"Schlimmer als Alkohol"

Wenn Google Glass zu viel wird

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Ein Soldat der US-Marine trug Google Glass bis zu 18 Stunden am Tag. Im Alkoholentzug fühlte er sich ohne die Datenbrille gereizt und frustriert. Diagnose der Ärzte: Internetsucht.

Google Glass, Explorer Edition, inklusive Sonnenbrillen-Vorsatz (Quelle: wikipedia.org/wiki/Google_Glass#mediaviewer/File:Google_Glass_Sunglasses.jpg /CC BY-SA 3.0)
Google Glass, Explorer Edition, inklusive Sonnenbrillen-Vorsatz (Quelle: wikipedia.org/wiki/Google_Glass#mediaviewer/File:Google_Glass_Sunglasses.jpg /CC BY-SA 3.0)

Eines gleich vorweg: Der 31-jährige Mann, dem im September 2013 bei der US-Marine im Entzug wegen Google Glass internethabhängig diagnostiziert wurde, hatte schon in der Vergangenheit Probleme. Er kämpfte monatelang gegen Depressionen, Nikotin- und Alkoholsucht.

Doch eine Sucht war am stärksten: Google Glass. Die Datenbrille kaufte er eigentlich, um im Beruf effizienter zu werden. Dann trug er sie ständig. Laut Guardian jeden Tag, bis zu 18 Stunden, zwei Monate lang. Ohne Google Glass war der Soldat der US-Marine gereizt und frustriert, wie der Guardian schreibt. Sogar seine Träume habe er wie durch das kleine Display von Google Glass wahrgenommen.

Was sich anhört wie eine Satire, ist bitterer Ernst. Das berichten Ärzte im Fachmagazin Addictive Behaviors. Der Patient sei eigentlich wegen Alkoholproblemen im Navy's Substance Abuse and Recovery Program (SARP) gewesen. Aufgefallen sei aber vor allem, dass er sich immer wieder an den Kopf gefasst habe, um Google Glass anzuschalten - auch wenn er die Datenbrille gar nicht trug. In der 35-tägigen Abstinenz von Google Glass sei der Patient wieder ruhiger geworden. Sein Kurzzeitgedächtnis habe sich verbessert, schreiben die Ärzte. "Nach unserem Stand des Wissens ist das der erste Fall von Internetsucht im Zusammenhang mit Google Glass", heisst es im Bericht.

Laut Andrew Doan litt der Patient ohne Google Glass an starken Entzugserscheinungen. "Er sagte, es sei schlimmer als mit dem Alkohol", zitiert der Guardian den leitenden Arzt des Suchtprogramms der US-Marine. Die Ärzte stuften den Mann laut der Zeitung als internetabhängig ein. Ein Krankheitsbild, das in der Psychologie umstritten ist. Genau so gut sei es nämlich möglich, dass nicht Google Glass der Sündenbock ist, sondern Symptome anderer Störungen, relativieren die Ärzte.

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