Netapp Insight 2014 Berlin

Netapps Wette auf die Zukunft

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Speicherhersteller Netapp trifft diese Woche in Berlin seine Partner und Kunden zur Insight. An der Hausmesse dreht sich alles um Technik und Zertifizierungen. Doch was damit anfangen? Netapp-CEO Tom Georgens ist extra nach Berlin gereist, um die Strategie des Herstellers zu erklären.

Netapp hat seine Partner nach Berlin zu seiner Hausmesse Insight eingeladen. In 275 Zertifizierungskursen und über 20 Labs können sich diese Woche Techniker über die neusten Entwicklungen des Speicherherstellers informieren, mit Spezialisten von Netapp diskutieren und sich mit anderen Partnern austauschen. Erstmals lud Netapp zu seinem Event auch Kunden ein. Unter dem Motto "Together we can" sollen in Berlin Netapps Techniker, Partner und Kunden zusammenkommen und gemeinsam Ideen schmieden, wie CEO Tom Georgens in seiner Eröffnungsrede am Dienstag den 3000 Besuchern erklärte.

Für Georgens ist klar: An der Cloud, genauer gesagt an der hybriden Cloud, führt kein Weg vorbei. Nächstes Jahr würden bereits drei von vier Unternehmen, und damit die deutliche Mehrheit, die Cloud in irgendeiner Weise für ihr Unternehmen einsetzen. Interessant war ein Kommentar am Tag zuvor, als Georgens gegenüber den Medien die Frage stellte, ob die Cloud eine Gefahr sein könnte für Netapp. "Möglicherweise", beantwortete der Netapp-Chef seine Frage gleich selbst. Aber Netapp wolle diese Gelegenheit lieber beim Schopf ergreifen, statt sie saussen zu lassen und einfach nur weiterhin Storage herzustellen.

Storage-Hardware wird Commodity

Denn auch bei Netapp wird Storage als Massenware angesehen, wie Thomas Stanley in einem Gespräch verdeutlichte, als Global Partner Sales and Alliances, zuständig für Technologie- und Channel-Partner. Im Vordergrund stehe das Datenmanagement, das in einer Welt, in der die Cloud zum Alltag gehört, von wichtiger werde. Netapp adressiert die Adaption der hybriden Cloud auf mehrere Arten.

Das Programm Netapp-Private-Storage (NPS) wurde erweitert. Bisher arbeitete der Hersteller mit Amazon und Microsoft zusammen. Neu kooperiert der Speicherhersteller auch mit der IBM-Tochter Softlayer. Mit Equinix bietet Netapp überdies neue Hosting- und Housing-Services an. Eine clevere Ergänzung, da der Colocation-Anbieter auch Infrastruktur von AWS und Azure beherbergt.

Netapp Data Fabric - Alles soll mit allem funktionieren

Mit der Verschiebung der IT in Richtung Cloud wird sich Netapp, wie andere Speicherhersteller auch, etwas einfallen lassen müssen, um nicht nur als Techniklieferant herhalten zu müssen. Netapps Schlüssel um diesem Schicksal entgegenzutreten wird Data Ontap. Netapps Software für Datenmanagement und wohl auch wirksamstes Mittel im Kampf um die Cloud-Kundschaft, erhielt ein Upgrade von Version 8.2.2 auf 8.3. Ein zentrales Feature von Data Ontap ist, dass sich unterschiedliche Speicher von verschiedenen Herstellern unter einer Software verwalten lassen. Neu soll das auch mit Cloud-Umgebungen möglich sein. Egal ob diese On-Premise oder bei einem externen Anbieter betrieben werden.

Netapps Ingenieure entwickelten darüber hinaus Cloud Ontap. Eine Software, die es erlaubt, Storage-Umgebungen mit Ontap in der Public Cloud von Amazon Web Services einzurichten. Und das möglichst einfach: "Sie können jetzt auf ihrem Smartphone in weniger als 10 Minuten eine Umgebung mit Ontap auf AWS einrichten", rief Georgens Kollege George Kurian, Executive Vice President den Bereich Product Operations bei Netapp, den Besuchern zu. Kostenpunkt: 5 US-Dollar pro Stunde.

Netapp verfolgt mit all den Neuerungen ein Ziel: Anwender sollen mit einer Speicherumgebung unterbrechungsfrei arbeiten können. Kurian nennt das Prinzip Data Fabric (Datengewebe). Kurian verglich die aktuelle Lage der Cloud mit den Anfängen des Internets. Da habe auch jeder der grossen Hersteller eigene Netzwerkprotolkolle verwendet. Ein nahtloser Übergang zwischen den Systemen sei hingegen kaum möglich gewesen. Die Message scheint klar. Die Cloud muss eine reife Technologie werden, die man einfach nutzt.

Georgens Wette auf die eigene Zukunft

Für Netapp steht hinter dem Ansatz auch eine Wette auf die eigene Zukunft. So hatte Netapp mit der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende 70 Prozent seiner Kunden verloren und musste sich wieder aufraffen, wie Georgens an einem Presseroundtable erzählte. Als die Virtualisierung aufkam, hätten Aussenstehende den Hersteller erneut abgeschrieben.

Doch die Virtualisierung kam Netapp eher zugute. Um aus der Cloud-Wette als Gewinner hervorzugehen, investiert der Hersteller in entsprechende Software-Technik. Das soll auch den Kunden signalisieren, dass ihre Investitionen in Netapp-Technik auch morgen noch Bestand haben werden. In Zeiten knapper werdender IT-Budgets eine kaum zu unterschätzende Botschaft. Georgens sprach den auch wiederholt vom Investionsschutz für die Kunden.

Das war auch als Seitenhieb gegen Start-ups im Storage-Umfeld gemeint wie Violin, Nimble oder Pure Storage. Geschwindigkeit sei eben nicht alles. Anwender müssten auch Funktionen angeboten bekommen, die traditionelle Hersteller bereits in ihren Programmen haben, wie etwa Deduplizierung, Kompression von Daten, etc. Was eher für Netapp sprechen könnte, sind andere Qualitäten. Etwa wie lange ein Kunde bereits mit Netapp-Lösungen arbeitet und ob er bereit ist, auf ein neues System umzusteigen.

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