SPIK 2017

Der Mensch wird zum Haustier von Algorithmen

Uhr
von Coen Kaat

Am Schweizer Polizei-Informatik-Kongress 2017 hat Philosoph und Physiker Ludwig Hasler erzählt, was eine zunehmend digitale Welt mit dem Menschen anstellt. Die Welt werde zwar sicherer, der Mensch aber infantiler.

Ludwig Hasler, Publizist, Philosoph und Physiker. (Quelle: Netzmedien)
Ludwig Hasler, Publizist, Philosoph und Physiker. (Quelle: Netzmedien)

Diese Woche hat in Bern im Stade De Suisse der zehnte Schweizer Polizei Informatik-Kongress (SPIK) stattgefunden. Der Event dient dem Austausch zwischen Polizei und Industrie. So erfuhren die Teilnehmer etwa, was die Polizei von ihren IT-Lösungen und -Dienstleistern erwartet.

Teil des Events waren aber auch Vorträge von Reto Grob, Principal Architect bei Netcetera und Ludwig Hasler, Publizist, Philosoph und Physiker.

Grob betrat die Bühne mit einer Hololens auf dem Kopf. In seiner Rede wollte er aufzeigen, wie weit das Thema Augmented Reality fortgeschritten ist und wie die Polizei davon profitieren könne. So könnten Polizisten etwa bald mit Datenbrillen die reale Welt durch digitale Inhalte erweitern und auf diese Weise Tatorte erfassen.

Reto Grob, Principal Architect bei Netcetera. (Quelle: Netzmedien)

Sichere Welt, infantiler Mensch

Thema von Haslers Rede war die Digitalisierung und was diese mit dem Menschen anstellt. Seine Rede war nicht immer ernst zu nehmen, wie er selbst auf der Bühne sagte. Der technologische Fortschritt mache die Welt zwar sicherer. Aber gleichzeitig werde der Mensch infantilisiert.

Das sehe man etwa am Beispiel selbstfahrender Autos. Die Anzahl Autounfälle werde sinken. Da die Maschine nie ermüdet oder betrunken sei. "Der Mensch wird dabei aber herumkutschiert wie ein Kleinkind", sagte Hasler.

Dasselbe Phänomen sehe man auch bei anderen Trends – wie etwa dem Smarthome. In einem Zuhause, das alles selbst regelt, habe der Mensch eigentlich nichts mehr zu tun. Oder wie der Philosoph es auf die Spitze trieb: "Ich bin eigentlich zum Haustier von Algorithmen geworden!".

Die vollendete Sicherheit kommt durch die Abschaffung der Freiheit

Aber da die Welt durch dieselben Technologien sicher werde, störe sich der Mensch nicht daran. Hasler vergleicht die Situation mit dem Science-Fiction-Roman Schöne neue Welt von Aldous Huxley. "Die vollendete Sicherheit kommt durch die Abschaffung der Freiheit", sagte er. Gleichzeitig bleibe der Mensch zufrieden, weil es ihm an nichts fehle.

Schade sei vor allem, dass alles von Silicon Valley aus gesteuert werde. Da komme ein Grossteil der uns lenkenden Algorithmen her. "Daran müsste man etwas ändern", sagte der Philosoph. "Aber dazu müsste man zunächst das Schulfach Programmieren einführen."

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