Schweizer Telkos könnten betroffen sein

NSA hackt angeblich SIM-Karten-Hersteller

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Gemäss einem Dokument von Snowden haben der britische und der amerikanische Geheimdienst die Verschlüsselungscodes von SIM-Karten-Hersteller Gemalto gestohlen. Schweizer Telkos könnten betroffen sein.

Selbst zwei Jahre nachdem Whistleblower Edward Snowden die geheimen Dokumente der amerikanischen Nachrichtendienste offengelegt hat, kommen weitere Enthüllungen ans Licht. Die NSA und das britische Pendant GCHQ sollen 2010 die Verschlüsselungscodes des niederländischen SIM-Karten-Herstellers Gemalto gestohlen haben. Dies berichtet die auf Snowdens Enthüllungen spezialisierte Seite The Intercept.

Wenn ein Hacker im Besitz der Verschlüsselungscodes ist, stellt die Enkryption für ihn keine Herausforderung mehr dar. Gemäss dem Bericht haben die Nachrichtendienste auf diese Weise weltweit Gespräche belauscht und sich Zugang zu den Daten von Handy-Nutzern verschafft.

In einer Stellungnahme erklärt der Hersteller, dass er die Meldung zu diesem Zeitpunkt nicht verifizieren kann. Der Bericht werde aber sehr ernst genommen. Nach eigenen Angaben wehrte das Unternehmen in der Vergangenheit verschiedene Hacker-Angriffe ab. Ob zwischen diesen Ereignissen und dem vermeintlichen Diebstahl durch die NSA und die GCHQ ein Zusammenhang bestehe, kann das Unternehmen ebenfalls noch nicht bestätigen.

Schweizer Telkos könnten betroffen sein

Der Hersteller produziert an die zwei Milliarden SIM-Karten pro Jahr. Zu den Abnehmern gehören namhafte Telkos wie etwa AT&T, T-Mobile, Verizon oder Sprint – und auch Schweizer Anbieter.

Wie Swisscom-Mediensprecher Olaf Schulze auf Anfrage mitteilt, hat der Schweizer Telko mehrere Lieferanten von SIM-Karten. Gemalto ist einer davon. Ob und inwiefern die Karten des Unternehmens betroffen sind, sei aktuell in Abklärung. Sollte dies der Fall sein, werde das Unternehmen rasche Gegenmassnahmen ergreifen.

Bei Orange sieht die Situation ähnlich aus. Der Telko "arbeitet mit verschiedenen SIM-Kartenlieferanten zusammen. Gemalto ist einer davon", erklärt Unternehmenssprecherin Therese Wenger. Der Telko sei in Kontakt mit dem Hersteller wegen möglicher Sicherheitslücken. Wie Wenger erklärt, bestehe die Möglichkeit auf andere Hersteller auszuweichen, sollte Orange betroffen sein.

Auch Sunrise analysiert das Geschehen genau und hat Kontakt aufgenommen mit seinen SIM-Karten-herstellern, wie Mediensprecher Markus Werner mitteilt. Sunrise zählt ebenfalls zu den Kunden von Gemalto. Der Telko habe aber keinerlei Hinweise darauf, dass Verschlüsselungscodes für die von ihnen verwendeten SIM-Karten betroffen seien. 

Parlamentarier fordert rasche Aufklärung

In den Niederlanden ist die Verärgerung über den Vorfall gross. Der Parlamentarier Gerard Schouw von der sozialliberalen D66-Partei etwa plädierte auf Twitter für eine rasche Aufklärung. Dass ausländische Geheimdienste in den Niederlanden ohne Bewilligung digital spionieren würden, sei inakzeptabel, zitiert ihn die Zeitung De Telegraaf.

Übersetzung: #D66 will eine schnelle Aufklärung der Spionage durch ausländische Geheimdienste in den Niederlanden. 

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