Securitas und Asut im Podium

Wo die Umstellung auf All-IP gemäss Jürg Steiner stockt

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von Coen Kaat

Ende 2017 war auch das Ende von ISDN. Die Migration auf den neuen IP-basierten Standard läuft bereits seit Jahren. Doch ist die Umstellung auf All-IP nun im entscheidenden Moment noch auf Kurs? Es antwortet Jürg Steiner von der Swiss Securitas Group und der Asut-Arbeitsgruppe All-IP.

Jürg Steiner von der Swiss Securitas Group und der Asut-Arbeitsgruppe All-IP. (Source: zVg)
Jürg Steiner von der Swiss Securitas Group und der Asut-Arbeitsgruppe All-IP. (Source: zVg)

Ist die Umstellung auf All-IP vollständig abgeschlossen? Wo gibt es noch Nachholbedarf?

Jürg Steiger: Um vorneweg eine klare Antwort zu geben: Nein! Jedoch müssen wir diese Frage differenziert beleuchten. Die Securitas-Gruppe ist einerseits als Firmengruppe von der All-IP-Migration betroffen (zum Beispiel Telefonie, Fax), andererseits – und hier lege ich den Fokus darauf – im Zusammenhang mit Sicherheitsanlagen (Brandmelde- und Einbruchmeldeanlagen). Im Jahr 2014, dem Startpunkt der Migration, zählten wir im Firmenverbund rund 50 000 zu migrierende analoge oder ISDN-Alarm-Übermittlungsgeräte. Im Marktsegment mit Pflichtanlagen (von den Gebäudeversicherungen oder Privatassekuranz gefordert) läuft die Migration der Alarmübermittlung mit einem Anteil an migrierten Anlagen von über 80 Prozent sehr gut. Aufwändiger verläuft die Migration der Alarmübermittlung im Marktsegment der privaten Sicherheitsanlagen. Mit einem migrierten Anteil von etwas über 60 Prozent ist hier noch viel Arbeit zu leisten.

Was müssen die Nachzügler jetzt beachten?

Nach Bekanntwerden der regionalen Abschaltplanung durch Swisscom werden die Kunden nochmals angeschrieben. Erfolgt keine Reaktion auf die schriftlichen Aufforderungen, werden die Sicherheitsfirmen die Haftung ablehnen müssen, denn ohne Migration kann keine Garantie für eine funktionierende Alarmübermittlung übernommen werden. Besonders bei privaten Sicherheitsanlagen wird anstelle der Migration der Alarmübermittlungsgeräte oft auch die ATA-Schnittstelle des All-IP-Routers in Betracht gezogen. Trotz Massnahmen zur Verbesserung der Signalübertragung über die ATA-Schnittstelle durch die Provider kann der korrekte Empfang der Signale auf einem modernen IP-Netz nicht garantiert werden, und eine Migration über die ATA-Schnittstelle wird nicht empfohlen. Auch ist die Notstromversorgung des Routers in der Regel nicht gewährleistet. Ich persönlich stelle hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit einer Sicherheitsanlage (Brandmelde- und Einbruchmeldeanlagen) und würde diese Risiken nicht in Kauf nehmen. Im Bereich der Pflichtalarmanlagen ist der Einsatz der ATA-Box nicht erlaubt.

Wo kommt es zu Verzögerungen?

Verzögerungen entstehen primär durch fehlendes technisches Verständnis und fehlende Planung und Budgetierung seitens der Kunden. Zu Beginn der Migrationsprojekte war auch die Verfügbarkeit von IP-Übermittlungsgeräten eine Herausforderung. Die Technologien waren auf die Bedürfnisse des Weltmarktes ausgelegt, und das «Vorpreschen» von Swisscom mit der All-IP-Migration beeindruckte die Technologielieferanten wenig. Heute sind die notwendigen Geräte grösstenteils verfügbar.

Was geschieht nun mit der alten Infrastruktur?

Die alten analogen oder ISDN-Übermittlungsgeräte werden ausgetauscht und entsorgt. Jedoch muss die Empfangsinfrastruktur bis zur letzten Gerätemigration in Betrieb bleiben, was hinsichtlich der geplanten Abschaltungen der Infrastruktur durch Swisscom zu einer grossen Herausforderung werden kann.

Welche Chancen ergeben sich für den Channel?

Für unsere Partner kann die All-IP-Migration die Tür zum Kunden ­wieder öffnen. Ohne Wartungsvertrag hat der Kunde heute kaum Kontakt zum Partner. Auch ermöglicht die IP-Konnektivität neue Funktionalitäten der Alarmanlagen. Eine neue Technologiegeneration kann so erschlossen werden – das Smarthome kann Realität werden!

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