Neue Server und Cloud-Verkaufsplattform

Dell World 2014: Michael Dell zündet Produktfeuerwerk

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Am zweiten Tag der Dell World 2014 hat Michael Dell in seiner Keynote neue Server vorgestellt. Ferner präsentierte das Unternehmen seine Cloud-Verkaufsplattform Cloud Marketplace.

Trotz Dauerregen geht die Dell World 2014 im texanischen Austin unbeirrt weiter. Der zweite Messetag hielt für die Besucher gleich zwei Keynote-Vorträge bereit. Die Opening Keynote am Morgen war wohl das Highlight der gesamten Messe – wenn man von der Besucherzahl ausgeht. In einer einstündigen Rede klärte Michael Dell, CEO des gleichnamigen PC-Herstellers, vor einem gefüllten Saal über den Stand des Unternehmens auf. Dabei präsentierte er auch die neuen Dell-Produkte erstmals der Öffentlichkeit.

In dieser ungewissen Zeit in der sich die grossen Namen der Branche spalten, könne man sich auf Dell verlassen, sagte der Firmenchef. Ein Seitenhieb gegen Branchengrössen wie HP und Symantec, die eine Ausgliederung von Unternehmensbereichen planen. "Die Privatisierung hat uns erlaubt, all unsere Energie und Ressourcen darauf zu konzentrieren, Profit und Erfolg für unsere Kunden und Partner zu generieren", erklärte der CEO dem Publikum.

Rechen- und Speicherleistung in einem Gehäuse

Dell investierte seine Ressourcen in neue Produkte: Der Hersteller hat sein Portfolio von IT-Lösungen für Rechenzentren unter anderem mit den konvergenten Infrastrukturlösungen Poweredge FX und FX 2 erweitert. Beide Lösungen würden Rechen- und Speicherleistungen in einem Gehäuse vereinen, verspricht der Hersteller.

Ein Gehäuse bietet bis zu sechs Poweredge-Servereinschüben Platz. Die Infrastrukturlösung FX2 bietet eine Dichte von bis zu 40 Zwei-Sockel-Servern in zehn Höheneinheiten.

Kostengünstiger All-Flash-Array

Gemäss Michael Dell war der zweite Messetag zugleich Startschuss für die Auslieferung der Storage Arrays der PS4210-Serie. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen sollen die neuen Arrays über höhere Leistung und mehr Anschlussmöglichkeiten verfügen. Ein PS4210-Gerät biete laut Michael Dell ein Speichervolumen von bis zu 48 Terabyte. Der Preis für die Arrays beginne bei etwa 15'000 US-Dollar. Als optimale Einsatzorte sieht der Hersteller eher kleinere bis mittlere virtualisierte Rechenzentren.

Mit dem Modell SC4020 will der Hersteller ein All-Flash-Enterprise-Storage-Array zum günstigen Preis anbieten. 25'000 Dollar verlangt der Hersteller für den Speicher. Im Vergleich zu konventionellen Festplatten mit beweglichen Teilen, biete die All-Flash-Lösung eine deutlich höhere Leistung. Falls nötig könnten die SC4020-Systeme um rotierende Festplatten ergänzt werden.

Die Kraft eines Diesel-Lasters in der Form eines Mini Coopers

Mit einem Speicherplatz von 720 Terabyte sei der DCS XA90 für den kommenden Exa-Massstab entwickelt worden, erklärte Dell. In einem Chassis sollen bis zu 90 3,5-Zoll-Festplatten Platz finden. Mit einem einzelnen XA90-Server-Rack könnte man 279 Jahre an HD-Filminhalten oder 2,5 Milliarden Bilder speichern. Die Server-Reihe biete "die Kraft eines Diesel-Lastwagens in der Form eines Mini Coopers" sagte der CEO über die neuen Produkte.

Ungebrochene Treue zum PC

Michael Dell brachte auch das ursprüngliche Kerngeschäft des Unternehmens zur Sprache: den PC. Einige Hersteller würden sich aus dem Geschäft zurückziehen, nicht so aber Dell. Weiterhin stark in diese Sparte zu investieren, war schon bei der Privatisierung ein wichtiges Vorhaben für ihn. "Wir werden auch weiterhin im PC-Markt bleiben", sagte Michael Dell während seinen Ausführungen über den PC.

Die Strategie gehe auf für den Hersteller. Während die Anzahl ausgelieferter PCs auf dem US-Markt um 4,3 Prozent zunahm, verzeichnete Dells PC-Sparte in dem Markt einen Anstieg von 19,7 Prozent. Der CEO ging sogar so weit zu behaupten, ohne Dells Anteil wäre der amerikanische PC-Markt lediglich um 0,2 Prozent gewachsen.

Podiumsdiskussion zum Thema Data Economy

Der zweite Teil der Opening Keynote bestand aus einer Podiumsdiskussion, moderiert durch Geoff Colvin von der Zeitschrift Fortune. In der Gesprächsrunde kamen verschiedene Experten zum Thema Data Economy zu Wort. "Die Datenmenge wächst exponentiell. Das bedeutet aber nicht, dass das Informationsvolumen gleichermassen zunimmt", sagte Thomas Hill, Software-Analyst bei Dell.

Unternehmen sollen nicht einfach ihre Daten zu grossen Datenmengen zentralisieren, sondern die Informationen sinnvoll bündeln. "Wer Informationen sammelt, der sammelt auch Verantwortungen", führte Hill ferner aus. Er machte sich stark für ein transparentes System. In diesem solle klar ersichtlich sein, wer welche Daten aus welchen Gründen sammelt.

"Wir wollen die Cloud auf Dell.com verkaufen"

Wie John Swainson, Präsident von Dell Software, in einer Pressekonferenz erklärte, sei seine Abteilung zugleich die neuste und kleinste Sparte des Unternehmens. Die Abteilung weise jedoch ein rasches Wachstum vor. Die Software-Sparte will die Verwendung von IT möglichst vereinfachen und so eine Wertsteigerung für den Kunden herbei führen.

Im Rahmen der Konferenz wurde die neue Plattform Cloud Marketplace vorgestellt. Die Verkaufsplattform ging am zweiten Messetag in die öffentliche Beta. "Wir wollen unsere  Cloud-Software und -Dienstleistungen auf Dell.com verkaufen", erklärte Nnamdi Orakwue, Vizepräsident Software Strategie, Operations & Cloud. Der Hersteller arbeitet hierfür eng mit seinen Cloud-Partnern Amazon, Google und Joyent zusammen.

Das Angebot richte sich zwar eigentlich an das Mittlere Marktsegment, sei aber auch skalierbar für kleinere sowie grössere Betriebe. In der Zukunft könnte die Plattform den Channel-Partnern als White-Label-Lösung zur Verfügung gestellt werden, sinnierte Swainson. Weitere Cloud-Partner für die Plattform zu gewinnen, sei jedoch ein definitives Ziel für ihn.

"Ist das noch mein Nutzer?"

Anschliessend erzählte Jai Menon, Chief Research Officer, dem Publikum etwas über aktuelle Forschungsarbeiten innerhalb Dells. So arbeite das Unternehmen etwa an einem Projekt zur kontinuierlichen Authentifikation. Anstelle einer einmaligen Passworteingabe, sollen sich Geräte künftig konstant fragen "Ist das noch mein Nutzer?"

Geräte sollen sich etwa merken, wie kräftig Anwender auf die Tasten drücken oder auf welche Art sie über den Bildschirm wischen. Sobald das Gerät nicht mehr sicher ist, wer mit ihm arbeitet, könnte es beispielsweise eine erneute Aufforderung zur Passworteingabe verlangen.

Die digitale Welt von morgen

Der zweite Keynote am Nachmittag stand ganz im Zeichen der digitalen Wirtschaft. In einer lockeren und amüsanten Art sprachen die Redner über den Einfluss digitaler Technologien auf das Alltagsleben. Den Anfang machte Alexis Ohanian, Mitbegründer der Webiste Reddit. Sein Referat lief darauf hinaus, dass Nutzer heutzutage nicht länger nur Konsumenten seien, sondern auch Erschaffer. Im Zeitalter von Startups und Crowdfunding sei es leichter als je zuvor, mit seinen eigenen Ideen zu Erfolg zu kommen.

Anschliessend fassten die MIT-Forscher Erik Brynjolfsson und Andrew McAffee die Theorien aus ihrem Buch "The Second Machine Age" zusammen. Sie stellen darin den aktuellen digitalen Wandel auf eine Stufe mit der industriellen Revolution. Intelligente Maschinen seien in den letzten zehn Jahren nicht nur wesentlich intelligenter, sondern auch viel billiger geworden. Ein wichtiger Durchbruch seien dabei Maschinen wie IBMs Watson, die bereits über eine gewisse Lernfähigkeit verfügten.

Es sei jedoch wichtig sich bewusst zu werden, dass diese Technologien trotz all ihrer Intelligenz Werkzeuge blieben. "Wenn diese Werkzeuge dazu verwendet werden, die Welt nicht besser sondern schlechter zu machen, so haben wir als Nutzer versagt" erklärte Brynjolfsson.

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