Asut-Kolloquium in Bern

Vor- und Nachteile einer vernetzten Welt

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Am Asut-Kolloquium vom Dienstag diskutierten Branchenexperten über das Internet der Dinge und die Chancen einer vernetzten Welt. Die Szenarien am Vormittag zeichneten ein durchwegs positives Bild. Bis auf einen Referenten.

Rund 400 Vertreter der Energie-, Telekommunikations- und IT-Branche trafen sich heute Dienstag am Asut-Kolloquium im Berner Kursaal. Der Schweizerische Verband der Telekommunikation hatte unter dem Motto "Switzerland online – alles vernetzt!" eingeladen. Ziel war, sich über verschiedene Aspekte der zunehmenden Vernetzung auszutauschen.

Die Referenten am Vormittag boten einen Überblick über den aktuellen Stand und die voraussehbare Entwicklung der Netze und Dienstleistungen in der Schweiz. Friedemann Mattern, Informatikprofessor an der ETH Zürich, sprach über das Internet der Dinge, kurz IoT (Internet of Things). Früher, so Mattern, habe man davon geträumt, dass eine Hausfrau in Zukunft (in einem aus heutiger Sicht komplizierten Prozess) Milch über einen Computer bestellen kann. Heute verzeichneten wir eine stetig steigende Nutzung von Smartphones und eine sinkende Bedeutung des Telefonierens. Im Zug sehe man kaum noch Menschen Bücher lesen, stattdessen seien sie alle auf ihr Smartphone konzentriert. "Ich bin praktisch der Einzige, der das nicht macht, und stattdessen Löcher in die Luft starrt."

Warum überhaupt?

Die steigende Vernetzung sei die Basis für das Internet der Dinge. Warum aber sollte der Mensch mit alltäglichen Dingen kommunizieren wollen? "Weil wir es können", antwortete Mattern, "es ist einfach der nächste, logische Schritt." Die Bewegung sei derzeit vor allem durch den Wunsch getrieben, die vorhandenen technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, nicht aber durch einen Markt oder ein wirkliches Bedürfnis. "Aber dieses Bedürfnis wird kommen", prophezeite er. Um damit wird auch ein neuer Markt heranwachsen.

Als mögliche Beispiele für das IoT nannte Mattern die Möglichkeit, mit Zimmerpflanzen zu kommunizieren, also Werte wie Feuchtigkeit und Nährstoffe in der Erde zu messen, und diese via Smartphone-App anzuzeigen und somit auch den Zustand der Pflanze zu überprüfen. Weitere Möglichkeiten wären, die Heizung fernzusteuern und damit Energie zu sparen. Oder eine App zu nutzen, die einem sagt, ob die betagten Eltern ihre Dusche oder ihren Wasserhahn bereits benutzt haben und ob es demnach einen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. "Unsere Enkel werden uns fragen, wie wir in einer Welt leben konnten, die nicht 'responsive' war, also nicht reagiert hat. Und ob wir uns nicht verloren fühlten."

Auf Mattern folgte Heinz Herren, CIO/CTO und Mitglied der Konzernleitung von Swisscom. Er zeigte auf, welches Potenzial der Wechsel zu einer einheitlichen Netzarchitektur (All IP) über das Internetprotokoll bietet. Und Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, begrüsste die Netzkonvergenz als Chance für Energiewirtschaft und ICT-Branche.

Es gibt auch Gefahren

Nicolas Mayencourt, CEO des IT-Security-Unternehmens Dreamlab Technologies, zeichnete im Gegensatz zu seinen Vorrednern ein etwas anderes Bild der vernetzten Welt auf. In einem düsteren (aber auch ehrlichen und realistischen) Referat, stellte er die Frage, ob wir uns in Zukunft wohl alle gegenseitig bespitzeln werden. Er zeigte zudem die Gefahren der steigenden Vernetzung auf. Ausserdem betonte er, wie wichtig es sei, die eigene IT-Security wirklich im Griff zu haben, und nicht einfach darauf zu vertrauen, das bestimmt alles unter Kontrolle ist.

Anhand eines anonymisierten Vorfalls, der sich tatsächlich so ereignet hatte, zeigte Mayencourt ausserdem auf, wie Dreamlab die Angriffswerkzeuge einer Cybercrime-Organisation genutzt hatte, diese zu identifizieren. Dabei habe sich herausgestellt, dass hinter den Angriffen nicht nur ein einziges Unternehmen stand, sondern mehrere, die einander gegenseitig konkurrierten.

Beispiele aus der Praxis

Die Nachmittagssessionen sind konkreten Umsetzungsbeispielen gewidmet. Daniel Roner von Belimo Automation und Patrick Burkhalter von Ergon Informatik werden beispielsweise erläuterten, wie sich mit intelligenten Sensoren und Aktoren neue Lösungen für das Internet der Dinge umsetzen lassen.

Die Präsentationen können ab 5. November 2014 von der Asut-Website heruntergeladen werden. In den nächsten Tagen werden zusätzlich kurze Videostatements einzelner Referenten und Teilnehmenden unter folgendem Link aufgeschaltet.

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