Konservativ geschätzt

Cyber-Kriminalität kostet 375 Milliarden US-Dollar

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Eine umfangreiche Studie beziffert die Schäden durch Cyber-Kriminalität auf über 375 Milliarden US-Dollar. Besonders Industriestaaten sind davon betroffen. Die Schäden sind dabei keinesfalls nur monetärer Natur.

In einer umfangreichen Studie hat das "Center for Strategic and International Studies", in Zusammenarbeit mit den Sicherheitsanbieter McAfee und Intel Security, die globalen Schäden durch Cyber-Kriminalität auf mindestens 375 Milliarden US-Dollar beziffert. Es könnte sogar eine Summe von 575 Milliarden Dollar möglich sein.

Momentan würden durch das Internet zwischen 2 und 3 Billionen Dollar erwirtschaftet. Davon schöpfen Cyber-Kriminelle 15 bis 20 Prozent ab, schätzen die Analysten.

Personendaten und Unternehmen im Visier

Allein durch den massenhaften Diebstahl von über 800 Millionen Personenprofilen ergibt sich ein Schaden von 160 Milliarden Dollar. Besonders betroffen sind hiervon die USA mit 40, die Türkei mit 64, Deutschland mit 16 und China mit 20 Millionen gestohlenen Accounts.

Cyber-Kriminalität könnte für den Verlust von bis zu 150'000 Jobs allein in Europa verantwortlich sein, was 0,6 Prozent der Arbeitslosen entspräche. Diese Zahl kommt durch den Diebstahl von Unternehmensgeheimnissen, -strategien und Innovationen zustande.

Einzelne Angriffe würden teilweise horrende Schäden verursachen. Bei einem britischen Unternehmen wurden beispielsweise mit einem Hack Schäden in Höhe von über 1,3 Milliarden Dollar angerichtet. Auch Banken und Unternehmen aus anderen Ländern berichten über ähnlich hoch gelagerte Fälle.

Industrieländer besonders stark betroffen

In Europa sind die Schäden in Deutschland und den Niederlanden besonders hoch. Nach Schätzungen der Autoren betragen diese 1,6 respektive 1,5 Prozent des Brutto-Inland-Produkts (BIP). Allein in den Ländern USA, China und Deutschland summieren sich der Schaden auf 200 Milliarden Dollar. Für die Schweiz liegt keine genaue Schätzung vor, aber die Analysten gehen von einem mittleren Schadenspotential unter 0,5 Prozent des BIP aus.

Die Zahlen sind grösstenteils Schätzungen, da von den Regierungen und Unternehmen häufig keine detaillierten Angaben veröffentlicht werden. Daher ergibt sich eine Spanne der Verluste zwischen 375 und 575 Milliarden Dollar. Als Trend lässt sich dennoch festhalten, dass die Schäden in den Industriestaaten prozentual deutlich höher ausfallen als in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Verbrechen mit nur geringem Risiko

Immer noch sei Cyber-Kriminalität ein Geschäft mit hohen Gewinnmargen und vergleichsweise geringem Entdeckungsrisiko. Angesichts der hohen Schadenssummen ist für die Autoren der Studie die Untätigkeit vieler Unternehmen und Staaten in diesem Bereich nur schwer nachzuvollziehen.

Bisher seien die Schäden durch Online-Kriminalität noch nicht in das Bewusstsein gerückt, da der Prozentsatz unter zwei Prozent des BIP liege. Erst ab diesem Wert erwarten die Autoren stärkere Gegenmassnahmen von staatlicher Seite. Momentan bewegt sich die Schadenssumme mit 0,8 Prozent des globalen BIP noch unterhalb der des Drogenhandels (0,9%), von Autounfällen (1%) und normalem Diebstahl (1,5%).

Der Verlust von Geld sei dabei nicht der einzige Faktor, der zu berücksichtigen sei. Schäden durch schwindendes Verbrauchervertrauen, Schwächung der nationalen Sicherheit oder schwindendem Innovationspotential sind nur schwer mit Geld zu beziffern. Auch sind für Unternehmen die Kosten für die Erholung nach einer Attacke häufig höher, als die direkten Schäden eines Angriffs. Insbesondere Rufschädigungen kämen Unternehmen teuer zu stehen. Umsatzeinbrüche von 1 bis 5 Prozent seien bei vielen Unternehmen daher keine Seltenheit.

Schutzmassnahmen zahlen sich aus

Laut der Studie zahlen sich Investition in die Sicherheit relativ schnell aus. Beispielsweise hätte sich im Jahr 2011 die Investition eines Dollars in IT-Sicherheit bis heute mit einem Return von 1,25 Dollar bewährt. Als positiver Trend wird das gestiegene Interesse nach IT-Sicherheit hervorgehoben. Immer mehr Unternehmen und Verbraucher seien sich der Gefahren bewusst. Diese verlangten zunehmend nach Sicherheitslösungen und würden auch mehr Geld in die Hand nehmen.

Die Autoren rechnen mit einer weiteren Zunahme der Cyber-Kriminalität in den nächsten Jahren. Sollten dagegen keine stärkeren Massnahmen eingeleitet werden, könnten auch negative Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum nicht ausgeschlossen werden. Noch sei jedoch Zeit, um entschiedene Gegenmassnahmen einzuleiten.

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