Marktbericht

Was heisst hier "DACH-Raum"?

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Der Markt für Router und Switches soll in den nächsten Jahren nur leicht wachsen. Dennoch spricht vieles dafür, die der­zeitigen Entwicklungen genauer im Auge zu behalten. Auch wenn das Router-Geschäft in der Schweiz nicht über den Handel abgewickelt wird.

Der Markt für Router und Switches gehört nicht zu den spektakulären Überfliegern der IT-Branche. Er ist eher das verlässliche Zugpferd, das ein solides und kontinuierliches Wachstum bietet. Die Marktforscher von Global Market Insights rechnen derzeit mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,9 Prozent. Zwischen 2015 und 2022 soll der Markt somit auf einen Umsatz von 41 Milliarden US-Dollar ansteigen.

Die Schweiz bildet in diesem Markt jedoch einen Sonderfall. Zumindest was Router betrifft. Denn die Geräte kommen in der Regel vom Provider. Diese decken somit fast den ganzen Bedarf ab. "Nur eine kleine Gruppe investiert in Nischenprodukte wie High-End-Router und -Firewalls", sagt Candid Aeby, Produktmanager bei Studerus. Zudem drücken auch in diesem Bereich die globalen Trends in der IT-Branche auf die Händler. So wird Hardware zunehmend online verkauft – zum Teil auch über die Onlineshops der Hersteller direkt.

Neuer Schwung mit neuen Technologien

Der Teilmarkt profitiert derzeit von aufkommenden Technologien. Diese könnten den Schweizer Händlern das Geschäft mit Routern dennoch schmackhaft machen. "Im Router-Markt erwarten wir spürbare Impulse durch den Ausbau von VDSL-Vectoring und die Umstellung auf All-IP durch Swisscom", sagt etwa Stefan Herrlich, Geschäftsführer bei Lancom Systems. Denn beide Technologien ziehen gemäss Herrlich ein Migrationsgeschäft nach sich. Sowohl im Privat- als auch im Geschäftskundenumfeld. Insbesondere Router, die VoIP unterstützen, dürften von der Umstellung auf All-IP profitieren.

Der Switch-Bereich wird derweil gezeichnet durch die Jagd nach höheren Bandbreiten. Aber auch hier steht die technologische Entwicklung nicht still. "Bei Switches erfreut sich Power over Ethernet (PoE) wachsender Beliebtheit", sagt Cornelia Willi, Sales Director Consumer bei TP-Link Schweiz. PoE-Switches würden etwa die Installation von grösseren WLAN-Netzen erleichtern.

Von der Technologie profitieren aber auch Systeme, bei denen Netzwerktelefone oder –kameras zum Einsatz kommen.
Der gesamte Netzwerkmarkt wird zusätzlich durch Themen wie das Smarthome und das Internet der Dinge vorangetrieben. So rechnet Willi etwa damit, dass die Nachfrage nach intelligenten WLAN-Lösungen künftig enorm steigen wird.

Angemessene Preise für ein KMU-Land

Die Bandbreiten werden immer höher. Die Anzahl Geräte, die mit dem Netzwerk verbunden werden, ebenso. Dem­entsprechend komplexer werden die Netzwerke, womit auch die Anforderungen an Router und Switches steigen, wie Aeby sagt.

"In der Schweiz liegt ein grosses Augenmerk auf der Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit", sagt Herrlich. Die Net-USB-Schwachstelle wurde noch nicht vergessen und auch die jüngsten DDoS-Attacken auf Schweizer Onlineshops haben gezeigt, dass sich das Thema Security nicht in den Hintergrund drängen lässt.

Im KMU-Land Schweiz müssen "Netzwerkprodukte ausserdem zu einem an den Mittelstand angepassten Preis verfügbar sein", sagt Michael Schäfer, CBU Sales Manager Switzerland bei Netgear. "Heute gibt es zwar dutzende Lösungen mit Enterprise-Funktionalität, sie sind aber für KMUs meist zu teuer oder zu komplex in der Verwaltung."

Mehr als nur ein CH im DACH

Nicht nur der Router-Zwang durch die Provider macht die Schweiz zu einem Sonderfall. Viele Hersteller – nicht nur im Bereich Netzwerke – werfen die Schweiz gerne in einen Topf mit ihren deutschsprachigen Nachbarländern. Sie sprechen dann vom DACH-Markt, "doch sind Deutschland und Österreich nicht gleichzusetzen mit der Schweiz", sagt Aeby.

Die vier Landessprachen kreieren gemäss Aeby einen Aufwand, den viele Hersteller unterschätzen. Das betrifft nicht nur die Verpackung der Produkte und deren Benutzerhandbuch, sondern auch den Support sowie andere Dienstleistungen. "Der Kunde wünscht eine lokale Verankerung und Unterstützung", sagt Aeby. Für den Erfolg in der Schweiz sei diese Markt- und Kundennähe ein sehr wichtiger Faktor.

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