ICT-Branche äussert sich zum SNB-Entscheid - Teil 2

Gestern entschied die Schweizerische Nationalbank (SNB), den Euro-Mindestkurs zum Franken aufzuheben. Ein Schock für die Finanzwelt, der Entscheid sorgte nicht nur an der Schweizer Börse für Katerstimmung. Die Redaktion hat bei der Schweizer ICT-Branche nachgefragt, wie sie die Auswirkungen einschätzen.

Im Vorteil dank internationalen Aktivitäten

Für Distributor Ingram Micro kommt der Schritt der SNB wie wahrscheinlich für die meisten Marktteilnehmer überraschend. Chief Financial Officer Heinz Rättich glaubt, dass er den Unternehmen die Planungssicherheit nimmt. Er verbindet den Entscheid mit negativen Folgen, etwa für die Exportindustrie. Der damit verbundene Rückgang des Wirtschaftswachstums werde auch die Investitionen in die IT-Infrastruktur voraussichtlich bremsen.

Heinz Rättich glaubt, dass Ingram Micro als Tochtergesellschaft eines internationalen Konzerns in der Lage sei, Risiken aus Wechselkurschwankungen auf täglicher Basis zu minimieren. Zudem könne der Distributor die günstigeren Einkaufspreise sehr zeitnah an die Kunden weitergeben.

Pcp.ch hat seine Preise bereits an den neuen Euro-Wechselkurs angepasst, laut eigener Aussage als erster Schweizer Onlinehändler. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt, kalkulierte es die Preise von rund einem Drittel des Angebots neu. Die Folge sind um bis zu 15 Prozent tiefere Preise. Pcp.ch erklärt dies ebenfalls mit seinen internationalen Aktivitäten. Weil das Unternehmen eigene Einkaufsgesellschaften in Deutschland und Österreich betreibt, könne es die Einkaufsvorteile sofort und direkt an die Kunden weitergeben.

IT abhängig vom US-Dollar

Der Online-Händler Brack.ch, will laut CEO Markus Mahler nicht übereilt handeln. Mahler verspricht aber, günstigere Einkaufspreise direkt an die Kunden weiterzugeben. Er bemerkt jedoch, dass die IT-Industrie vom US-Dollar abhängiger ist als vom Euro. Manche Konsumenten dürften nach Ansicht von Mahler wegen der tiefen Preise kurzfristig ausländische Marktteilnehmer bevorzugen, andere Faktoren wie Liefergeschwindigkeit, Verfügbarkeit und Support-Erreichbarkeit würden für die Kunden aber auch eine wichtige Rolle spielen.

Bei Distributor und Assemblierer Littlebit hat der Entscheid der SNB so viel aufgelöst, dass das Unternehmen auf verschiedenen Ebenen reagiert. Zeit für Interviews bleibt dabei keine. Geschäftsführer André Niederberger will sich zu diesem Zeitpunkt ganz auf die neue Situation konzentrieren.