IT Security Day 2016

Infinigate feiert 20. Geburtstag

Uhr | Updated
von Coen Kaat

Der VAD Infinigate hat diese Woche nach Rüschlikon geladen. Dort fand die jüngste Ausgabe des IT Security Day statt. In Anwesenheit seiner Partner feierte das Unternehmen 20 Jahren Firmengeschichte.

Infinigate hatte genau das richtige Wetter bestellt. Bei strahlendem Sonnenschein hat der Value Added Distributor (VAD) diese Woche erneut seinen IT Security Day veranstaltet. Bereits zum 13. Mal, wie Matthias Brunner, Managing Director von Infinigate Schweiz, an der Begrüssung sagte.

Insgesamt kamen rund 295 Besucher an den Anlass im Gottlieb Duttweiler Institut im zürcherischen Rüschlikon. 235 davon waren Reseller. Denn wie Brunner auf der Bühne betonte, handelt es sich beim IT Security Day um "einen richtigen Reseller-Event". Endkunden waren keine anwesend.

Mit dem Anlass will der Distributor seinen Gästen auch die Augen öffnen, sie auf die neuen Trends und Entwicklungen im Bereich Cybersecurity aufmerksam machen.

Mit der Keynote wollte Infinigate die Security-Branche dieses Jahr aus einer anderen Perspektive zeigen. Den Vortrag hielt daher Carin Gantenbein, Head Professional Liability and Cyber S&P bei der Zurich Insurance Group.

2013 entstand weltweit durch Naturkatastrophen ein wirtschaftlicher Schaden von 140 Milliarden US-Dollar, wie Gantenbein sagte. Cybercrime hatte damals kaum weniger Schaden verursacht, dieser wurde auf 113 Milliarden Dollar beziffert. "Mittlerweile hat der Cybercrime aber die Naturkatastrophen überholt", sagte sie. Dennoch: Vor Erdbeben versichern sich Menschen, die in Gefahrenzonen leben. Vor Cybercrime versichern sich die Gefährdeten nicht. In der Schweiz schloss gemäss Gantenbein etwa nur jede dritte Firma eine derartige Police ab.

Cybercrime ist nicht nur ein IT-Problem

Nur etwa ein Fünftel dieses Schadens seien IT-Kosten. Die Kosten durch den Reputationsschaden seien deutlich höher. Das zeige auch, dass Cybercrime nicht bloss ein IT-Problem sei. "Die Abwehr sollte daher auch nicht immer an der IT-Abteilung hängenbleiben", sagte Gantenbein. "Wenn die Hütte brennt", betreffe das auch den Kundensupport sowie die HR- und Rechtsabteilungen. Wer im Ernstfall was zu tun hat, sollten Unternehmen schon im Voraus klären.

80 Prozent der Angriffe könnten zudem durch simple IT-Hygiene verhindert werden. Dazu zählen etwa starke Passwörter. Viele Unternehmen hätten aber noch immer das Gefühl, die Kriminellen interessierten sich nur für die Daten grosser Unternehmen. Die IT-Hygiene sei entsprechend lasch.

"Aber wo würden Sie einbrechen?", regte sie das Publikum zu einem Gedankenexperiment an. In Fort Knox, wo es viel zu holen gibt, aber die Sicherheitsvorkehrungen quasi undurchdringbar sind. Oder aber in der kleinen Berghütte ohne Alarmanlage, deren Besitzer die Tür offen lässt. Daher sollte die IT-Hygiene auch für kleinere Unternehmen "wie das Zähneputzen" zum Alltag dazugehören.

Laut Brunner könnte Infinigate auch in diesem Bereich aktiv werden und entweder Versicherungen anbieten oder als Kompetenzzentrum vermitteln. Derartige Versicherungen könnten für Unternehmen in wenigen Jahren zum Standard werden. Ein Standard, der Kunden eine gewisse Garantie bietet – ähnlich wie ISO-Zertifizierungen.

Wenn die beste Firewall nichts mehr nützt

Am Anlass konnten sich die Reseller aber nicht nur informieren, sondern auch das Portfolio des Distributors kennenlernen. Dieses vergrössert Infinigate fortlaufend. In den letzten zwölf Monaten etwa listete der Disti laut Brunner fünf neue Hersteller. Zu den jüngsten Neulingen im Portfolio gehören Centrify und Malwarebytes. Beide zeigten in Rüschlikon, was sie zu bieten haben.

Viele Angriffe erfolgen heutzutage über gestohlene Identitäten und Zugangsdaten. Identity Management wird deswegen immer wichtiger. "Denn wenn die Identität gestohlen wird, nützt auch die beste Firewall nichts", sagte Brunner im Gespräch. Hier setzt Centrify an.

Mit einem zentralen Zugang verwaltet die Lösung sämtliche Accounts und Passwörter. 3000 Applikationen unterstützt die Lösung out of the box gemäss Sanda Hilt, Senior Channel Manager DACH & EE. Dazu zählen Unternehmensapplikationen wie etwa Salesforce. Der Benutzer kann aber auch etwa seinen Linkedin-Zugang mit Centrifys Lösung verwalten. Die Konsole ist cloudbasiert. Die Identität wird aber nicht synchronisiert und bleibt gemäss Hilt also on Premise.

"Das Unternehmen bietet aber nicht nur gute Technologien an", sagte Brunner, "sondern auch Schulungen, in denen Mitarbeiter etwa für den Umgang mit Passwörtern sensibilisiert werden sollen."

Ein weiterer Schutzwall

Malwarebytes will derweil den Endpoint-Schutz verstärken. Das Unternehmen bietet etwa eine kostenlose Applikation für die Beseitigung von Malware an. Daneben liefert der Softwareentwickler auch Lösungen und Tools für Unternehmenskunden.

Am IT Security Day zeigten Mikhail Chernyshev, CISSP, SE EMEA, und Georg Vogel, Channel Director DACH, eine Live-Demo von Malwarebytes Anti-Ransomware-Tool. Zu diesem Zweck infizierten sie eine virtuelle Maschine mit der Erpressersoftware Teslacrypt.

Das Tool von Malwarebytes erkannte die Ransomware und hinderte diese daran, den Rechner zu sperren. Das Tool funktioniert dabei nicht signaturbedingt. Stattdessen erkennt es die Malware an seinem Verhalten. Wie das genau geschieht, wollte das Unternehmen nicht sagen. Berufsgeheimnis.

Das Tool könne aber nur Infektionen verhindern, nicht aber einen gesperrten Computer wieder befreien. Das Unternehmen sieht seine Produkte zudem nicht als Konkurrenz zur bestehenden Anti-Virus-Lösungen. "Malwarebytes bietet einen zusätzlichen Schutz am Endpoint und soll nicht ein bestehendes Produkt ablösen", sagte Brunner.

Der Fokus auf die Security bleibt – trotz Switches

Ferner präsentierten Aerohive, Barracuda, Dell Software, Gemalto, HID, Intelsecurity, Ipswitch, Mobile-Iron, Ruckus, Sonicwall und Sophos ihre Lösungen. Ebenfalls präsent war Aruba. Der WLAN-Spezialist wurde März 2015 von HP – nun HPE – übernommen. Über Aruba kommen auch die Produkte von HP Networking, HPEs Netzwerksparte, in Infinigates Sortiment.

"Das ist für uns sehr interessant", sagte Brunner im Gespräch. "Mit den Produkten von HP Networking können wir viel umfassendere Offerten machen und etwa auch die erforderliche Netzwerktechnologie, wie etwa Switches, anbieten. So wird Infinigate zum One-Stop-Shop für Reseller."

Der Fokus auf Security werde dadurch aber nicht aufgelockert. "Den wollen wir beibehalten", sagt Brunner. Hinter der Entscheidung stecke jedoch ein gewisser Pragmatismus.

Zu den Themen des Tages gehörte auch das Ende des "Box Moving", also dem reinen Verkauf von Produkten. Laut Dietmar Bachmann, Head of Sales bei Infinigate, will der Distributor seinen Partnern helfen, langfristig auf das Servicemodell umzusteigen.

Dies tut das Unternehmen etwa mit seinen MSP-Days. Laut Bachmann führte Infinigate bereits zwei solcher Tage durch mit jeweils etwa 20 Teilnehmern. An diesen Anlässen werden einerseits rechtliche Aspekte besprochen wie auch mögliche MSP-Geschäftsmodelle vorgestellt.

Damals, als E-Mails noch ausgedruckt wurden

Als sich der Tag langsam dem Ende zuneigte, ging die Party los. Denn der VAD hatte etwas zu feiern: In diesem Jahr wird Infinigate 20 Jahre alt. David Martinez, Mitgründer und CEO von Infinigate, ergriff das Wort und blickte zurück.

In den letzten zwei Jahrzehnten entwickelte sich Infinigate von einem kleinen Start-up zu einem der führenden Distributoren in Europa, wie Martinez resümierte. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet. In einer Zeit, als nur wenige E-Mail-Adressen hatten und ihre Mails noch ausdrucken liessen. Damals hiess Infinigate noch "Internet 2000".

Als die New-Economy-Blase 2002 platzte, verlor das Unternehmen von einem Tag auf den anderen fast die Hälfte seines Umsatzes. Als Reaktion darauf riss es das Ruder herum. Der Fokus wurde auf Security gelegt und der Name zu Infinigate geändert.

Seither fährt das Unternehmen gemäss Martinez erfolgreich mit dieser Strategie. Heute ist Infinigate in acht europäischen Ländern vertreten und plant weitere Expansionen. Eine Liste von möglichen Zielen hat Martinez zwar bereits, wie er im Gespräch sagte. Aber wohin es genau gehen wird, wollte er noch nicht sagen.

Zum Abschluss seiner Rede bedankte sich Martinez bei seinen Partnern und stiess auf den Geburtstag an. "Happy Birthday, Infinigate."

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