Vis-à-vis

"Die Schweizer Partner haben ein ­unglaublich grosses Know-how"

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Das deutsche Softwarehaus G Data feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Das Unternehmen wirbt mit "Trust in German ­Sicherheit". Was steckt dahinter? Matthias Malcher spricht über die Geschichte, die Technologie und über die Partner.

Matthias Malcher ist Country Manager für Österreich und die Schweiz bei G Data. (Quelle: Netzmedien)
Matthias Malcher ist Country Manager für Österreich und die Schweiz bei G Data. (Quelle: Netzmedien)

Nach dem ersten Virenscanner für den Atari ST entwickelte G Data ab 1993 einen Routenplaner, Telefonbuch-CDs, Software für Fotobearbeitung und DVD-Kopierprogramme. Heute ist das alles Geschichte. Warum der Fokus auf Sicherheit?

Matthias Malcher: Mit dem Virenscanner für den Atari waren wir 1987 der erste Anbieter, der überhaupt eine kommerzielle Antiviren-Software auf den Markt brachte. Lange vor allen anderen grossen Namen, die sich heute in der Branche tummeln. Der Erste, der nach uns kam, dürfte Anfang der 1990er-Jahre Dr. Solomon gewesen sein. Mit der voranschreitenden Digitalisierung der Geschäftsprozesse gaben wir die anderen Geschäftsfelder 2007 auf, um uns ausschliesslich auf die Entwicklung von IT-Sicherheitslösungen zu konzentrieren.

Haben Sie diese anderen Geschäftsfelder verkauft?

Wir haben die Lösungen einfrieren lassen. Produkte wie der Routenplaner verloren ab Mitte der 2000er-Jahre ihre Attraktivität. 2005 startete Google Maps und bot alle Informationen kostenlos im Netz an. Zudem waren GPS-Geräte mit einem Mal sehr preiswert. 2007 bekam man ein vollwertiges GPS-Gerät für 150 bis 200 Euro. Wir entschieden uns deshalb, unser Verlagsgeschäft komplett einzustellen.

Sie sind seit 1997 bei G Data und seit 2007 Country Manager für Österreich und die Schweiz. Was hat sich seither noch verändert?

Als ich bei G Data anfing, waren wir ein noch sehr kleines Unternehmen. Wir hatten rund 25 Mitarbeiter. Heute sind es über 400. Wir haben uns seither vom klassischen B2C-­Geschäft gelöst und bieten heute professionelle B2B-­Lösungen.

Gab es strukturelle Änderungen? Bei der Entwicklung Ihrer Software beispielsweise?

Die gesamte Programmierung fand schon von Anfang an bei G Data in Bochum statt. Alle Entwickler sitzen bei uns im Haus. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.

Warum nicht?

Wer das Siegel «Made in Germany» verwenden möchte, muss sich an klare Vorgaben halten. Für uns sind das die des deutschen Bundesverbandes für IT-Sicherheit, Teletrust. Nach diesen Vorgaben muss die gesamte Entwicklung in Deutschland stattfinden. So können wir auch garantieren, dass wir nach deutschen Datenschutzregeln entwickeln. Und die zählen nun einmal zu den strengsten der Welt.

Helfen Ihnen diese strengen Regeln?

Gerade in den letzten zwei, drei Jahren kommt uns das tatsächlich zugute. Wir haben sehr viele Anfragen von Unternehmen, die nach einer Sicherheitslösung suchen, die aus Deutschland kommt.

Und das, obwohl der Deutsche Nachrichtendienst der NSA bei ihren Bespitzelungen offenkundig fleissig geholfen hat?

Das zeigt, wie wichtig es ist, einen Hersteller einzusetzen, der mit keinem Geheimdienst eine Kooperation eingeht und seinen Kunden ohne Wenn und Aber eine No-Backdoor-Garantie gibt. Im Vergleich zu vielen anderen Herstellern aus Europa, den USA oder aus Russland können wir das. Wir garantieren unseren Kunden eine Software, die keinerlei Hintertüren hat. Wir bauen keine Zugänge für Behörden, Regierungsorganisationen oder wen auch immer ein. Unsere Software ist sicher.

In Amerika hilft das den Anbietern im Ernstfall nicht. Der Staat kann die Herausgabe von Daten oder den Zugang zu selbigen erzwingen.

In Deutschland haben wir das Gesetz auf unserer Seite. Wir können nicht gezwungen werden, Sicherheitslücken für den Staat einzubauen.

Sie sagen, G Data habe sich zu einem B2B-Unternehmen gewandelt. Wie gross ist der Umsatzanteil Ihres B2B-Geschäfts?

In der Schweiz machen wir mehr als die Hälfte unserer Umsätze mit B2B-Lösungen.

Auf welche Kunden in der Schweiz zielen Sie ab?

Wir bieten unsere Lösungen hauptsächlich für das klassische KMU an. Mit den Modulen, die aktuell in unseren Produkten enthalten sind, sprechen wir aber auch Enterprise-Kunden an.

Wie viele Enterprise-Kunden haben Sie?

Wir haben inzwischen sehr viele Kunden mit einer fünfstelligen Client-Anzahl. Es ist natürlich ein schwieriges Umfeld, da gerade bei Grossunternehmen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein müssen, die in kleineren Unternehmen weniger Relevanz haben. Aber es ist ein Bereich, in den wir wollen.

Und das wollen Sie auch über die Partner schaffen?

Nur über Partner. Das Partnergeschäft hat für G Data höchste Priorität. Wir wissen, dass wir nur mit der Unterstützung des Channels weiterhin schnell und gemeinsam wachsen können.

Was bieten Sie den Partnern?

Anfang des Jahres nahmen wir einige Änderungen an ­unserem Partnerweb vor. Das ist ein spezielles Portal für die Partner, über das sie jetzt alle ihre Lizenzen ­verwalten können. Sie können rund um die Uhr ­Lizenzen verlängern oder erweitern. Zusätzlich steht ­ihnen über das Portal unser gesamtes Portfolio zur Verfügung.

Gibt es Änderungen am Partnerprogramm?

Wir werden das Partnerprogramm umstrukturieren. Wir verkaufen unsere Produkte aktuell in rund 90 Ländern, deshalb werden wir ein internationales Programm aufsetzen, dessen Grundbedingungen für alle die gleichen sind. Welche zusätzlichen Benefits die Partner erwarten können, kann ich noch nicht verraten.

Wie zufrieden sind Sie mit den Schweizer Partnern?

Die Schweizer Partner haben ein unglaublich grosses Know-how, und die Sensibilität für Sicherheit und Datenschutz ist bei den Partnern wie auch bei den Kunden in der Schweiz viel stärker verankert als in anderen Ländern. Das erleichtert uns die Arbeit in der Schweiz. Wir können Partner und Endkunden sehr leicht davon überzeugen, eine Sicherheitssoftware aus Deutschland einzusetzen.

Wie viele Partner hat G Data denn in der Schweiz?

Direkt betreuen wir zirka 100. Unser Schweizer Distributionspartner betreut zusätzlich rund 200 weitere.

Seit gut zehn Monaten ist dieser Distributionspartner TCA Thomann. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Hervorragend. Was wir uns zu Beginn vorgenommen hatten, haben wir schon längst erreicht. Wir übertreffen die Ziele, die wir uns selbst gesetzt haben. Obwohl die von Anfang an sehr hoch waren.

Wieso funktioniert es so gut?

TCA arbeitet sehr professionell und vertritt die gleichen Werte wie G Data: Integrität, Professionalität und vor allem Respekt. Wir sind im täglichen Kontakt mit den Geschäftsführern, und wir haben die gleichen Ziele, ziehen am gleichen Strang.

Mit welchen weiteren Schweizer Distributoren wollen Sie künftig zusammenarbeiten?

Mit unserer neuen Version 13.2 unterstützen wir auch fast alle Linux-Distributionen. Deshalb halten wir die Augen offen nach einem Spezialdistributor für Linux. 

Wie grenzen Sie sich von anderen Anbietern ab?

Wir haben unsere eigenständigen Technologien. Die wichtigsten sind sicher die Double-Scan- und die Close-­Gap-Technologie. Mit der Kombination der beiden erreichen wir die besten Ergebnisse. Wenn man sich die Tests der letzten 15 Jahre anschaut, sieht man immer wieder Hersteller – egal welchen Namen oder Farbe sie tragen –, die sehr hohen Erkennungsraten erreichen. Aber kontinuierlich über einen so langen Zeitraum schafft das eigentlich nur ein Hersteller, und das sind wir.

Konkret heisst das?

In einem sehr grossen Zeitraum haben wir kontinuierlich Erkennungsraten von deutlich über 99 Prozent.

Viel kommt nach 99 Prozent ja nicht mehr…

Allein im Gesamtjahr 2014 entdeckten unsere Sicherheitsexperten fast 6 Millionen neue Schadprogrammtypen. Bei einer solchen Zahl sind 0,1 Prozent eine ganze Menge, wenn man die nicht erkennt. 95, 96 oder 98 Prozent zu erreichen, ist heute praktisch Standard. Spannend wird es erst ab 99 Prozent. Es gibt nur wenige, die in dieser Liga mitspielen können. Aus diesem Grund gewinnen proak­tive Technologien immer grössere Bedeutung, die auch vor noch unbekannten Schadprogrammen zuverlässig schützen.

Der Netzwerkprofi Cisco kündigte unlängst an, verstärkt in den Markt für IT-Sicherheit einzusteigen. Cisco-Partner sollen Drittanbieter links liegenlassen und ganz auf Ciscos Pfad einschwenken. Was halten Sie davon?

Wir sehen das sehr kritisch. In den vergangenen Jahren haben auch Hersteller von Betriebssystemen versucht, sich im Security-Markt zu etablieren, was mit sehr mässigem Erfolg gelang. Wir sind die Spezialisten, und wir glauben nicht, dass es für ein Unternehmen wie Cisco ohne Weiteres möglich sein wird, sich auf diesen Bereich zu spezialisieren. Die Vergangenheit zeigt, dass das bisher nur wenigen gelang.

Wie begegnet G Data der wachsenden Bedrohung für ­mobile Endgeräte?

Mit dem Zwischenrelease 13.2 können nicht mehr nur Android-Clients, sondern auch iOS-Geräte verwaltet werden. Über eine Management-Konsole wird jedes Smartphone und jedes Tablet wie ein Computer-Client behandelt und auch als solcher verwaltet.

Apple-Anwender haben ja immer das Gefühl, sie seien ­vollkommen sicher. Welche Bedrohungen gibt es für iOS-Geräte?

Android ist mit Marktanteilen um 80 Prozent für Cyberkriminelle natürlich wesentlich interessanter als iOS. Das wird sich aber ändern. Der internationale Marktanteil von iOS wächst und so auch das Interesse der Cyberkriminellen. Grundsätzlich ist ein Angriff auf ein iOS-Gerät nicht so einfach. Das Betriebssystem ist sehr geschlossen. Es ist nicht ohne Weiteres möglich, Schadcodes einzuschleusen.

In welcher Form schützt G Data dann iOS-Geräte?

Wenn man Unternehmensdaten im Zeitalter von Mobile Devices ganzheitlich schützen möchte, muss man auch den IT-Security-Bereich weiter fassen. Was passiert, wenn Geräte verloren gehen oder gestohlen werden? Kann man die Geräte orten, aus der Ferne sperren oder löschen? Mit unserem Mobile-Device-Management können Unternehmen all das zentral steuern. Sie können eigene Telefonbücher einführen, Black- und White-Lists erstellen oder beispielweise bestimmte Funktionen wie die Kamera deaktivieren, solange Geräte im Firmennetzwerk sind. Es geht um die Prävention des Angriffs von innen.

Ist Datenverschlüsselung ein Thema?

Verschlüsselung steht auf unserer Roadmap ganz weit oben. Für dieses Jahr ist aber noch keine Lösung geplant. 2016 könnte das ganz anders aussehen. Konkreter darf ich leider noch nicht werden.

Was hat G Data komplexen Angriffen wie Advanced Persistant Threads (APT) entgegenzusetzen?

Wir glauben, dass die Mitarbeiteraufklärung hier eine entscheidende Rolle spielt. Der grösste Schwachpunkt bei Cyberangriffen auf Unternehmen ist immer noch der Mitarbeiter. Die meisten Angriffe wären erfolglos, wenn das Zusammenspiel zwischen IT-Sicherheit und Mitarbeitern bessern funktionieren würde. Gerade bei der Abwehr von APT-Angriffen ist es wichtig, dass alle Systeme auf dem neuesten Stand sind. Wir weisen unsere Kunden immer wieder darauf hin, dass sie ihre Mitarbeiter sensibilisieren sollten. Schon mit gesundem Menschenverstand kann man viele dieser Angriffe abwehren.

Welche Rolle spielt die Cloud für Sie?

Generell setzt G Data natürlich auch auf Cloud-Technologien. Man sollte aber auch immer Nutzen- und Gefahrenpotenzial abwägen. Ein Schutz, der nur auf Cloud-Security-Technologien setzten würde, könnte in vielerlei Hinsicht Unternehmen und Privatanwender nicht wirkungsvoll vor Angriffen absichern.

Was heisst das?

Wir bieten unseren Kunden Cloud-Technologien nur dann an, wenn diese tatsächlich einen Mehrwert beinhalten. Wir führten im vergangenen Jahr eine Umfrage in deutschen Unternehmen durch. Dabei kam heraus, dass mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen nicht in der Cloud sind.

Warum?

Sie haben Angst vor Spionage und Angriffen, die nicht kontrolliert werden können. 

Wie lautet Ihre persönliche Botschaft an den Schweizer Channel?

Ich möchte mich bei den Schweizer Partnern für Ihre Treue und das Vertrauen bedanken. Nur durch die gute Zusammenarbeit konnten wir in den letzten Jahren kontinuierlich wachsen. Für alle, die noch nicht mit uns zusammenarbeiten: Wenn Sie Ihren Kunden eine No-Backdoor-Garantie anbieten möchten, kommen Sie zu G Data und werden Sie selbst ein Teil unseres Erfolgs. Wir bieten persönlichen Kontakt und individuelle Betreuung. Bei uns arbeiten Menschen mit Menschen zusammen.

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