Marktbericht

Wenn der Beamer zum Drucker wird

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Die Fussball-WM hat dem Markt für Beamer im Sommer des vergangenen Jahres einen kräftigen Schub verliehen. So kräftig, dass die Branche nach der WM ein Loch erwartete. Der tiefe Fall blieb jedoch aus. Abseits von Konferenzraum und Heimkino finden die Projektoren einen neuen, ungewöhnlichen Verwendungszweck.

2014 sind die Verkaufszahlen für Beamer rasant gestiegen. Weltweit legte der Markt im Vergleich zu 2013 rund 25 Prozent zu, schätzt der Marktforscher PMA Research. Vor allem der europäische Markt erfreute sich an florierenden Geschäften. Im Sommer trugen Aktionen im Vorfeld der Fussball-Weltmeisterschaft dazu bei. Nicht zuletzt deshalb drohte dem Markt nach der WM eine Flaute. Dank der Nachfrage nach Projektoren seitens der Unternehmenskunden blieb die Flaute aus. Der Markt wuchs weiter. Insgesamt wurden in der EMEA-Region im dritten Quartal 584 000 Beamer im Wert von 676 Millionen US-Dollar verkauft. Das entsprach einem Plus von 2 Prozent im Jahresvergleich. In Westeuropa legte der Markt sogar um 3 Prozent zu.

Trotz Wachstum insgesamt blieben zum Jahresende Teile des Marktes aber flach. Vor allem das Heimkinogeschäft stagnierte. Das wiederum sei auf die besagten Promotionen im Vorfeld der WM zurückzuführen, wie die Analysten von Futuresource schreiben. Dafür seien hingegen Projektoren für Installationsprojekte und Messen gefragt gewesen. Die Verkäufe kletterten im dritten Quartal um 21 Prozent. Massgebliche Wachstumstreiber waren nach Ansicht der Analysten neue Modelle von Epson, NEC und Panasonic. 2014 spielten aber noch weitere Faktoren eine Rolle.

Beispielsweise die aggressive Preispolitik bei 1080p- und 720p-Modellen. Die Preise für Full-HD-Beamer fielen teilweise unter 700 Dollar und förderten so Erstkäufe und den Austausch älterer Modelle in den USA, Westeuropa und anderen fortschrittlichen Ländern. Ein anderer Grund für den Anklang in den etablierten Märkten sei das Preis-Bildgrössen-Verhältnis gewesen. Etliche Modelle haben mittlerweile Diagonalen von 100 Zoll und mehr. Flachbildfernseher können da nicht mithalten. Das Wachstum beschränkte sich aber nicht nur auf das Niedrigpreissegment. Selbst im High-End- und 4K-Umfeld mit Preisen ab 10 000 Dollar pro Modell legte der Markt 2014 um rund 25 Prozent zu.

Konnektivität als Verkaufsargument

Nach Ansicht der Analysten vom PMA Research spielte im vergangenen Jahr die Vielseitigkeit der Beamer ebenfalls eine Rolle. Viele Heimprojektoren seien inzwischen sehr leuchtstark. 3000 ANSI Lumen seien keine Seltenheit mehr. Doch sie leuchten nicht nur hell, sondern sie bieten auch verschiedene Betriebsmodi für den Einsatz bei Tageslicht oder in speziell abgedunkelten Räumen. Fortschritte hätten die Hersteller auch bei flexiblen Bildgrössen, der Positionierung der Geräte und bei den Projektionsflächen gemacht. Seien es fix installierte Leinwände, motorisierte Lösungen, manuell einrollbare Leinwände für Wohnzimmer und Familienräume oder portable Lösungen für Wände und auf Tischen.

Mit der Vielseitigkeit der Projektoren gingen 2014 auch die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten einher. HDMI entwickelte sich praktisch zum Standard. Die Umfragen von PMA Research ergaben, dass WLAN aber ebenfalls zu einer wichtigen Schnittstelle beim Übertragen von Video-Inhalten wird. Besonders im Heimbereich würde die Anbindung via WLAN oftmals zum Kaufentscheid führen.

Zweckentfremdung von Beamern

Abseits von Konferenzraum und Heimkino finden Beamer inzwischen einen etwas ungewöhnlichen Verwendungszweck. Die 3-D-Druck-Branche sieht in den Projektoren offenbar eine Alternative zu Laser-Lichtquellen. Der Hersteller 3D-Facture sammelt derzeit via Crowdfunding Geld für seinen Drucker Draken. Dieser nutzt das Verfahren der Stereolithografie, kurz SLA. Dabei wird ein Werkstück aus flüssigem Kunstharz aufgebaut und mit Licht ausgehärtet. Das Verfahren erlaubt eine höhere Auflösung als beim Schmelzschichtverfahren.

Im Falle von Draken kommt statt einem Laser ein Beamer mit Full-HD-Auflösung zum Einsatz. Er sitzt unter einer durchsichtigen Wanne. In die Wanne fliesst das Kunstharz. Die Arbeitsplattform senkt sich von oben in die Wanne, der Beamer projiziert von unten die Form des Gegenstands auf das Kunstharz und belichtet es. Danach hebt sich die Arbeitsplattform ein Stück und die nächste Lage wird ausgehärtet. Am Ende hängt das so gedruckte Objekt kopfüber unter der Plattform. Dank des Beamers geht der Druck schneller und leiser vonstatten als bei Laser-SLA-Druckern. Zudem gibt es weniger Mechanik, die sich abnutzt, wie der Hersteller verspricht.

Ganz neu ist das Verfahren unterdessen nicht. Unter dem Schlagwort DLP Printing kursieren im Netz etliche Anleitungen, wie man einen SLA-Drucker aus handelsüblichen Komponenten selbst bauen kann. Dazu zählt eben auch ein Beamer, der dann als Lichtquelle fungiert.

Der folgende Link führt zur Marktübersicht Display und Beamer.

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