Lautlos glücklich

Hands-on Bose Quiet Comfort 20

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Zusammen mit dem Bose Soundlink Mini hat Bose in München Anfang Juni die Noice-Canceling-Kopfhörer Quiet Comfort 20 vorgestellt. Im Praxistest mussten die Kopfhörer zeigen, was in ihnen steckt.

Auf einem Flug von New York zurück nach Zürich in Ruhe an einer Story arbeiten, ohne dabei vom Brüllen der Triebwerke genervt zu werden. Das klingt fast zu schön um wahr zu sein, ist aber dank aktiver Geräuschunterdrückung der neuen Kopfhörer von Bose Realität.

Die sogenannte Noise-Canceling-Technologie ist zwar nichts mehr ganz neues. Mit den QC15 bietet Bose schon länger Kopfhörer mit dieser Technologie an. Bei den QC20 ist die tragbare Insel der Ruhe jetzt allerdings im In-Ear-Format verpackt. Das spart Platz, sieht weniger klobig aus und ist neu.

Ein Blick auf das Äussere der nützlichen Begleiter des Reisenden: Die Kopfhörer an sich sind nur wenig grösser als gewöhnliche In-Ear-Kopfhörer. Vollständig in den von Bose gewohnten Farben Schwarz beziehungsweise Anthrazit und Silber gehalten, prangt auf der vom Ohr abgewandten Seite unübersehbar der Bose-Schriftzug. Darüber sitzt die von kleinen Löchern übersäte Abdeckung der Mikrofone für die Geräuschunterdrückung.

Bequemer Sitz im Ohr

Die Stöpsel fürs Ohr auf der anderen Seite wirken mit dem seltsamen Haken an deren Oberseite auf den ersten Blick etwas befremdlich und irgendwie zu gross. Aber der Schein trügt. Sitzen die Kopfhörer erst einmal im Ohr ist das schnell vergessen und es stellt sich bereits eine erste Dämpfung der Umgebungsgeräusche ein.

Das eigentliche Herzstück der QC20 befindet sich am anderen Ende des Kabels. Der Soundprozessor und der Akku sind in einem länglichen, schlanken Gehäuse untergebracht; neun Zentimeter lang, drei Zentimeter breit und sechs Millimeter dick. An der Seite des schwarzen Gehäuses befindet sich ein kleiner silberfarbener Schalter, mit dem die Geräuschunterdrückung ein- und ausgeschaltet werden kann.

Fernbienung für iOS-Geräte hat mehr Funktionen

Das Kabel von diesem Gehäuse zur Audioquelle ist relativ kurz gehalten und mit einem abgewinkelten Stecker versehen. Es müsste nicht zwingend länger sein, doch aufgrund der Kürze wächst schnell die Befürchtung, dass an dieser Stelle irgendwann unweigerlich ein Kabelbruch entstehen könnte.

Im oberen Drittel des Kabels, unterhalb der Gabelung zu den Kopfhörern, ist eine kleine Fernbedienung mit einem Mikrofon für die Freisprechfunktion angebracht. An der Fernbedienung können in der Variante für iOS-Geräte Anrufe entgegengenommen, die Lautstärke verstellt, der Titel gewechselt und zwischen der Geräuschunterdrückung und dem Aufmerksamkeitsmodus gewechselt werden. Die Version für Android-, Windows- und andere Audiogeräte verfügt nur über den Taster für Anrufannahme und denjenigen für den Wechsel zwischen Geräuschunterdrückung und Aufmerksamkeitsmodus.

Akku leer? Musik kann man dann immer noch hören

Vor allem die Verarbeitung dieser Fernbedienung enttäuscht ein wenig. Von Bose ist man da eigentlich besseres gewohnt. Die Taster und der verwendete Kunststoff der Fernbedienung wirken geradezu billig. Aber es kommt ja bekanntlich auch auf die inneren Werte an und die schaffen es, den Nutzer der QC20 immer wieder in Staunen zu versetzen.

Schaltet der Nutzer die Geräuschunterdrückung an, ohne vorher schon Musik abzuspielen – das Gegenteil ist im übrigen auch möglich und vor allem dann praktisch ist, wenn der Akku der Geräuschunterdrückung zur Neige geht – hört er nach einem leisen Klicken eine gefühlte Sekunde später fast nichts mehr.

In Kombination mit Musik verstummt die Welt

Das bisschen was der Nutzer noch hört ist erstens ein leises Rauschen und zweitens ein kleiner Rest an Umgebungsgeräuschen. Aber diese wirken wie aus weiter Ferne. Zusätzlich stellt sich ein leichtes Druckgefühl in den Ohren ein. So als befinde man sich in grosser Höhe. Das Gefühl lässt nach wenigen Augenblicken nach und verschwindet spätestens mit dem Einschalten der Musik.

In Kombination mit Musik ist der Nutzer dann sehr isoliert. Münder von Mitmenschen bewegen sich ohne, dass ein Laut zu vernehmen ist. Autos bewegen sich scheinbar lautlos über die Strassen und die besagten Flugzeugtriebwerke verschwinden aus dem Bewusstsein.

Musik hören und trotzdem nichts verpassen

Was aber wenn der Nutzer Musik hören und dabei nicht verpassen möchte, was um sie herum geschieht? Der bereits erwähnte Aufmerksamkeitsmodus macht genau das möglich. Mit dem Taster an der Fernbedienung aktiviert, verschwindet ein Teil der Ruhe und menschliche Stimmen sowie Umgebungsgeräusche können wieder deutlich wahrgenommen werden. Der Musikgenuss wird dadurch praktisch nicht getrübt.

Sinnvoll ist das, wenn man am Bahnhof oder Flughafen Durchsagen nicht verpassen will oder wenn man zu Fuss auf der Strasse unterwegs ist. Herannahende Trams und Autos können so trotz Musik auf den Ohren kaum überhört werden. Die Stimmen und Geräusche klingen allerdings nicht ganz natürlich.

Überzeugende Akkuleistung

Das liegt daran, dass je eines der zwei Mikrofone in den Kopfhörern die Umgebungsgeräusche aufzeichnet und an den Soundprozessor weiterleitet. Dieser sendet sie abgemischt mit der Musik wieder zum Ohr. Das vermindert ein wenig die Realitätsnähe des Klangs.

Die Akkuleistung des Moduls überzeugt ebenfalls. Bose verspricht bis zu 15 Stunden. Im Test hielt der Akku insgesamt fast 16 Stunden – allerdings über mehrere Tage verteilt.

Stolzer Preis für Kopfhörer

Alles in Allem sind die Bose QC20 ein sehr nützliches Gadget, das man sehr schnell lieb gewinnt und nicht wieder hergeben möchte. Über die Qualität des Sounds liesse sich sicher streiten. Bose verspricht zwar, dass am Klang so wenig wie möglich verändert würde. Aber neutral ist das, was man hört sicherlich nicht. Oder anders gesagt, die Musik klingt nicht so, wie man es von der heimischen Stereoanlage gewohnt ist. Dank der gut funktionierenden Geräuschunterdrückung und des Aufmerksamkeitsmodus kann man darüber schnell hinweg sehen.

Abzug gibt es für die wenig überzeugende Verarbeitung des Gerätes. Bei einem Preis von annähernd 400 Franken erwartet man doch etwas mehr. Nun, wie gesagt, sitzen die Kopfhörer im Ohr und ist die Geräuschunterdrückung aktiv, vergisst man all das schnell. Für Menschen, die sich von ihrer Umwelt wenigstens zeitweise etwas abkapseln wollen, sind die QC20 der ideale Begleiter.

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