Interview mit dem CEO von Nexans Schweiz

"Kabel sind wie Adern"

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In Cortaillod bei Neuchâtel sitzt der Schweizer Ableger des französischen Kabelherstellers Nexans. CEO Francis Krähenbühl über seinen Zugang zu Kabeln und die Zukunft des Unternehmens in der Schweiz.

Francis Krähenbühl, CEO von Nexans Schweiz. (Quelle: Nexans)
Francis Krähenbühl, CEO von Nexans Schweiz. (Quelle: Nexans)

Sie sind seit 1987 in der Kabelindustrie tätig. Das sind mehr als 25 Jahre in einer Industrie, die für viele im ­Verborgenen liegt. Wie sind Sie in der Branche gelandet?

Francis Krähenbühl: Ich war Chemiker an der Universität Neuchâtel. Mitte/Ende 1986 habe ich etwas anderes gesucht. Ich wollte aber hier in der Region bleiben – Neuchâtel ist schön. Also habe ich einen Freund gefragt, ob er etwas wüsste, wo ich als Chemiker anfangen könnte.

Wer war dieser Freund?

Das ist das Interessante an dieser Geschichte. Dieser Freund war Didier Burkhalter.

Wie sah Burkhalters Hilfe denn aus?

Didier hat mich dem damaligen Direktor von Câbles de Cortaillod vorgestellt. Er war genau wie Didier und ich Mitglied der FDP. Er stellte mich damals sofort ein. So einfach geht es manchmal.

Was hat Sie so lange in dieser Branche gehalten?

Ich bin und bleibe gern in diesem Geschäft. Es ist eine interessante Branche. Ausserdem bin ich sehr technikbegeistert, und die Produktion­ von Kabeln ist sehr technisch.

Kabel sind in den meisten Fällen ­unsichtbar. Sie sitzen in den Wänden, unter der Erde oder verbergen sich hinter Verkleidungen. Wie wichtig sind Kabel denn?

Kabel sind wie die Adern in unserem Körper. Sie transportieren Informationen und Energie. Ohne Kabel könnten Sie kein einziges Telefonat führen, ohne Kabel hätten Sie kein elektrisches Licht in Ihrem Haus. Kabel bilden die Grundlage unserer heutigen Technologie. In den Kabeln selbst steckt aber auch eine Menge Hightech.

Inwiefern?

Nehmen Sie ein Glasfaserkabel. In einem Kabel mit einem Durchmesser von 12 Millimetern sind bis zu 1000 Glasfasern untergebracht. In einer einzelnen Faser kann man theoretisch bis zu einer Million Telefongespräche gleichzeitig übertragen. Die Übertragungskapazität ist schier unbegrenzt. Die Problematik hierbei liegt allerdings in der Elek­tronik an den Enden des Kabels: Wie erkennt man die unterschiedlichen Gespräche?

Diese enorme Übertragungskapazität ist also nur theoretisch möglich?

Ja, weil die Elektronik eben noch nicht so weit ist. Man sieht aber, dass es bei der Glasfaser fast keine Begrenzung gibt.

Nexans produziert in der Schweiz aktuell an drei Standorten. Letztes Jahr kündigte die Konzernleitung an, zwei dieser Standorte bis 2015 zu schlies­sen und die Produktion in Cortaillod zu konzentrieren. Will sich Nexans aus der Schweiz zurückziehen?

Wir produzieren in der Schweiz in erster Linie für den Schweizer Markt. Der starke Franken erschwert es uns, unsere Produkte auch aus­serhalb der Schweiz zu vertreiben. Deshalb müssen wir die Kosten reduzieren. An den Produktionsstandorten Breitenbach und Cossonay sind wir Mieter. In Cortaillod hingegen sind wir Eigentümer und haben noch genug Platz, um zu wachsen.

Nexans bleibt der Schweiz also treu?

Die Kosten sind in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern nicht die Niedrigsten. Trotzdem steckt die Nexans-Gruppe viel Geld in die Verlagerung der Produktion und in die Sozialpläne der betroffenen Mitarbeiter. Die Gruppe würde nicht so viel investieren, wenn der Schweizer Markt für das Unternehmen nicht wichtig wäre. Deshalb hat die Konzernleitung entschieden, alle aktuellen Aktivitäten in der Schweiz beizubehalten. Aber eben nur an einem Standort.

2010 haben Sie in einem Interview davon gesprochen, dass sich Nexans wandeln will. Vom reinen Kabelhersteller zum Serviceanbieter. Was bedeutet das genau?

Wir müssen andere Wege finden, wie wir im Markt bestehen und die schrumpfenden Margen ausgleichen können. Als Serviceanbieter können wir zum Beispiel das Engineering unserer Kunden übernehmen, wir können die Kabel verlegen und montieren, wir können die Kabel überwachen und Diagnose-Dienste anbieten. Wir wollen eine komplette Lösung und nicht nur ein einzelnes Produkt verkaufen. Alles was der Kunde braucht, aus einer Hand.

Dafür sind Sie aber doch sicher auf die Hilfe von Partnerunternehmen angewiesen.

Natürlich machen wir das nicht allein. Wir arbeiten mit Tiefbauunternehmen, mit Kabelverlegungsunternehmen und sogar mit Installationsunternehmen zusammen. Und das funktioniert gut.

Persönlich

Francis Krähenbühl ist seit 1987 für ­Nexans Schweiz tätig. 2004 stieg er zum CEO auf und blieb bis 2007 in dieser Position. Danach wechselte er an die Spitze von Nexans Deutschland. Von 2009 bis 2011 war Executive Vice-President für die Region Zentraleuropa. 2011 bis 2013 verantwortete Krähenbühl den weltweiten Einkauf der Nexans-Gruppe. Im Oktober 2013 kehrte er in seine Heimat zurück und ist seitdem wieder CEO von Nexans Schweiz. 

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