Hohe Performance mit Legacy-Hardware?

Atlantis Computing will mit Software den Speichermarkt erobern

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Atlantis Computing hat sich mit virtuellen Enterprise-Desktops einen Namen gemacht. Nun will die Firma mit einem Stück Software den Speichermarkt aufmischen. Die Redaktion stattete dem Start-up im Silicon Valley einen Besuch ab.

Das Büro von Atlantis Computing versprüht beim Besuch der Redaktion Ende 2013 zwar nur wenig Charme. Das Unternehmen wächst aber rasant und bläst nun zum Grossangriff im Speichermarkt. (Quelle: itpresstour.com)
Das Büro von Atlantis Computing versprüht beim Besuch der Redaktion Ende 2013 zwar nur wenig Charme. Das Unternehmen wächst aber rasant und bläst nun zum Grossangriff im Speichermarkt. (Quelle: itpresstour.com)

Wer in einem Unternehmen für das Management von Storage verantwortlich ist, hat keine einfache Aufgabe. Der Bedarf an Speicher nimmt ständig zu, und das schafft ein Problem: Viele Firmen nutzen heute nicht mehr nur ein einziges Speichermodell, sondern mehrere. SAN (Storage Area Network), NAS (Network Attached Storage) und DAS (Direct Attached Storage) sind parallel im Einsatz, womöglich gar kombiniert mit In-Memory-Speicher. Wer hat da noch den Überblick? Und wäre es nicht hilfreich, diese ganze Infrastruktur mit nur einer einzigen Software verwalten zu können? Ja, dachte sich das im Silicon Valley ansässige Start-up Atlantis Computing, und programmierte genau eine solche Lösung. Diese verdient eine nähere Betrachtung, wurde sie doch in der Branche sehr gut aufgenommen und von Analysten weltweit mit Lob überschüttet.

Atlantis Computing ist eigentlich spezialisiert auf virtuelle Enterprise-Desktops. Das Unternehmen verkauft eine VDI-Lösung, die RAM als primären Speicher für virtualisierte Umgebungen verwendet. Welcher Hypervisor dabei genutzt wird, spielt keine Rolle. Der Clou: Da alles im RAM abläuft, müssen Unternehmen keine teuren SSD-Speicher kaufen, um die Performance ihrer Desktops zu erhöhen. Die Netzwoche liess sich die Software im Atlantis-Hauptsitz in Mountain View vorführen, und geriet dabei ins Staunen: Die Desktops booten in Sekundenschnelle, sind äusserst performant und fühlen sich mindestens so gut an wie lokale Desktops. Da erstaunt es nicht, dass Atlantis Computing rund 500'000 Lizenzen an über 440 Kunden - unter anderem auch die UBS - verkaufen konnte. Das Unternehmen wuchs in nur einem Jahr von 45 auf über 160 Angestellte.

Mit Ilio USX (Unified Software-Defined Storage) geht Atlantis nun noch einen Schritt weiter. Die Technologie, die Mitte Februar enthüllt wurde, vereint Speicher wie SAN, NAS, DAS und RAM und stellt ihn in Storage-Pools neu zur Verfügung. Die Software verteilt den Gesamtspeicher dynamisch oder nach vorkonfigurierten Policies. Rechenintensive Aufgaben wie Deduplizierung und Kompression werden an besonders performante Speicher wie RAM oder Flash ausgelagert. Die Lösung erlaubt verschiedene Szenarien, unter anderem "Hybrid" (RAM in Kombination mit SAN, NAS und DAS), "In-Memory" (RAM-basiert), "Persistent In-Memory" (RAM-basiert, repliziert als gemeinsam genutzter Speicher) und "All Flash" (gepoolter lokaler oder geteilter Flash-Speicher).

Ilio USX lässt sich mit jeder x86-Umgebung nutzen. Der Einsatz der Software erlaube es, auf einer bereits vorhandenen Infrastruktur bis zu fünf Mal mehr virtuelle Maschinen laufen zu lassen. Die virtuelle Appliance merze zudem die Schwachstellen von ineffizienten Speichersilos und auch die der einzelnen Speicherarten (zum Beispiel SSD, Flash, SAS oder SATA) aus, so der Hersteller. Laut Atlantis Computing ist die Lösung besonders für Geschäftsanwendungen und virtualisierte Server-Workloads wie Datenbanken, E-Mail, Collaboration und Big Data geeignet.

Bernard Harguindeguy, CEO von Atlantis Computing, geht davon aus, dass mit Ilio USX unzureichend ausgelastete Speicher-Kapazitäten im Wert von über 50 Milliarden US-Dollar freigesetzt werden könnten. Im Gespräch mit der Netzwoche erklärt er, dass Atlantis Computing rund die Hälfte seines Umsatzes in Europa generiere. Das Unternehmen pflegt Partnerschaften mit Branchengrössen wie Citrix, Dell, IBM, HP und VMware. In der Schweiz werden die Angebote von Atlantis Computing von Data Request vertrieben. Axept, ein Partner von Data Request, implementiert die Lösungen zudem.

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