Axis Roadshow 3.0

Was ein Kamerahersteller gegen DDoS-Attacken tun kann

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von Coen Kaat

Axis Communications hat in Zürich zur Roadshow geladen. Der Hersteller zeigte seinen Partnern, wie er mit dem Thema Cybersecurity umgeht. Zudem präsentierte das Unternehmen einen radarbasierten Bewegungsmelder.

Axis Communications hat auf seiner Roadshow am 8. Juni im Sheraton Hotel Zürich haltgemacht. Anders als im Vorjahr gab es dieses Jahr keine getrennten Veranstaltungen mehr für Partner und für Anwender.

"Wir mussten den ganzen Anlass vergrössern, weil wir so viele Anmeldungen erhielten", sagte Mirko Ambrico. Insgesamt besuchten gemäss dem Key Account Manager über 100 Personen den Event in Zürich.

Mirko Ambrico, Key Account Manager Switzerland bei Axis Communications. (Quelle: Netzmedien)

In Mirais Schatten

Der Spezialist für Netzwerkkameras warf an dieser Roadshow mit Begriffen um sich, die für sein Vokabular ungewöhnlich sind. Darunter Malware, DDoS und Cyber-Attacken. Denn Cybersecurity sei nun ein sehr wichtiges Thema für Axis geworden, sagte Jörg Rech. Rech ist verantwortlich für den Bereich Schulung in der Region Mitteleuropa.

Grund dafür war wohl in erster Linie Mirai. Der Begriff steht für eine Reihe massiver DDoS-Attacken, die vergangenes Jahr unter anderem den Blog des Sicherheitsexperten Brian Krebs und den US-amerikanischen DNS-Hoster Dyn lahmgelegt hatten.

Jörg Rech, Team Leader Training Middle Europe bei Axis Communications. (Quelle: Netzmedien)

DDoS steht für distributed Denial of Service. Im Wesentlichen werden Internet-Dienstleistungen oder Websites mit derart vielen Anfragen überhäuft, dass sie kollabieren. Hierfür vernetzen Cyberkriminelle eine grosse Anzahl mit Schadsoftware infizierter PCs zu einem sogenannten Botnetz. Der Kriminelle kann jeden Bot steuern und so alle gleichzeitig anweisen, eine bestimmte Website aufzurufen.

An diesem Punkt kommen Axis und andere Anbieter vernetzter Geräte ins Spiel. Denn die Drahtzieher hinter Mirai manipulierten nicht PCs, sondern ungeschützte Geräte im Internet der Dinge. Ein allgemeiner Trend. Denn aktuell gebe es rund 8,4 Milliarden solcher Geräte. In über 80 Prozent der Fälle verwenden Nutzer gemäss Rech Standardbenutzernamen und Standardpasswörter.

Sicherheit auf drei Ebenen

Das betreffe auch Axis-Geräte. Der Hersteller will das Problem einerseits mit Transparenz bekämpfen. Erfährt Axis von einer Sicherheitslücke, informiert das Unternehmen seine Partner direkt und stopft die Lücke schnellstmöglich mit einem Firmware-Update.

Andererseits will der Hersteller auch die inhärente Sicherheit seiner Geräte erhöhen. Bald soll die fünfte Version des Camera Management Tools erscheinen. Damit könnten Nutzer verschlüsselt auf ihre Geräte zugreifen. Zudem liessen sich über das Tool die Zertifikate verwalten.

Rech gab zudem einen Vorgeschmack auf die neue Firmware-Version 7.10. Mit dieser Version integriert der Hersteller einen Indikator für die Passwortstärke in die Steuerkonsole. Neu müssen Passwörter zwingend mindestens 8 Zeichen lang sein.

Bei einem fehlerhaften Login werde der nächste Versuch verzögert, um Brute-Force-Attacken zu verhindern. Bei derartigen Angriffen rattert der Hacker schlicht eine Liste von Passwörtern herunter, bis eins funktioniert oder bis er an das Ende seiner Liste angekommen ist.

Axis will seine Partner auf dem Gebiet auch schulen. "Um das Risiko zu minimieren, müssen Sie das Risiko verstehen", sagte Rech dem Publikum. Ab September offeriert der Hersteller eine eintägige Schulung zu Cybersecurity in der Axis Communications Academy. Online bietet Axis ferner diverse Whitepaper und Sicherheitsrichtlinien zu dem Thema sowie ein Selbstbewertungstool.

Axis will Firmen mit Radaranlagen ausrüsten

An der Roadshow wollte Axis auch zeigen, was sich auf der Produkteseite jüngst getan hat. Unter der Flut an neuen Sicherheitslösungen stach ein Gerät besonders hervor: das D2050-VE. Mit dem Gerät betritt Axis Neuland. Denn dabei handelt es sich nicht um eine Netzwerkkamera, sondern um einen radarbasierten Bewegungsmelder.

Das Gerät sei eine sinnvolle Ergänzung für die Überwachung von Firmengeländen. Denn videobasierte Systeme würden gelegentlich Fehlalarme auslösen, etwa bei schlechtem Wetter oder wenn eine Spinne vor der Kamera vorbeilaufe.

Der D2050-VE hat eine Reichweite von 50 Metern und einen Detektionsbereich von 120 bis 150 Grad. Folglich decke es eine Fläche von etwa 3000 Quadratmetern ab. Die Netzwerk-Radarlösung unterstützt Power-over-Ethernet (PoE) und funkt im Frequenzbereich von 24 Gigahertz.

Axis-Kamera mit Canon-Objektiv

Interessant wird das Gerät vor allem, wenn man es mit PTZ-Kameras kombiniert. Also Kameras, die schwenken, neigen und zoomen können (Pan – Tilt -Zoom). Erkennt der Radar eine Bewegung, könnte die Kamera automatisch auf den entsprechenden Ort fokussieren.

Im Bereich der Kameras zeigte Axis unter anderem die Q1659. Hier zeigt sich, was für Vorteile die Übernahme von Axis durch Canon brachte. Die 20-Megapixel-Netzwerkkamera verfügt nämlich über ein EF-S-Anschluss für Canons Objektive für die Profi-Fotografie.

Die Netzwerkkamera Q1659 von Axis Communications mit einem 70- bis 200-Millimeter-Objektiv von Canon. (Quelle: Axis Communications)

Diese Objektive seien "eine ganz neue Kampfklasse" für Netzwerkkameras, sagte Rech. Die Kamera erscheint in sieben Bundles mit unterschiedlichen Objektiven. Darunter das 70- bis 200-Millimeter-Objektiv von Canon.

Intelligente Objektive messen Temperatur

Zu den Neuheiten zählte auch der P1367 – der Nachfolger für die P1357-Geräte. Die fest ausgerichtete Kamera filmt mit einer Auflösung von 5 Megapixeln bei 25 beziehungsweise 30 Bildern pro Sekunde. Das Gerät unterstützt die neuen I-CS-Objektive. Die intelligenten Objektive aus dem Hause Axis.

Diese müssten nicht mehr manuell konfiguriert werden, da die Kamera sie automatisch erkenne. Zudem misst sie die Temperatur, um Fokusverschiebungen durch Temperaturschwankungen auszugleichen. Die Kamera ist auch als Barebone erhältlich – also ohne Objektiv.

Eine modulare Software Suite und eine neue Webkonsole

Auf der Softwareseite sprach Rech über die neue Guard Suite. Dabei handelt es sich um ein modulares Sicherheitssystem. Es besteht aus:

  • Motion Guard (um Bewegungen zu erkennen)

  • Fence Guard (um Zäune abzusichern)

  • Loitering Guard (um herumlungernde Personen zu erkennen)

Die Lösung kostet 59 Euro pro Modul pro Kamera. In den Geräten der Q-Serien sei sie aber künftig kostenlos inbegriffen, sagte Rech.

Der Hersteller sah sich ferner gezwungen, die Benutzeroberfläche seiner Webkonsole anzupassen. Bisher basierte sie auf dem Internet Explorer. Da der Browser aber nicht länger durch Microsoft unterstützt wird, entwickelte Axis etwas Neues.

Die neue Konsole ist für Firefox, Safari, Chrome und Edge optimiert und basiert auf Ajax (Asynchronous Javascript and XML). Das heisst, dass Änderungen an den Einstellungen sofort übernommen werden können und der Browser nicht zunächst neu geladen werden muss.

Webcode
DPF8_44736