Interview

Daniel Périsset sagt, warum die Ära der Kinoprojektoren zu Ende geht

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von Coen Kaat

Samsung gehört zu den grössten Playern im Markt für Digital Signage. An der ISE in Amsterdam hat der koreanische Hersteller jedes Jahr quasi eine Halle für sich. Die Redaktion traf Daniel Périsset, Head of Enterprise Business Team bei Samsung Schweiz, an der ISE 2018, um über die Messe, LED-Technologie und Samsungs neues Projekt in einem Zürcher Kino zu sprechen.

Daniel Périsset, Head of Enterprise Business Team bei Samsung Schweiz, vor dem Stand von Samsung an der ISE 2018. (Source: Netzmedien)
Daniel Périsset, Head of Enterprise Business Team bei Samsung Schweiz, vor dem Stand von Samsung an der ISE 2018. (Source: Netzmedien)

Wie haben Sie die ISE 2018 bisher erlebt?

Daniel Périsset: Die ISE ist dieses Jahr, wie jedes Jahr, wieder deutlich grösser geworden –was die Ausstellungsfläche und die Besucherzahl betrifft. Wir stellten auch ein deutlich gestiegenes Interesse fest. So hatten wir mehr Partner an unserem Stand und auch viel mehr Termine mit unseren Endkunden. Offensichtlich hat der Markt ein Bedürfnis nach Display- und LED-Lösungen.

Wird die ISE langsam zu gross?

Die Frage ist eher: Kommt die Messe langsam an ihre Kapazitätsgrenze? Dieses Jahr kam eine komplett neue Halle mit weiteren 4000 Quadratmetern hinzu: die temporäre Ausstellungshalle 15. Samsungs Präsenz an der ISE betrifft das aber nicht direkt. Ich bin mit unserem Stand, so wie er ist, mehr als zufrieden. Es ist ein schöner und vor allem heller Stand. Das sieht man im Vergleich zu den übrigen Ausstellern: Wir zeigen unsere Digital-Signage-Lösungen im Hellen. Der Stand könnte aber vielleicht noch etwas grösser sein. Dann hätten die vielen Besucher etwas mehr Platz. Abgesehen davon lief für uns alles bestens. Und wir werden auch nächstes Jahr definitiv wieder in Amsterdam sein, um Freunde und Partner zu begrüssen.

Was war Ihr persönliches Highlight an der diesjährigen ISE?

"The Wall" war für mich ein absolutes Highlight. Mit dem Produkt bringen wir eine völlig neue Technologie auf den Markt: Micro LED. Der Pixelpitch, also der Abstand zwischen den einzelnen LEDs, beträgt gerade mal 0,8 Millimeter. An der CES in Las Vegas präsentierten wir bereits die Consumer-Version. Wann diese erscheint, ist noch nicht definiert. Die professionelle Ausführung, die wir an der ISE zeigten, werden wir noch in diesem Jahr lancieren. Sie wird sich vor allem softwaretechnisch von der Consumer-Ausführung unterscheiden und etwa unser Content-Management-System Magicinfo unterstützen.

Im Zürcher Kino "Arena Sihlcity" installieren Sie derzeit eine vergleichbare Technologie, ein LED-Bildschirm, wo lange Zeit nur Projektoren strahlten. Wie kam dieses Projekt zustande?

Samsung hatte in Korea bereits erfolgreich ein Kino aufgerüstet und alle dafür nötigen Zertifizierungen erhalten. Das wollte ich in der Schweiz auch. Auf der Suche nach einem Vorreiter hierzulande trafen wir auf den Unternehmer Edi Stöckli, der sich für das Projekt interessierte. Also luden wir ihn nach Korea ein, damit er sich diese neue Technologie selbst anschauen konnte. Dort sah er, dass das die Zukunft ist. Anschliessend wollte er auch nicht lange warten und das Projekt sogleich in Angriff nehmen, denn er wollte der erste Kinobetreiber in Europa mit einem Cinema-LED sein.

Besiegeln Sie damit das Ende der Ära der Kinoprojektoren?

Die Projektion als solche ist sicher noch nicht vorbei. In gewissen Bereichen hat sie noch immer ihre Richtigkeit, wie etwa bei der Eisprojektion in Stadien. Aber auch im Kino. Aufgrund der Grösse unseres Kino-Displays können wir derzeit noch nicht alle Kinos damit ausstatten. Unser aktuelles Modell ist eine 10-Meter-Wand. Nicht jedes Kino ist dafür geeignet. Mittelfristig werden aber auch andere Grössen verfügbar sein, die immer mehr Kinoprojektoren verdrängen werden. Das heisst also, dass mittelfristig die Ära der Kinoprojektoren zu Ende gehen wird.

So könnte das Zürcher Kino bald aussehen. Das Bild zeigt das Lotte Cinema World Tower in Südkorea. Dort installierte Samsung nach eigenen Angaben den ersten LED-Kinobildschirm der Welt. (Source: Samsung)

Wieso dauerte es rund ein Jahrhundert, bis die ersten Kinos auf Displays setzten?

Bis dato war schlicht keine Lösung auf dem Markt, die der geforderten Normen der Kinos genügt hätten. Wir waren die Ersten, die diese Qualität erbringen konnten. Die Ersten, die Hollywood überzeugten, dass Filme mit unserer LED-Technologie noch besser aussehen. Es war eine Frage der Qualität. Und diese Frage beantworteten wir mit unserem Cinema-LED.

Was sind die Vorteile eines Kino-Displays gegenüber einem Projektor?

Ein Display hat eine viel stärkere Leuchtkraft als ein Projektor. Gerade bei 3-D-Filmen ist das matchentscheidend. Zugleich ist das Display auch dunkler, da der Projektorstrahl wegfällt. Ein Beamer beleuchtet ja auch die Stellen der Leinwand, die schwarz sein sollten. Bei einem LED-Display ist Schwarz jedoch Schwarz. Das erzeugt massiv bessere Kontrastwerte.

Wie wirkt sich das auf die Raumgestaltung aus?

Man muss nicht mehr auf den Projektorstrahl Rücksicht nehmen. Gerade bei Laserprojektoren gibt es gewisse Vorschriften, wie gross der Abstand zwischen dem Laserstrahl und den Köpfen der Zuschauer mindestens sein muss. Den Projektor durch einen Display zu ersetzen, ermöglicht also komplett neue Raumkonzepte. Der Saal kann jetzt wie ein Stadion gestaltet werden. Ausserdem braucht es nun den toten Raum, den Projektorraum, nicht mehr. Der Kinobesitzer kann diese Fläche für neue Zwecke nutzen – etwa um den Kinosaal zu vergrössern.

Der installierte Bildschirm hat eine 4k-Auflösung. In Hollywood ist 4k bereits die gängige Auflösung bei der Filmproduktion. Wie lange wird es also dauern, bis das Display in Zürich überholt ist?

Kinofilme werden nur selten in 4k ausgespielt, sondern in 2k. Aufgrund des Abstands des Betrachters zur Kinoleinwand oder zum Cinema-LED bringt eine bessere Auflösung keine Vorteile mehr. Denn das menschliche Auge kann auf diese Distanz die feinen Unterschiede nicht mehr wahrnehmen. Ausserdem müsste man sich diese Frage auch stellen, wenn man in Projektoren investiert.

Wie viele LED-Walls werden Sie installieren?

Wir rüsten derzeit einen Saal auf. Dieser befindet sich aber noch im Aufbau. Neben den Sitzreihen müssen wir auch den Audio-Bereich neu gestalten. Früher waren die Lautsprecher hinter der Leinwand versteckt. Bei einem LED-Kino geht das nicht mehr. Wir müssen sie nun oberhalb des Bildschirms oder unter der Wand montieren.

Planen Sie, die Technologie auch in anderen Kinos in der Schweiz auszurollen?

Wenn sich andere Kinobetreiber dafür interessieren, sind wir selbstverständlich zur Stelle. Ich bin jederzeit offen für weitere Partnerschaften.

Wie wird sich der Digital-Signage-Markt in der Schweiz 2018 weiter entwickeln?

Der Markt wird weiter wachsen. Die Kunden springen immer mehr auf den LED-Zug auf. Wohl weil der Pixelpitch, also der Abstand zwischen den einzelnen LEDs, immer kleiner wird und wir nun mit "The Wall" auch Micro-LED-Lösungen auf den Markt bringen.

Erkennen Sie derzeit weitere technologische Trends?

Der Markt bewegt sich immer mehr in Richtung Digital-Signage-Lösungen mit integrierten Playern. Die Anwender wollen keine externe Box mehr anhängen müssen, damit ihr Content läuft. Die Modellpalette ist zudem breiter geworden. Und zugleich auch das Preisspektrum. Wir werden also auch im KMU-Bereich vermehrt Digital-Signage-Lösungen sehen.

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