Nach der Spaltung

Tote Hose an der Telenetfair

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Die Besucher sind der Telenetfair in diesem Jahr grösstenteils fern geblieben. Bei den Ausstellern herrschte oft Langeweile. Schuld daran war nicht nur das schöne Wetter.

Die Telenetfair hat schon bessere Zeiten gesehen. Im letzten Jahr verbuchte die nach eigenen Angaben "grösste Datenübertragungsmesse der Schweiz" an drei Messetagen rund 3000 Besucher in der Messe Luzern. In diesem Jahr werden es sicherlich nicht annähernd so viele werden. Dies hat auch historische Gründe.

Die Vorgeschichte

Nach der letzten Telenetfair hatten sich 12 der grössten Aussteller mit dem Konzept unzufrieden gezeigt. Trotz Gesprächen mit der Messeleitung gab es keinen Konsens. Als Folge daraus wurde eine weitere Messe ins Leben gerufen: die Com-Ex. Diese sollte zunächst zeitgleich zur Telenetfair und ebenfalls in der Messe Luzern stattfinden. Nachdem die Messe sich dagegen entschieden hatte, zügelte die Com-Ex nach Bern. Die Messe findet dort vom 20. bis zum 22. September statt.

Durch die Abspaltung der Com-Ex verlor die ehemalige Leitmesse nicht nur einen bedeutenden Teil der Aussteller. Auch die Besucher blieben der Messe fern. Anstatt voller Gänge und gut gefüllter Ausstellerstände fanden sich am Mittwochnachmittag nur vereinzelt Gruppen zu Gesprächen zusammen. Einzig die von Frits van der Graaff betriebene Messebar erfreute sich eines regen Besucherzustroms. Mit Freibier und Snacks lud der Ort zum Verweilen ein. Nicht nur die Besucher, sondern auch einige der Aussteller nutzten den Ort, um das eine oder andere Bier zu geniessen und neue Kontakte zu knüpfen.

Negative Stimmen dominieren

In Gesprächen zeigten sich fast alle Aussteller enttäuscht. Einige fragten sich sogar, warum sie überhaupt auf der Messe vertreten seien. Sie hätten die Zeit auch für produktivere Tätigkeiten nutzen können, war von einigen Ausstellern zu vernehmen.

Der erste Tag war laut Aussagen von Ausstellern schlecht besucht. Am zweiten Tag wurde es demnach zumindest bis zum frühen Nachmittag deutlich besser. Danach flachte der Zustrom wieder ab. Die Zahl der Besucher und Aussteller hielt sich beim Messerundgang in etwa die Waage. Daher verwundert es auch nicht, dass sich die Mehrheit der Aussteller langweilte und das Gespräch mit dem Standpersonal der Nachbarständen suchte.

In Gesprächen mit einigen Anbietern herrschte eine vorwiegend negative Stimmung. Yves Amschwand, CEO von Assmann IT-Solutions, fand aber auch positive Aspekte. Mit dem Vormittag des zweiten Tages zeigte er sich zufrieden. Er berichtete von zahlreichen interessanten Gesprächen. Auch habe Assmann die Chance der kleineren Messe genutzt, um den eigenen Stand weiter auszubauen und somit mehr Leute anzuziehen. Dies werde aber nur einmalig funktionieren, sagte Amschwand.

Die aktuelle Spaltung der Messe sah er sehr kritisch. Diese Situation "ist für niemanden wirklich gut". Er geht davon aus, dass beide Messen nicht genügend Zuschauer anziehen werden können. Für die Branche sei dies schlecht. Die aktuelle Situation mit der Com-Ex sei "sehr, sehr blöd", sagte Amschwand. Die Eitelkeiten von einigen Wenigen Personen würden allen schaden. Er entschied sich mit Assmann aber bewusst für die Telenetfair, betonte er.

"Forum Datacenter Live" hätte besser laufen können

Erstmals veranstaltete der Distributor Datastore das "Forum Datacenter Live". Über den ganzen Tag verteilt gaben Referenten Einblick in Rechenzentrumsprobleme und zeigten Lösungsansätze auf. Eines der Highlights war eine Live-Demo eines Rechenzentrumsausfalls. Hierzu hatte Datastore zusammen mit Partnern ein vollständiges kleines Rechenzentrum in der Messehalle aufgebaut. Das Projekt erfüllte Thomas Ruppanner, CTO von Datastore, mit Stolz, wie er im Gespräch sagte. Eine enge Zusammenarbeit mit den Partnern sei für dieses Projekt wichtig gewesen.

Für das "Forum Datacenter Live" zog Ruppanner zumindest bis zum zweiten Tag eine eher durchwachsene Bilanz. Der erste Tag sei eher schwach gewesen. Am zweiten Tag sei es etwas besser geworden. "Es hätte besser laufen können", sagte er. Einige Vorträge wurden gut besucht. Andere Veranstaltungen mussten aber auch wegen ausbleibender Besucher abgesagt werden.

Ruppanner sieht Datastore aber nicht in der Verantwortung. Das Unternehmen habe stark die Werbetrommel für die Veranstaltung gerührt. Eventuell habe es Fehler bei der Messeleitung gegeben, sagte er weiter.

Telenetfair als nächste Orbit?

So wie in diesem Jahr wird die Telenetfair in zwei Jahren wohl nicht noch einmal stattfinden können. Der Aufwand und die Kosten stünden in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen, war bei vielen Ausstellern zu hören.

Viele Gesprächspartner äusserten die Befürchtung, dass es in Zukunft keine Messe für Rechenzentren in der Schweiz mehr geben werde, sollte auch die Com-Ex so verlaufen. Als negatives Beispiel wurde hier die einstige IT-Messe "Orbit" angeführt. Es brauche Anpassungen beim Konzept und wieder eine engere Zusammenarbeit zwischen Messeleitung und Ausstellern.

Es bleibt abzuwarten, wie die Resonanz auf die Com-Ex sein wird. Auch den Com-Ex-Veranstaltern gelang es vorab nicht alle Ausstellerflächen zu füllen

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