Editorial

Frischlinge an der Cebit

Uhr | Updated
von George Sarpong

Wenn man als Messe-Frischling das erste Mal die Cebit durchstreift, drängen sich einem zwei Gedanken auf: Wow, ist das alles gross hier! – Ein wenig zu gross. Es gibt zwei Buslinien, doch sind die Busse kaum gefüllt. Es gibt Hallen, die mehr Besucher verdient hätten, Messestände, an denen sich das Standpersonal die Beine in den Bauch steht und auf Kundschaft bereits eher hofft als wartet. Was auch auffällt, ist das Line-up der Messeaussteller. Es ist IBM Deutschland, nicht IBM, das hier ausstellt, oder Microsoft Deutschland, das zum Besuch einlädt. Was sie zeigen, kennt man bereits von ihren Hausmessen, als die Produkte und Lösungen erstmals dem Weltpublikum präsentiert wurden. So stellt sich die Frage: Ist die Cebit überhaupt noch eine internationale Leitmesse oder doch 'nur' eine deutsche B2B-Messe mit internationaler Beteiligung?

Dafür punktete die jüngste Ausgabe der Cebit mit Vielfalt. Im Bereich Code_n konnten viele Start-ups ihre Projekte auf einer grossen Messe vorstellen. Viel zu sehen gab es auch im Planet Reseller. Warum dieser abgesperrt war, obwohl doch nur noch Fachbesucher an die Cebit durften, bleibt das Geheimnis der Veranstalter.

Jedenfalls wurde ich vom Cebit Frischling zum Cebit-Fan: Die Vielfalt der Aussteller, die kreativen Ideen kleiner Firmen, die entdeckt werden wollen und viele gute Gespräche waren die Reise wert. Das dachte sich wohl auch ICT-Switzerland, das dieses Jahr einen Airbus füllte, um die 150 Teilnehmer der Delegationsreise nach Hannover zu fliegen (S. 41).

An der Cebit war auch Intel. Der Chiphersteller hatte jedoch bereits vor der Messe seine neuen Server-­Chips präsentiert. In Zürich erläuterte Intels Bruno Riva, was die Prozessoren können und wie Intel mit ihnen Märkte wie Big Data angehen möchte. Viel interessanter dürfte aber die Frage sein, ob Intel sein erklärtes Ziel umsetzen kann, RISC-Prozessoren endgültig aus Servern und Grossrechnern zu verdrängen (S. 16). Statt im High-End-Geschäft sucht ein anderer Hersteller sein Glück im Consumer-Markt. Lenovo setzt auf das Endkundengeschäft, um weiter wachsen zu können. Patrick Roettger, Managing ­Director Switzerland von Lenovo, erklärt im Interview die Pläne, mit denen der chinesische Hersteller in der Schweiz punkten will und wie der Channel in die Strategie eingebunden werden soll (S. 20). Punkten will auch Dr. Alfons Stampfli von der fiktiven Kaffeegebäck-Fabrik Stampfli AG mit seinen Cantuccini. Doch leider wurde die Rezeptdatenbank gehackt. Ob Urs Amschwyler helfen kann (S. 44)?

Ich wünsche viel Lesevergnügen und ­gute Ideen!

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