Schweizer Smartphone-Markt am Zenit

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von Fabian Pöschl

Die Geschäfte im Smartphone-Markt haben lange Zeit floriert. Doch dieses Jahr sollen die Umsätze ­zumindest in der Schweiz ins Negative drehen. Dafür gibt es einige Gründe.

In der Schweiz haben die Verkäufe von Mobiltelefonen, Smartphones und Tablets in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Wie GfK Switzerland berichtet, stieg die Anzahl verkaufter Geräte von 2,937 Millionen Stück im Jahr 2006 um 62 Prozent auf 4,77 Millionen Geräte im vergangenen Jahr. Dieser Anstieg sorgte auch für einen kräftigen Umsatzschub. Verkaufte der Schweizer Handel im Jahr 2006 noch Mobiltelefone, Smartphones und Tablets im Wert von 927 Millionen Franken, kassierte er acht Jahre später 1,757 Milliarden Franken und damit fast 90 Prozent mehr.

Doch das Wachstum scheint endlich, der Markt gesättigt. Laut GfK Switzerland sanken die Verkäufe im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2013 um 3 Prozent. Zwar nahm der Umsatz im selben Zeitraum nochmals um 2 Prozent zu. Doch der Rückgang soll auch dieses Jahr weitergehen. GfK rechnet mit 4,575 Millionen verkauften Geräten, was einem Minus von 4 Prozent entspräche. Ebenfalls um 4 Prozent auf 1,681 Milliarden Franken soll der Umsatz in diesem Jahr fallen.

Geringe Nachfrage nach Featurephones

Für diesen Rückgang gibt es mehrere Gründe. Der Markt für Mobiltelefone ohne Internetanschluss, sogenannte Featurephones, hat in der Schweiz mittlerweile fast keine Bedeutung mehr. Der Anteil sank seit 2007 kontinuierlich, als Apple das erste iPhone vorstellte. Damals verkaufte der Schweizer Handel noch mehr als 3 Millionen solcher Geräte, dieses Jahr sollen es nur noch etwas mehr als 300 000 Stück sein. Dementsprechend sank auch der Umsatz von fast 950 Millionen im Jahr 2007 auf prognostizierte 13,9 Millionen Franken im Jahr 2015. Fast identische Zahlen weist der Branchenverband Swico aus. 2014 wurden laut Swico mit 3,6 Millionen Mobiltelefonen über 5 Prozent mehr verkauft als 2013. Smartphones erreichten dabei einen Marktanteil von 85,9 Prozent. Dieselbe Entwicklung findet in ganz Westeuropa statt. Featurephones zeigen laut Marktforscher IDC nur noch für 2,2 Prozent des Gesamtumsatzes von 62,4 Milliarden US-Dollar verantwortlich. Inzwischen hätten 7 von 10 Westeuropäern ein Smartphone, schreibt IDC-Analyst Francisco Jeronimo.

Smartphones zum Tiefpreis

Die Zeit gehört den Smartphones. Von rund 100 000 Geräten für über 75 Millionen Franken im Jahr 2007 wuchs der Markt auf über 3,1 Millionen Stück im Wert von über 1,36 Milliarden Franken im vergangenen Jahr. Dabei betrug das Wachstum im letzten Jahr nochmals 18 Prozent bei den verkauften Geräten und 10 Prozent beim Umsatz im Vergleich zum Jahr 2013. Die Entwicklung soll im laufenden Jahr aber drehen. GfK erwartet zwar noch mehr verkaufte Geräte, der Umsatz soll aber leicht um weniger als 1 Prozent fallen.

Weltweit wurden vergangenes Jahr laut dem Marktforscher Gartner über 1,2 Milliarden Smartphones an Endkunden verkauft. Dies entspricht einem Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Android baute seinen Marktanteil um zwei Prozentpunkte aus und kam 2014 auf 80,7 Prozent. iOS und Windows lagen beide leicht unter dem Vorjahreswert mit 15,4 beziehungsweise 2,8 Prozent. In diesem Jahr rechnet Gartner mit einem weltweiten Wachstum um 3,7 Prozent und rund 1,9 Milliarden verkauften Geräten.

Der Smartphone-Markt wird fragmentierter. Mehr Hersteller kommen dazu, Gigaset beispielsweise will nach Tablets nun auch Smartphones produzieren. Selbst Nokia, das ­seine Rechte an Microsoft verkaufte, denkt laut mehreren Quellen an eine Rückkehr ins Erfolg versprechende Smartphone-Geschäft nach. Viele Hersteller bieten mittlerweile Smartphones zum kleinen Preis. Schon für unter 100 Franken sind Smartphones teilweise erhältlich. Das drückt auf den Gesamtumsatz.

Historisches im Tablet-Markt

Die Entwicklung bei den Tablets verläuft ähnlich wie bei den Smartphones. Seit 2010, als Apple sein erstes iPad vorstellte, wuchs der Markt ebenfalls stark. Wurden vor fünf Jahren noch 120 000 Geräte im Wert von 103 Millionen Franken verkauft, war es 2013 mit 1,15 Millionen Geräten für über 430 Millionen Franken fast das Zehnfache. Der Tablet-­Markt nahm aber schon im vergangenen Jahr um gut 100 000 Geräte und um über 65 Millionen Franken ab.

2015 sollen es mit 950 000 Geräten im Wert von 304 Millionen Franken nochmals um einiges weniger sein. Weltweit betrachtet verläuft das Tablet-Geschäft aber immer noch erfolgreich. Im Vergleich zum Jahr 2013 wurden laut IDC über 10 Millionen mehr Tablets abgesetzt, was einer Steigerung von 4,4 Prozent auf rund 230 Millionen Einheiten entspricht. Die deutsche Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationsforschung (GfU) glaubt, dass die mobile Mediennutzung den Markt zusätzlich beflügeln werde. Doch die Tendenz scheint klar. Den Tablets machen die sogenannten Phablets zu schaffen. Die grossformatigen Smartphones finden reissenden Absatz. Weltweit stiegen die Absätze laut IDC im vergangenen Jahr um 174 Prozent. Der Markt wird dominiert von Apple, Samsung und LG. Vier von fünf Geräten weltweit stammten 2014 von diesen Entwicklern. Andere Hersteller wachsen aber schneller. Hersteller wie Lenovo und Huawei konnten um über 26 Prozent bei Phablets zulegen. Huawei machte zuletzt mit der Ankündigung eines 6,8-Zoll-Smartphones auf sich aufmerksam. Das Modell Huawei P8 Max stösst damit fast schon in Tablets-Dimensionen vor. Das XXL-Modell lässt sich aber immer noch in die Hosentasche stecken, wie Richard Yu, CEO von Huaweis Consumer-Business-Sparte, während der Produktvorstellung in London demonstrierte.

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