Marktbericht

SDN wartet auf den Durchbruch

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von Coen Kaat

In der IT-Branche hat der Software-Defined-Networking-Trend (SDN) in den letzten Jahren an Fahrt gewonnen. Die Anbieter sind mittlerweile für den SDN-Ansturm gerüstet. Damit der Boom sich aber voll entfalten kann, müssen sie zunächst noch die Anwenderseite überzeugen.

Software-Defined Networking (SDN) ist auf dem Vormarsch. Immer noch. In einem SDN-Netzwerk übernimmt eine Softwareanwendung die Kontrolle. Dies soll die Verwaltung erheblich vereinfachen und zu mehr Flexibilität führen.

Das Prinzip geistert schon seit geraumer Zeit in der IT-Szene herum. Nun soll die Technologie aber auf der Poleposition stehen. Gemäss verschiedenen Analystenhäusern soll der Markt in den nächsten Jahren stark wachsen. Laut IDC etwa wird das SDN-Geschäft bis 2018 auf eine Gesamtgrösse von 8 Milliarden US-Dollar wachsen. Research & Markets prognostiziert für diesen Markt bis 2020 einen Umsatz von gut 11 Milliarden Dollar.

In ihren Analysen rechnen die beiden Marktforscher für die nächsten Jahre mit durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten (CAGR) im mittleren bis hohen zweistelligen Prozentbereich. IDC geht für die Zeitspanne von 2014 bis 2018 sogar von einem CAGR von knapp 90 Prozent aus. Im Schnitt soll sich der Markt also jedes Jahr fast verdoppeln. 

Enterprise-Markt treibt SDN an

Der SDN-Markt wird dabei in erster Linie durch Geschäftskunden getrieben, wie IDC in seiner Analyse schreibt. Ein Trend, den Thomas Langkjaer, Director Sales East bei Brocade, auch hierzulande feststellt: "Der Enterprise-­Markt in der Schweiz zeigt zunehmend Interesse an SDN. Viele Unternehmen suchen nach neuen Möglichkeiten, um die laufenden Kosten für den Betrieb ihrer IT-Infrastruktur zu verringern. SDN ist eine dieser vielversprechenden Möglichkeiten." In der Schweiz kann SDN mit einem weiteren Aspekt punkten.

"Ein wichtiger Aspekt und gleichzeitig auch Vorteil von SDN ist die Integration von Sicherheitslösungen vor Ort", sagt Andreas Bisang, Enterprise Field Marketing Manager bei Dell Schweiz und Österreich. "Hier trifft SDN einen Nerv im Schweizer Markt, der über ein sehr hohes Sicherheitsbewusstsein und auch entsprechend hohe IT-Sicherheitsstandards verfügt."

Mit dem virtualisierten Netzwerk ist jedoch auch ein hohes Mass an Komplexität verbunden. Gemäss Daniel Scoziero, Managing Director bei Dimension Data Schweiz, mangelt es der Technologie etwa an Standardisierung. "Es ist eine grosse Herausforderung bei den verschiedenen proprietären Lösungen den Überblick zu behalten und die richtigen Lösungen einzusetzen", sagt er.

Während sich die Anbieter für den durch die Marktforscher prophezeiten SDN-Ansturm rüsten, zeigt sich die Anwenderseite noch zurückhaltend. "Die Anwender werden noch etwas Zeit brauchen, um sich mit der Thematik vertieft vertraut zu machen und erste Projekte zu realisieren", beurteilt Elmar Hayoz die Lage in der Schweiz. Hayoz ist selbstständiger Berater und Projektleiter für Netzwerkprojekte.

Gemäss seiner Einschätzung braucht der SDN-Markt in der Schweiz noch gut ein Jahr, bis er richtig durchstartet. Auch die Studie von Research & Markets geht davon aus, dass bis 2016 SDN-Infrastrukturen mehrheitlich im Rahmen von Pilotprojekten und Testinstallationen umgesetzt werden.

Anbieter müssen Anwender überzeugen

"SDN ist immer noch eine recht neue Technologie, und viele grosse Unternehmen beginnen erst damit, die genauen Vorteile und Rahmenbedingungen zu erkunden", sagt auch Langkjaer von Brocade. Zudem wird eine SDN-Architektur anders geplant, konfiguriert und betrieben als ein klassisches Netzwerk, erläutert Thomas Streit, Manager Cloud Solutions bei Cisco Schweiz. "Ein Umdenken in den Unternehmen ist gefordert", sagt er.

Dieses Umdenken kommt aber nicht von allein. Damit das vorhergesagte Marktwachstum eintritt, müssen die Anbieter den Anwendern das Potenzial näherbringen. Denn trotz Zurückhaltung ist das Interesse vorhanden. Dimension Data etwa registriert vor allem in den Segmenten Consulting und Beratung eine steigende Nachfrage, "da in gewissen Bereichen noch einige Unklarheiten bestehen, wie solche Projekte richtig angegangen werden, um ein solches – in der Regel sehr umfangreiches Projekt – erfolgreich umzusetzen", sagt Scoziero.

Scoziero geht davon aus, dass SDN in den nächsten Jahren zu einer Grundvoraussetzung für skalierbare, dynamische Applikationen wird. Langkjaer von Brocade wirft noch einen Blick weiter in die Zukunft. Nach seiner Einschätzung könnte die Technologie, mit zunehmenden Reifegrad, in den nächsten vier bis fünf Jahren auch für den Massenmarkt attraktiver werden.

Die vollständigen Antworten aller zum Thema SDN befragten Experten sind auf der rechten Seite unter "Related" zu finden.

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