderen", zu denen auch Huawei gehört. Ein ähnliches Bild zeigt sich am Servermarkt: Laut den Zahlen von Gartner belieferte HP im vergangenen Jahr fast 30 Prozent der Kunden. Das "Schlusslicht" des Top-Fünf-Rankings bildet Lenovo mit einem Marktanteil von 2 Prozent. Es ist also noch ein langer Weg für Huawei an die Spitze des ICT-Markts. Warum es tatsächlich funktionieren könnte? Die Chinesen setzen auf ihren langen Atem: Sie hätten ein Jahrzehnt daran gearbeitet, um sich als Unternehmen in Europa zu etablieren, erklärt He. "Wir glauben, dass wir das auch im Enterprise-Bereich schaffen."

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