Research

Hightech "made in Switzerland"

Uhr | Updated
von George Sarpong

Die Light-Controlled-Molecular-Orientation-Technik des Allschwiler Roche-Spin-offs Rolic ist ein Meilenstein in der LC-Display-Herstellung.

Von Allschwil aus wird das Beschichtungsmaterial an die Panelhersteller in Asien versandt. Ein paar Kilo der Substanz kosten mehrere Millionen Franken.
Von Allschwil aus wird das Beschichtungsmaterial an die Panelhersteller in Asien versandt. Ein paar Kilo der Substanz kosten mehrere Millionen Franken.

Der Marktanteil für LC-Displays am Gesamtdisplaymarkt wächst und dominiert diesen deutlich. Dieses Jahr werden vier von fünf TV-Geräten LCD-Technik in sich tragen, wie Displaysearch Mitte Oktober ermittelt hat. Das trotz der bekannten Nachteile von LC-Displays wie der im Vergleich zu Plasma langsameren Reaktionszeiten der Panels, oder Schwarz auch ganz schwarz darzustellen. Doch auch in diesen Disziplinen holt die LCD-Technik auf. Dass diese Nachteile zunehmend verschwinden, liegt auch am Technologieunternehmen Rolic aus Allschwil BL. Dem 65-köpfigen Team um CEO Norbert Münzel ist es gelungen, die LCD-Technik massgeblich zu verbessern. Light Controlled Molecular Orientation (LCMO) heisst die Technik, die Rolics Forscher 15 Jahre lang erforscht und zur Marktreife entwickelt haben. Der Durchbruch am Markt gelang 2008. Allerdings erst durch die ISO-9001- Zertifizierung, gerade am japanischen Markt ein Muss. Norbert Münzel, CEO von Rolic, weiss: "Der Erfolg wäre alleine mit Innovation nicht möglich gewesen."

Heute wenden die grossen Panelhersteller wie Sharp, der auch Hauptkunde von Rolic ist, LCMO in der LCD-Fertigung an. Durch die LCMO-Technik konnte Sharp nach eigenen Angaben den Verbrauch seiner 32-Zoll-Fernseher um den Faktor vier reduzieren. Um Panels nach dem LCMO-Verfahren herzustellen, dampfen die Hersteller in ihren Reinräumen ein von Rolic entwickeltes Pulver auf beide Seiten der Flüssigkristallschicht des LCDPanels auf. Um die fünf Gramm braucht es für einen 40-Zoll-Fernseher. Anschliessend wird das Material mit polarisiertem UV-Licht bestrahlt, wodurch es bestimmte Eigenschaften annimmt, die sich auf die Flüssigkristalle übertragen. Der Prozess erlaubt es den Herstellern, in weniger Arbeitsschritten grössere Panels in höherer Auflösung als bisher zu produzieren. Der Ausschuss, zum Beispiel durch Verunreinigungen oder Beschädigungen wie er bei mechanischen Beschichtungsverfahren entsteht, sinkt bei der LCMOTechnik auf unter ein Prozent. Durch die 50 Nanometer messende LCMO-Schicht, lassen sich die Kristalle im Panel auf das Zehntelgrad genau ausrichten.

Marktführerschaft dank 3-D-Polfilter

Das Verfahren ist patentgeschützt und wird von den Herstellern lizenziert, was Rolic die Hälfte seines Jahresumsatzes und zehn Prozent Marktanteil am globalen TV-Markt beschert. Doch das reicht den Tüftlern noch nicht: "Wir wollen mit unserer Technologie Marktführer werden", sagt Benno Rechsteiner, Chefentwickler für das LCD-Geschäft. Durchaus realistisch: Denn neben den 2-D-Geräten funktionieren auch viele 3-D-TV-Geräte mit der Technik aus Allschwil. Hierfür hat Rolic ein LCMO-Filmmaterial entwickelt, das auf die Panels von Geräten mit Polfilter also passiver 3-D-Technik aufgezogen und zum Beispiel in TV-Geräten von LG, Philips oder Toshiba eingesetzt wird. Bei der Polfiltertechnik werden zur gleichen Zeit zwei Bilder auf dem Bildschirm gezeigt. Durch die LCMO-3-D-Technik und den dazu passenden Polfilterbrillen wird jedem Auge genau eines der Bilder zugespielt. Im Kopf des Betrachters entsteht dann ein räumliches Bild. Im Vergleich dazu werden bei der Shutter-Technik, also aktivem 3-D, die zwei Bilder eines räumlichen Eindrucks nacheinander gezeigt. Dabei sendet das TV-Gerät ein Signal an die Aktiv-Shutterbrille, die daraufhin synchron zum TV-Bild immer ein Brillenglas auf dunkel schaltet.

Der 3-D-TV-Markt ist ein lohnender. Bis Ende dieses Jahres erwarten die Analysten von In-Stat mehr als sieben Millionen ausgelieferte 3-D-TV-Geräte alleine in Europa. Die Verkaufszahlen für Geräte mit Passivtechnik liegen seit dem dritten Quartal dieses Jahres mit denen für Aktivtechnik gleich auf, schätzen die Analysten von Displaysearch. Sei erwarten, dass die Passivtechnik an der Aktivtechnik vorbeiziehen wird. Der Trend neigt sich also zugunsten von Rolics LCMO-Technologie, Hightech "made in Switzerland".

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