Zur Zukunft von OCZ

"Toshiba profitiert auch von OCZs starkem Channel"

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Vor wenigen Monaten stand OCZ vor dem Aus. Dann übernahm Toshiba den SSD-Spezialisten. Wie es mit OCZ nun weitergehen soll, erklärt Tobias Brinkmann, Vice President Global Marketing bei OCZ.

Tobias Brinkmann ist Vice President Global Marketing bei OCZ. (Quelle: Netzmedien)
Tobias Brinkmann ist Vice President Global Marketing bei OCZ. (Quelle: Netzmedien)

Anfang Januar hat Toshiba OCZ übernommen. Wie kam es dazu?

Die SSD-Technik ist eines der am schnellsten wachsenden Segmente im IT-Geschäft. Noch vor vier Jahren hielt OCZ rund 60 Prozent am Markt. Abnehmer waren sowohl Consumer wie Unternehmensanwender. OCZ entwickelte bereits damals die Intelligenz im SSD-Speicher, wie den Controller. Doch was uns fehlte, war der direkte Zugriff auf Flash-Speicher. Wir kauften deshalb von verschiedenen Produzenten ein.

Sie scheiterten also an ihrer Abhängigkeit vom Flash-Markt?

Wir kauften vor der Übernahme Flash bei Micron, Intel und Toshiba. Mit Toshiba als Mutter, haben wir jetzt den großen Vorteil, Flash aus dem eigenen Konzern beziehen können – das stärkt uns natürlich im Wettbewerb.

Und wie geht es mit OCZ jetzt weiter?

Durch den Boom und die zahlreichen Marktteilnehmer, alleine vor zwei Jahren handelten 300 Brands am SSD-Markt, hatten wir uns mehr auf Enterprise-Produkte fokussiert und im Consumer-Markt auf den Nischen-Markt im High-End Segment. Mit der Übernahme durch Toshiba wollen wir das Enterprise-Geschäft ausbauen und zusätzlich auch wieder im Consumer-Markt wachsen.

Wie sehen denn die Startbedingungen dafür aus?

Im Enterpreise-Segment bieten wir mit unseren neuen Lösungen Mehrwerte für Unternehmen. Systemhäuser und Integratoren können sich mit unseren Architekturansätzen nun frühzeitig einen wichtigen Wettbewerbsvorteil im hart umkämpften IT-Markt sichern. Unser Marktanteil im Consumer-Umfeld lag zuletzt im einstelligen Prozentbereich. Samsung hingegen dominiert mit einem Anteil von über 40 Prozent den Markt. Aber wir wollen nach oben. Und wir glauben, dass wir das schaffen.

Wie wollen Sie das schaffen?

Wir versprechen uns starkes Wachstum von unseren neuen Produkten im 19-Nanometer-Massstab. Im Consumer-Bereich bieten wir etwa neue Produkte für die SSD-Serien Vertex und Vector an. Wir versprechen uns zudem einiges von der Triple-Layer-Cell-Technik. Diese speichert drei Bits pro Speicherzelle ab. Dadurch können wir die Speicherdichte etwa gegenüber Multilayer-Zellen mit 2 Bit pro Zelle um bis zu 50 Prozent erhöhen. Erste Produkte wollen wir noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.

Und was bieten Sie künftig im Enterprise-Geschäft?

Für Unternehmensanwender haben wir die Intrepid-3000-Serie im Programm. Zusätzlich bieten wir mit der Z-Drive 4500 eine neue PCI-Express-SSD für High-End-Storage an. Hier können wir einen echten Mehrwert bieten: Server-Side-Flash fand bei Unternehmen bislang nur sporadisch Anwendung, etwa als Read-Cache-Device. Als entscheidende Hürden galt insbesondere die schwierige Integration in Hochverfügbarkeitssystemen. Die neue Generation von Software- und Virtualisierungslösungen sowie die funktionale Erweiterung der Server-Virtualisierung von OCZ, adressiert nun genau diese Situation. Sie verändert grundlegend das künftige Zusammenspiel von Server-Side-Flash und konventionellem, HDD-basiertem Storage. Das Flash-Volume kann dabei zwischen zwei Servern mit identischen Karten synchron gespiegelt werden. Bei Ausfall einer Komponente erfolgt ein transparenter Failover. Zudem können weitere Server im Netz auf das Flash-Volume zugreifen. Die PCIe-Flash-Karte entwickelt sich vom Local-Storage zum Shared-Device. Damit wird für viele Unternehmensanwender die Grundlage geschaffen, performancehungrige und gleichzeitig businesskritische Applikationen komplett aus dem SAN auf Flash zu verlagern. Die resultierende Reduzierung des I/O-Load im Backend stellt in vielen Umgebungen einen zusätzlichen Mehrwert dar. Flash ist damit auch im Rechenzentrum auf dem Weg zum Mainstream.

Inwiefern profitiert Toshiba eigentlich von der Übernahme aus Ihrer Sicht?

OCZ ist stark im Unternehmensumfeld und bringt aus seiner langen SSD-Historie gute Patente mit, die Toshiba bei der Weiterentwicklung seiner Storage-Produkte helfen werden. Ausserdem entwickelt OCZ Controller für SSDs. Eine SSD ist heute kein erklärungsbedürftiges Produkt mehr. Grundsätzlich sind SSDs Commodity-Produkte. Im Gegensatz zum Controller und der Firmware, die den Speicher verwaltet, also der Chip und die Intelligenz einer SSD, was wir ebenfalls mit die Verbindung mit Toshiba einbringen. Mit Blick auf den Handel, profitiert Toshiba zudem von OCZs starkem Channel.

Kollidiert denn nicht der Produkt-Vertrieb von OCZ mit jenem von Toshiba mit allen Nachteilen für den Handel?

Unsere Sortimente überschneiden sich kaum. Wir arbeiten in Europa mit zahlreichen Distributoren zusammen. In der Schweiz sind dies Ingram Micro, ABC Systems, Alltron und Littlebit. Ausserdem unterhalten wir ein ausgeprägtes Reseller-Netz. Die Toshiba-Produkte werden weiterhin über Ecomedia vertrieben. Dem Fachhandel bieten sich hingegen Vorteile durch die Übernahmen.

Inwiefern?

Toshiba ist ein Hersteller mit langer Tradition und Vertrauen am Markt. Durch unsere Zugehörigkeit von Toshiba können wir dem Fachhandel zudem eine gleichbleibende Qualität zu attraktiven Preisen anbieten. Ausserdem bleiben die Ansprechpartner im Channel für unsere Partner die gleichen, da OCZ als separates Unternehmen innerhalb des Konzerns agiert. Unsere Endkunden wiederum profitieren von der Übernahme zunächst konkret dadurch, dass Toshiba die Garantie für einen Grossteil unserer Produkte übernimmt.

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