Phablet mit Windows 10

Hands-on: Microsoft Lumia 950 XL

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Mit dem Lumia 950 und dem Lumia 950 XL hat Microsoft seine ersten Smartphones mit Windows 10 vorgestellt. Die Redaktion nahm die 5,7 Zoll grosse XL-Version genauer unter die Lupe.

Im Herbst hat Microsoft seine beiden neuen Flaggschiff-Smartphones vorgestellt. Das Lumia 950 und das Lumia 950 XL kommen beide mit Windows 10, hochauflösenden OLED-Displays und 20-Megapixel-Kameras. Die Redaktion schaute sich die XL-Ausführung genauer an.

Mit einem Hotmail-Account war das Lumia 950 XL in zirka 10 Minuten startklar, die "Erste Schritte"-App half bei der Einrichtung. Einzig das Einsetzten der SIM-Karte gestaltete sich etwas schwierig. Dazu muss der Anwender zunächst das Cover des Geräts abnehmen. Diese sträubt sich jedoch dagegen. Das neue Smartphone ist auch als Dual SIM-Variante erhältlich. Dies dürfte insbesondere für Anwender die viel Zeit im Ausland verbringen nützlich sein.

Wie bereits vom Betriebssystem Windows 10 bekannt, zeigt der Home-Bildschirm eine Kachel-Oberfläche. Diese lässt sich individuell gestalten. Nach ein paar Tagen störten jedoch viele der Live-Dienste. Das ständige Aufblinken und Wechseln etwa der Fotovorschau oder der Kontakt-Bilder wirkte auf Dauer nervös.

Tägliche Fingergymnastik

Mit einer Display-Diagonale von 5,7 Zoll gehört das Lumia 950 XL zu der Kategorie der Phablets. Für kleinere Hände bietet das Smartphone allerdings die Möglichkeit, die Tastatur auf dem Display zu verschieben. Mit etwas Übung liess es sich problemlos einhändig bedienen.

Mit dem hochauflösenden OLED-Display konnte das Smartphone im Test punkten. Der Bildschirm leuchtet enorm hell und die Kontraste sind scharf – auch wenn das Gerät auf der mittleren Helligkeitsstufe eingestellt ist. Die Farben wirken stets satt und natürlich.

Dank des Snapdragon-810-Prozessors mit 8 Kernen überzeugte auch das Arbeitstempo des neuen Smartphones. Einziger Mangel: das Gerät führte während der Testphase von zwei Wochen insgesamt drei Mal selbstständig einen Neustart durch.

Kamera überzeugt

Microsoft pries insbesondere die 20-Megapixel-Kamera mit 6-Linsen-Optik von Carl Zeiss an. Ob bei Tageslicht, in der Dämmerung oder gar nachts, das Lumia 950 XL lieferte stets tadellose Bilder. Besonders lobenswert ist der Blitz. Drei verschiedenfarbige Leuchtdioden sorgen für eine natürliche Beleuchtung auch bei wenig Licht. Die Videoaufnahmen in 4K und der rasche Autofokus liessen ebenfalls keine Wünsche offen. Ein weiterer Pluspunkt ist die seitliche Taste für den Schnellzugriff auf die Kamera. So verpassen Nutzer kein Motiv mehr – auch dank der schnell auslösenden Kamera. Mit der 5-Megapixel-Frontkamera liessen sich zudem ordentliche Selfies schiessen.

Das Lumia 950 XL braucht teilweise jedoch etwas länger, bis ein Foto abgespeichert ist. Dies liegt daran, dass das Handy dem Nutzer nachträglich die Möglichkeit gibt, Fotos zu bearbeiten. So hält das Lumia auch die Augenblicke kurz vor und kurz nach der eigentlichen Aufnahme fest. Für die Bearbeitung bietet Microsoft gleich eine vorinstallierte App: "Lumia Creative Studio". Neben klassischen Funktionen wie "rote Augen entfernen" und "Beleuchtung optimieren", stehen Nutzer auch eine Auswahl an Filtern zur Verfügung. Dem kreativen Spielraum des Fotografen sind somit kaum Grenzen gesetzt.

Hat man sich erst an die Grösse des Phablets gewöhnt, ist das Telefonieren mit dem Gerät sehr angenehm. Der Gesprächspartner ist klar verständlich. Zum Abspielen von Musik eignet sich das neue Lumia jedoch kaum. Der Lautsprecher befindet sich auf der Rückseite des Smartphones und liefert kaum Bass.

Und täglich grüsst "Hello"

Die neuen Lumias warten zudem mit einem weitere Feature auf, das es bisher nicht gab: das passwortlose Anmeldesystem "Hello". Dank Iris-Scan sollen die Handys ihre Besitzer an ihren Augen erkennen. Ist das Handy entsperrt, begrüsst es den Nutzer mit dem Namen.

Mit der Hello-Funktion werden PIN-Codes und Passwörter überflüssig. Laut Microsoft soll das Sicherheitsmerkmal zehn Mal sicherer sein als Fingerbadrucksensoren wie ihn etwa Apples iPhones verwenden.

Die Einrichtung ist unkompliziert und dauert nur wenige Minuten. Im Test funktionierte die neue Funktion gut – sogar mit Brille und Mütze. Im Dunkeln funktionierte die Erkennung jedoch nur selten.

Damit die Erkennung funktioniert, muss das Smartphone aber sehr nah an das Gesicht gehalten werden. Ab 20 Zentimeter Entfernung hat die Hello-Funktion so ihre Mühen, Personen zu erkennen. Dies hat zur Folge, dass das Smartphone beim Entsperren in einer sehr unnatürlichen und wenig eleganten aussehenden Weise gehalten muss.

Im Test wirkte die Funktion eher wie eine nette Spielerei. Nach vier Tagen verlor sie ihren Reiz – freundliche Begrüssung hin oder her. Zudem ist im Umgang mit dem neuen Feature generell Geduld nötig. Fragt sich, ob es nicht schneller geht, einfach das Passwort einzutippen.

Akku enttäuscht

Die schlechtesten Noten gibt es für die schwache Akkuleistung. Der Akku lässt sich zwar austauschen, hält bei intensiver Nutzung aber trotz seiner Grösse nur knapp einen Tag. Auch im Standby-Modus sank der Akku rapide. Tägliches Aufladen lässt sich somit auch beim neuen Lumia kaum vermeiden – ausser man verzichtet auf die Musikwiedergabe.

Für die Schnelllade-Funktion gibt es allerdings Pluspunkte: bereits wenige Minuten reichen, um wieder ein paar Prozentpunkte Akkuladung dazuzugewinnen. Gemäss Hersteller soll das Lumia 950 XL in weniger als 30 Minuten zu 50 Prozent aufgeladen sein. Bis der Akku voll aufgeladen war, dauerte es im Test rund zwei Stunden. Das Smartphone unterstützt auch kabelloses Laden.

Ebenfalls Anklang fand die Option, den 32 Gigabyte grossen Speicher per Mikro-SD-Chip erweitern zu können. Wer viele Videos in 4K aufzeichnen will, ist mit einer zusätzlichen Karte definitiv gut bedient.

Make-over nötig

Dass Microsoft nicht das grösste App-Angebot im Köcher, hat ist bekannt. Die beliebtesten Apps gibt’s aber auch im Windows-Store - Gmail, Instagram oder Snapchat suchte man hingegen vergebens. Vorinstallierte Apps lassen sich zudem jederzeit löschen – im Gegensatz zu den Smartphones manch anderer Hersteller. Alles in allem ist das Angebot aber ordentlich: die Musik-App hört auf den Namen "Groove", die Office-Apps sind bereits an den Start-Bildschirm angeheftet. Karten, Wecker, Kalender und Mail sind ebenfalls vorhanden.

Während die Technik im Schnitt überzeugte, fand die Redaktion wenig Gefallen am Design des neuen Flaggschiff-Smartphones. Die neuen Geräte liegen zwar gut in der Hand, das Kunststoffgehäuse in mattem Weiss wirkt hingegen leicht billig. Besonders vor dem Hintergrund, dass Microsoft das Lumia 950 XL als Premium-Handy anpreist. Bleibt zu hoffen, dass austauschbare Gehäuse-Rückseiten folgen, die mehr Charme versprühen.

Fazit: Das neue Lumia 950 XL ist ein grosses Handy mit kleinen Schwächen. Die Hardware konnte durchwegs überzeugen, die Software ist zum Teil noch etwas gewöhnungsbedürftig und das App-Angebot ist noch ausbaufähig. Am meisten Gefallen fand die Redaktion aber an der Kamera und dem farbgetreuen Display.

Microsofts Lumia 950 XL ist bereits in der Schweiz erhältlich. Der Hersteller empfiehlt einen UVP von 699 Franken.

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