Servermarkt

Sun stolpert über Merger-Schlagloch

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Der Schweizer Servermarkt wird klar dominiert: Marktführer nach den letzten IDC-Zahlen sind IBM und HP. Die von Oracle übernommene Sun Microsystems bekundet indes Mühe.

Im High-End-Serverbereich ging Robert Wigger, HP-Server-Chef Schweiz, im vergangenes Jahr davon aus, dass bis Ende 2011 der Marktanteil von HP im Schweizer Unix-Server-Markt auf über 30 Prozent steigen werde. Damals wurde diese Aussage noch mit Skepsis aufgenommen, da HP Schweiz zu diesem Zeitpunkt mit 10 Prozent Marktanteil meilenweit von dieser Marke entfernt war.

Mittlerweile zeigen die letzten Zahlen vom Marktforscher IDC, das HP auf gutem Weg ist, dieses Ziel zu erreichen. Im dritten Quartal 2010 überholte HP zum ersten Mal seit Ende 2007 den Rivalen Oracle/Sun. Mit einem Marktanteil von 28,1 Prozent konnte HP im Vergleich zum Vorjahresquartal seinen Marktanteil um 14 Prozent steigern. Damit ist der Zielwert für Ende 2011 beinahe schon erreicht. Das zeigt, dass der Schweizer Markt die im April angekündigten neuen Systeme von HP gut aufgenommen hat. Schweizer Marktführer im Servermarkt ist weiterhin IBM mit einem Marktanteil von 41 Prozent. Danach folgt Oracle/Sun mit 26 Prozent Marktanteil.

HP setzt sich die EMEA-Krone auf

Blickt man auf den EMEA-Raum, dann entwickeln sich vier der Top-5-Serverhersteller, Dell, Fujitsu, HP und IBM, deutlich positiv – einzig Oracle/Sun schwächelte. Oracle hatte im dritten Quartal 2009 laut Gartner noch 15611 Server abgesetzt. Im gleichen Zeitraum 2010 waren es jedoch nur noch 10098, was einem Rückgang von minus 35,3 Prozent entspricht. Oracles Marktanteil sank im gleichen Zeitraum von 3 auf 1,7 Prozent. Damit ist Oracle der einzige Hersteller, der im Jahresvergleich einen Rückgang hinnehmen musste. HP verkaufte im gleichen Zeitraum 715481 Server (plus 16,2 Prozent) und Dell konnte 501 593 (plus 14,7 Prozent) absetzen.

IBM steigerte die Stückzahlen um 16,7 Prozent auf 287 574. Die Oracle/Sun Schwäche könnte sich aber auch wieder ändern. Denn bereits im Oktober vergangenen Jahres brachte Oracle die Cloud-Lösung Exadata auf den Markt. Ende 2010 hatte Oracle mit dem Sparc SuperCluster die neue Serverfamilie vorgestellt. Und auch der neue T4-Prozessor im Sparc-Umfeld soll bald für Furore sorgen.

Enttäuschte Kunden und teurer Support

In der Schweiz spüren auch die Reseller die Auswirkungen der Sun-Übernahme. "Gerade während der Integrationsphase von Sun hatten wir einen Einbruch zu verkraften", gibt Oracles Country Leader Adrian Schlund gegenüber der Netzwoche zu. Ein Problem bei der Absetzung der Server sind wohl auch die nach oben angepassten Supportpreise sowie die Konzernstrategie: "Oracle ist sehr zentralistisch aufgebaut. In der Schweiz kann praktisch nichts beschlossen werden. Alles muss auf Europa- oder auf Headquarter-Stufe entschieden werden. Diese Struktur ist aus meiner Sicht völlig falsch. Wenn Oracle dies nicht ändert, kann es ihnen im Hardwareumfeld das Genick brechen", erklärt etwa Pascal Stürchler, Geschäftsführer von Acceleris.

Der Schweizer Systemintegrator und Oracle-Partner kann bestätigen, dass 2010 der Umsatz im Oracle-Hardwarebereich rückläufig war. Der Rückgang betrug etwa 25 Prozent. Auch die Kundenumsatzzahlen fielen vergangenes Jahr in den Keller. Allerdings gibt es gemäss Stürchler seit der Oracle Open World im Oktober wieder einen leichten Aufwärtstrend. Zusehends interessieren sich auch Softwarekunden für die Oracle- Hardware. Oracle sah sich lange harscher Kritik ausgesetzt, dass die Wartungsgebühren mit der Sun-Übernahme verteuert wurden. Laut Schlund haben sich die Wogen hier "in den meisten Fällen wieder geglättet".

Bezüglich dieses heiss diskutierten Themas sieht Acceleris nur teilweise ein Problem und zwar dann, wenn es um die richtig teuren Server geht – dann schlagen die 12 Prozent Supportkosten im Vergleich zur Konkurrenz richtig zu Buche. Für einen Server im Wert von 10'000 Franken sind die Kosten hingegen sehr attraktiv, denn für 1200 Franken pro Jahr bekommt der Kunde sowohl Premium-Support für Hardware als auch für das Betriebssystem. Der BI-Anbieter Microstrategy spürt ebenfalls eine gewisse Enttäuschung im Markt. Als Oracle-Technologiepartner baut das Unternehmen seine BI-Plattform auf die des Datenbankriesen auf. "Vor allem die Komplexität der Oracle-Roadmap findet keinen grossen Zuspruch bei den Kunden", sagt Jens Brandes, Country Manager Microstrategy Schweiz im Gespräch mit der Netzwoche.

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