Post und Jelmoli testen Lieferroboter

Die Robo-Pöstler erobern Zürich

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Zwei Lieferroboter kurven ab 4. September für das Warenhaus Jelmoli durch die Zürcher Innenstadt. Die Post will in Zukunft vermehrt auf die Unterstützung der kleinen Helfer setzen.

Ab 4. September mischen sich zwei Lieferroboter der Post unter die Passanten. (Source: Die Schweizerische Post)
Ab 4. September mischen sich zwei Lieferroboter der Post unter die Passanten. (Source: Die Schweizerische Post)

Die Schweizerische Post schickt am 4. September zwei Lieferroboter auf die Strassen Zürichs. Sie sollen im Rahmen eines Testprojekts fünf bis sechs Wochen lang für das Warenhaus Jelmoli die Innenstadt beliefern. Die automatisierten Fahrzeuge wiegen 23 Kilogramm und können eine Last von 10 Kilo tragen. Mit sechs Rädern werden sie durch die Fussgängerzone von Zürich kurven, heisst es in der Medienmitteilung der Post.

Höfliche Mini-Lieferanten

Passanten müssen sich indes nicht sorgen: Die Robo-Pöstler sind äusserst zahm. Fussgängern überlassen sie höflich den Vortritt. Ausserdem können sie nicht schneller fahren als sechs Kilometer pro Stunde. Die effektive Geschwindigkeit wird voraussichtlich halb so hoch sein, da die Fahrzeuge so zögerlich agieren.

Das Gefährt des englisch-estnischen Herstellers Starship Technologies verfügt über neun Kameras, die etwa das Rotlicht bei Zebrastreifen erkennen. Acht Ultraschall-Detektoren warnen den Roboter vor Hindernissen. Eingebaut ist auch ein GPS. So weiss der Wagen immer, wo er sich befindet – und kann unwegsames Terrain wie Treppen umfahren. Der Roboter findet sich bei Regen und Schnee zurecht, in der Dunkelheit aber noch nicht. Die Roboter von Starship waren auch schon für Media Markt im Einsatz.

Die Kameras des Roboters erkennen, wenn die Ampel auf grün oder rot schaltet. (Source: Die Schweizerische Post)

So funktioniert’s

Wer in den nächsten Wochen auf jelmoli.ch ein Produkt bestellt, kann bei der Lieferoption den Roboter auswählen und auf Google Maps den gewünschten Zielpunkt setzen. Dann wird sich der Robo-Pöstler auf den Weg machen. Der Lieferradius ist beschränkt auf die Stadtkreise 1, 2, 3 und 9. Weiter schaffen es die Robo-Pöstler nicht; ihr Akku ist auf zwei Stunden beschränkt. Wenn der Roboter in der Nähe des Zieles ist, erhält der Kunde eine SMS. Sie ist der Schlüssel zum Transportfach.

Während der Testphase begleiten Fachpersonen die Fahrt. Sie tauschen den Akku des Geräts aus und protokollieren die Reaktion der Passanten, wie Post-Mediensprecher Oliver Flüeler der Redaktion mitteilt. Wenn die Roboter nicht weiter wissen, können sie Hilfe anfordern. Ein Tele-Operator des Herstellers Starship greift dann manuell in die Steuerung des Fahrzeugs ein und manövriert es zurück auf sichere Pfade. In Zukunft sei denkbar, dass ein Operator für die Überwachung von rund zehn einzelnen Robotern zuständig sei, sagt Flüeler.

So sieht der kleine Lagerraum des Roboters aus. (Source: Die Schweizerische Post)

Die Roboterflotte der Post

Die beiden selbstfahrenden Wagen sind nicht die einzigen Roboter bei der Post. Seit dem Vorjahr fahren autonome Mini-Postautos durch Sion. Und in Lugano gleiten seit März Post-Drohnen durch den Himmel.

Die Testphase mit den beiden Lieferrobotern beginnt nächsten Montag und soll fünf bis sechs Wochen dauern. Nach dem ersten Test im vergangenen Herbst will die Post nun prüfen, wie sich die automatischen Fahrzeuge in die Logistik integrieren. Die Roboter sollen in den nächsten Monaten weitere Aufgaben übernehmen. Sie seien jedoch nicht als Ersatz für menschliche Pöstler gedacht, betont Flüeler. Sie sollen das Personal lediglich auf der Zielgeraden unterstützen. Bei Ad-hoc-Lieferungen auf der letzten Meile könnten die Menschen Hilfe gebrauchen. "Die Post versendet 18 Millionen Pakete pro Jahr", sagt Flüeler. Für diese Menge seien die Roboter keinesfalls gerüstet.

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