Dienstleister statt Kabelhersteller

Vivanco sucht die Nähe zum Fachhandel

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Vivanco hat tiefgreifende Restrukturierungsmassnahmen ergriffen. Die Geschäftsleitung erklärt im exklusiven Gespräch, wie man näher zum Fachhandel gelangen will.

Vivanco Suisse hat eine schwierige Zeit hinter sich. Auf wachsende Verluste reagierte der Zubehörhersteller aus Au (Wädenswil) mit tiefgreifenden Restrukturierungsmassnahmen. Jetzt soll alles besser werden.

Lager grösstenteils ausgelagert

CFO (und ab Mai COO) Jérôme Jutzeler und Veronique Breiner, Chief Administration Officer, bestätigen, dass Vivancos Reorganisation im September abgeschlossen sein wird. Sie sehen das Unternehmen auf gutem Weg und sind zuversichtlich, dass die positiven Effekte der Reorganisation ab dem zweiten Halbjahr durchschlagen werden. Breiner sagt: "Vivanco ist noch nicht ganz topfit, aber es geht uns mit jedem Monat besser."

Es ist viel passiert in den vergangenen 16 Monaten. So gliederte Vivanco während dieser Zeit einen Grossteil seines Lagers an den Hauptsitz ins deutsche Ahrensburg aus. Veronique Breiner verspricht sich durch das automatisierte Lager in Deutschland effizientere Abläufe. In Au bleibt ein kleines Lager bestehen, um den Partnern weiterhin Dienstleistungen wie Reparaturen und Retouren anbieten zu können.

"Back to the roots"

Die Ausgliederung führte dazu, dass auch der Mitarbeiterbestand von 41 auf 14 Mitarbeiter sank. Die beiden Geschäftsleiter versichern, dass sie dabei so sozial wie möglich vorgegangen sind. Sie sehen Vivanco als Familienunternehmen und mussten dementsprechend schwere Entscheidungen fällen. Veronique Breiner sagt aber auch, dass ein Fünftel der Stellen überflüssig gewesen sei. Beispielsweise sei ein IT-Chef für ein kleines Unternehmen wie Vivanco unnötig gewesen.

Jutzeler glaubt, dass Vivanco nun wieder zurück bei einer kompakten Grösse angelangt ist, zurück zu einer guten Basis, mit der man auch wieder wachsen könne. Er sagt deshalb: "Vivanco ist back to the roots." Jutzeler dankt Vivancos Partnern, die Vivanco auch während der schwierigen Zeit treu geblieben seien und ihr Vertrauen ausgesprochen hätten. Sein Dank gilt auch der deutschen Muttergesellschaft, die laut eigener Aussage "voll hinter der Schweizer Gesellschaft steht" und während der schwierigen Zeit finanzielle Sicherheit gewährleisten konnte.

GSM als Erfolgsrezept

Nun will Vivanco nicht mehr nur als Kabelhersteller, sondern als Dienstleister wahrgenommen werden und richtet seinen Fokus auf den Fachhandel. So schloss der Hersteller Verträge mit Euronics und sucht das Gespräch mit weiteren Dachfirmen im Fachhandelsegment. Zudem entwickelt Vivanco einen neuen Onlineshop im B2B-Bereich, der den Kunden ein vereinfachtes Bestellwesen ermöglichen soll. Der Hersteller bietet auch individuelle Schulungen für seine Partner an.

Grosses Potenzial für den Fachhandel sieht Jutzeler etwa im GSM-Bereich (Mobile-Zubehör). Die Schweiz sei Marktführer in diesem Segment mit Wachstumsraten von bis zu 25 Prozent. Hier beliefert Vivanco exklusiv grosse Retailer wie Migros und Fust, auch mit seiner Eigenmarke, von der schon bald weiteres Zubehör etwa für Tablets erscheinen soll. Von der gesammelten Erfahrung soll nun auch der Fachhandel profitieren. Vivanco beschäftigt einen eigenen GSM-Category-Manager und verspricht individuelle Lösungen für Fachhändler. Im schnellebigen GSM-Markt sei es wichtig, dass sich der Partner auf Vivanco verlassen könne. Hierfür bietet Vivanco Suisse die Expertise seiner gut 250 Mitarbeiter aus der gesamten Vivanco-Gruppe an.

Dienstleister mit leisen Tönen

In diesem Jahr bietet Vivanco ein neues Wallmount-Konzept mit neuen Produktlinien. Mit allein acht verschiedenen Wallmounts deckt man heute die gesamte TV-Sparte an Vesa-Normen ab. Mit diesem Konzept macht Vivanco in Deutschland laut eigener Aussage 40 Prozent mehr Umsatz als zuvor. Die Zeichen stehen also gut für Vivanco. Jutzeler hofft auf eine erfolgreiche Hochsaison und will vom WM-Hype profitieren.

Jutzeler sagt: "Vivanco wird sich auf dem Schweizer Markt neu positionieren und mehr als Dienstleister im Vordergrund stehen, statt wie bisher als aggressiver Preisführer." Die Produkte sollen nicht mehr zum Kampfpreis verfügbar sein, dafür werde die Kundenbetreuung verbessert. Auch gegenüber den Wettbewerbern gibt sich Jutzeler versöhnlich: "Es braucht die Marktbegleiter, jeder hat seine Stärken", sagt er und lässt sich auch nicht zu einer negativen Aussage gegenüber der Konkurrenz hinreissen.

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