Konkurrenz aus Singapur und London

Schweizer Fintech-Branche wächst, doch es gibt Baustellen

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Die Schweizer Fintech-Szene geht es gut. Immer mehr Start-ups drängen auf den Markt. Kapital gibt es auch. Doch die Firmen müssten sich internationaler aufstellen und die müsse Regulierungen gelockert werden, wie die HSLU in einer Studie feststellt.

Die Schweizer Fintech-Branche wächst. 24 Unternehmen beschäftigten sich im Jahr 2010 mit Finanztechnologien. Ende 2015 waren es 162, wie die Hochschule Luzern in einer aktuellen Studie festhält.

Klares geografisches Zentrum der Branche ist Zürich. 72 Unternehmen arbeiten in der IT-Metropole. Nach Zürich ist Zug mit 21 Anbietern der zweitgrösste Fintech-Standort der Schweiz, gemessen an der Zahl der dort ansässigen Unternehmen. Neben Start-ups bezog die Hochschule auch Banken sowie Technologie- und Informatikunternehmen in ihre Statistik mit ein. Sofern diese überwiegend im Fintech-Bereich tätig sind.

Die Anzahl möglicher Nutzer und Abnehmer der Fintech-Produkte sei überschaubar, im B2B-Bereich genauso wie im B2C-Geschäft. Die Unternehmen beschäftigen sich mit neuartigen Lösungsansätzen in den Bereichen: Analytics, Banking Infrastructure, Blockchain, Deposit & Lending, Investment Management und Payment.

Branche lebt von Community

Start-ups könnten auf verschiedene Einrichtungen zurückgreifen, die sie bei der Gründung und Entwicklung unterstützen, berichtet die Hochschule. Unterstützt würden Jungunternehmen von Einrichtungen wie Inkubatoren und Brachenverbänden. An Veranstaltungen könnten Start-ups ihre Produkte gegenüber Fachleuten und Medien präsentieren.

Auch Risikokapital gebe es für Fintech-Start-ups. Entgegen anderslautender Studienergebnisse etwa von EY. Das Consultinghaus empfahl Anfang dieses Jahres deutlich mehr Geld in die heimische Fintech-Branche zu investieren.

Thomas Ankenbrand, Projektleiter der "IFZ Fintech Study 2016", sagt hingegen, dass Jungunternehmen in der Schweiz Investoren fänden, die ihnen das nötige Kapital zu Verfügung stellen. Venture Capital sei kein genereller Engpass. Auch wenn das Investitionsvolumen vergangenes Jahr mit rund 27 Millionen Franken klein gewesen sei.

Fintech-Szene sollte sich internationaler ausrichten

Sollen langfristig Fintech-Arbeitsplätze in der Schweiz erhalten und neue geschaffen werden, müssten sich die Unternehmen international positionieren und auch den Eintritt in ausländische Märkte wagen.

Die Ausgangslage sei nicht schlecht. "Trotzdem sind die besten Spezialisten nicht immer national verfügbar. Deswegen ist der Zugang zum globalen Arbeitsmarkt wichtig", sagt Ankenbrand.

Regulierung abbauen

Zürich und Zug stünden in einem globalen Konkurrenzkampf mit anderen Standorten wie London oder Singapur. Diese Städte seien zurzeit daran, die regulatorischen Hürden zu senken, um innovative Fintech-Unternehmen anzuziehen. "In der Schweiz werden somit weiterhin grosse Anstrengungen nötig sein, um attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen und in diesem globalen Wettbewerb bestehen zu können", sagt Ankenbrand.

Es sei in der Schweiz aber bereits erkannt worden, wie wichtig es sei, die Hürden für den digitalen Finanzplatz abzubauen. Ankenbrand verweist auf die Finma. Diese plädiere dafür, eine neue Bewilligungskategorie für einfache Geldinstitute zu schaffen.

Fazit: Der Branche geht es gut, hat aber Luft nach oben

Trotz der Herausforderungen gelangen die Studienautoren zum Fazit, dass der Schweizer Fintech-Markt international kompetitiv und sich für weiteres Wachstum gut positioniert hat.

Weitere Resultate aus der "IFZ FinTech Study 2016" bietet die Luzerner Hochschule auf dem Retail-Banking-Blog gegen ein Entgelt an.

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