Schweiz 2020

Bechtle-Umbau: "Die Zielgrössen sind sehr sportlich, aber erreichbar"

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Bechtle will das Schweiz-Geschäft neu ordnen. Was dies für die Mitarbeiter, Kunden und Partner der Unternehmensgruppe bedeutet, erklärt Gerhard Marz, Bereichsvorstand bei der Bechtle AG.

Die Bechtle-Gruppe krempelt ihr Schweiz-Geschäft um. Ressourcen sollen zusammengelegt und Doppelspurigkeiten vermieden werden. Gemäss dem Masterplan "Schweiz 2020" soll die Wirtschaftlichkeit erhöht, die Marge gesteigert und der Marktanteil vergrössert werden. Gerhard Marz, Bereichsvorstand bei der Bechtle AG, wird künftig zwischen Deutschland und der Schweiz pendeln, um in enger Absprache mit René Regez, Bereichsvorstand der Schweizer Systemhäuser, die Transformation zu leiten. Marz erklärt im Interview die Folgen des Projekts für Kunden, Partner und nicht zuletzt für die Mitarbeiter von Bechtle Schweiz.

Hat der Schweizer Standort unterdurchschnittlich performt? Oder was waren die konkreten Probleme, die zur Restrukturierung führten?

Gerhard Marz: Wir sind seit 18 Jahren in der Schweiz tätig und hier über die Jahre stark über Akquisitionen gewachsen. Das hat dazu geführt, dass wir mit einem tollen Team aus 800 Mitarbeitenden flächendeckend vertreten sind. Allerdings steckt in den Prozessen noch Optimierungspotenzial und auch beim Portfolio können wir uns noch breiter aufstellen. Ausserdem kann die Zusammenarbeit der Systemhäuser, Lizenzspezialisten und Handelsgesellschaften noch verstärkt werden. Wir haben das in Deutschland in den vergangenen vier Jahren aktiv und sehr erfolgreich vorangetrieben – in der Schweiz wird uns das auch gelingen.

Wie verlief das Schweiz-Geschäft in den letzten Jahren?

Wir sind gewachsen, aber nicht mit der Dynamik, die möglich ist. Die Schweiz ist für uns der zweitgrösste Markt und daher sehr wichtig. Deshalb das Wachstumsprogramm. Wir schaffen damit strukturell und organisatorisch die Voraussetzungen, die sehr gute Arbeit der Schweizer Kolleginnen und Kollegen noch besser zu unterstützen.

Wie viele dieser Mitarbeiter werden im Rahmen der Umstrukturierung ihre Stelle verlieren?

Es ist kein Mitarbeiterabbau geplant. Im Gegenteil, wir brauchen für die Umsetzung der geplanten Wachstumsoffensive die Menschen an Bord. Es sind organisatorische und strukturelle Stellhebel, an denen wir ansetzen. Bei den Kolleginnen und Kollegen setzen wir ganz klar auf die Weiterqualifizierung, auf den Ausbau des Know-hows und den Aufbau neuer Competence Center. Das sind tolle Chancen.

Die Medienmitteilung zum Projekt 'Schweiz 2020' las sich fast, als sollten Sie die Zügel in die Hand nehmen und René Regez, Geschäftsführer Bechtle Schweiz, werde zu einer Art Hilfsarbeiter degradiert.

Überhaupt nicht. René Regez hat ja nach wie vor für das gesamte Jahr 2014 die Verantwortung für die Bechtle Systemhäuser in der Schweiz. Er wechselt dann zum 1. Januar 2015 in den Verwaltungsrat der Bechtle Holding Schweiz AG. Also der Gesellschaft, die über allen Aktivitäten von Bechtle in der Schweiz steht. Ich selbst bringe 18 Jahre Erfahrung mit. Darüber machen wir Synergien nutzbar und das ist sicher ein kluger Weg, das Wachstumsprogramm zügig voranzutreiben. René Regez und ich verstehen uns zudem sehr gut und begegnen uns absolut auf Augenhöhe.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und René Regez konkret aus?

René Regez verantwortet wie erwähnt bis zum Jahresende als Bereichsvorstand für die Bechtle Systemhäuser in der Schweiz das operative Geschäft. Wir arbeiten hier eng zusammen. Mit seinem Wechsel in den Verwaltungsrat wird sein Schwerpunkt bei den Kunden- und Herstellerbeziehungen aller Gesellschaften der Bechtle Gruppe in der Schweiz liegen. Ich selbst bin Projektleiter der Wachstumsoffensive 'Schweiz 2020' und werde in enger Abstimmung mit René Regez Massnahmen umsetzen, die zu einem breiteren Lösungsportfolio, mehr Effizienz in den Prozessen und verstärkter Zusammenarbeit der Bechtle Gruppe in der Schweiz führen sollen.

Wie sehen die weiteren Wachstumsziele von Bechtle aus?

Das Wachstumsprogramm heisst ganz bewusst 'Schweiz 2020' und spielt auf unsere Vision an. Sie sieht bis 2020 ein Umsatzziel für den Konzern von 5 Milliarden Euro erbracht von 10'000 Mitarbeitenden vor. Wir sind auch bei der Wirtschaftlichkeit bereits auf einem guten Weg, den Zielwert von fünf Prozent EBT-Marge zu erreichen. In Summe sind die Zielgrössen sehr sportlich, aber erreichbar. Die Schweiz wird dazu sicher einen signifikanten Anteil beitragen.

Welchen Wettbewerbern möchten Sie Marktanteile abjagen?

Unser Ziel ist es, deutlich stärker als der IT-Markt zu wachsen. Und zwar in jedem Jahr. Wir schauen dabei weniger auf den Wettbewerb als darauf, Kunden von Bechtle zu überzeugen und möglichst langfristig für uns zu gewinnen. Unser Marktanteil in der Schweiz gemessen am gesamten IT-Volumen liegt derzeit im einstelligen Prozentbereich. Das Wachstumspotenzial ist also enorm.

Mit ARP und Bechtle direct unterhält Bechtle gleich zwei Handelshäuser. Macht es heute noch Sinn beide aufrechtzuerhalten?

Absolut. Die Mehrmarkenstrategie gilt ja nicht nur für die Schweiz, sondern für insgesamt acht der 14 Länder, in denen Bechtle mit eigenen Gesellschaften vertreten ist. Es gibt keine Pläne, davon abzuweichen.

Werden dann im Rahmen der besseren Verknüpfung der Bechtle-Unternehmen ARP und Bechtle direct zusammengelegt?

Nein, auch eine Zusammenlegung ist nicht vorgesehen. Wir möchten auch im Handelsgeschäft klar wachsen. Um das zu erreichen, wollen wir die Profile unserer drei Handelsmarken schärfen. Comsoft und ARP als originäre Schweizer Marken spielen dabei wichtige Rollen.

Welche Folgen wird die Umstrukturierung für die Bechtle Partner im Fachhandel nach sich ziehen?

Das ist ein wichtiger Punkt. Wir bauen gerade die Bechtle Logistics & Service Schweiz AG auf, zu deren Aufgaben unter anderem die Koordination der Zusammenarbeit mit den Herstellern und Distributoren zählt. Eine solche zentrale Servicegesellschaft gab es bisher in der Schweiz nicht. Das wird die Prozesse verschlanken, Zeit sparen und uns schneller machen. Davon profitieren unsere Partner und natürlich auch die Kunden.

Was bedeutet die Reorganisation für die Kunden der Systemhaus-Sparte?

Wenn unsere Kunden überhaupt Änderungen spüren, dann nur dahingehend, dass sie noch umfassender beraten werden. Wir können ja nur wachsen, wenn wir unseren Kunden ein überzeugendes Infrastruktur- und Lösungsportfolio und zuverlässige Services anbieten. Kunden wollen keine Komplexität – je breiter das Spektrum, das der IT-Partner abdeckt, desto einfacher ist es für den Kunden. Genau das können wir bieten. Wir erfinden ja nichts neu, sondern ergänzen und verbessern. Ich erlebe Bechtle als sehr ehrgeizig, sehr qualitätsbewusst und extrem kundenorientiert. Je besser wir als IT-Partner aufgestellt sind, umso besser für den Kunden.

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