Kolumne Eurocloud Swiss

Keine Transformation der Transformation wegen

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von Stella Gatziu Grivas, Beirätin Eurocloud Swiss

Die digitale Transformation ist in aller Munde und zwingt die Unternehmen zum Handeln. Es gilt jedoch, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, sondern mit Augenmass den spezifischen Bedürfnissen entsprechend zu handeln.

Stella Gatziu Grivas, Beirätin Eurocloud Swiss. (Source: zVg)
Stella Gatziu Grivas, Beirätin Eurocloud Swiss. (Source: zVg)

Der Begriff "digitale Transformation" wird geradezu inflationär verwendet. Doch worin besteht die digitale Transformation konkret? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Der Begriff beinhaltet einerseits eine digitale Evolution. Damit ist der Entwicklungsprozess der verschiedensten technologischen Errungenschaften gemeint, der schon seit langer Zeit besteht.

Die stetige Verbesserung ermöglicht immer neue Wege, Produkte auf dem Markt anzubieten, mit Kunden zu kommunizieren beziehungsweise sie zu beraten und Prozesse zu optimieren, indem Medienbrüche eliminiert werden. Andererseits besteht die digitale Transformation aus Disruption. Hierbei werden komplett neue Businessmodelle entwickelt, die das Unternehmen ganz neu im Ökosystem positionieren. Es entstehen neue Organisationsformen und Partnerschaften. Im Fokus ist immer das Gesamtunternehmen.

Damit die Transformation gelingt, braucht es vor allem Augenmass.

Die Omnipräsenz der Thematik bewirkt einen enormen Druck. "Ich müsste nun auch etwas machen", denken sich viele Unternehmen. Studien zeigen aber, dass vor allem viele KMUs mit ihren Digitalisierungsbemühungen nicht zufrieden sind. Als Grund dafür werden knappe Ressourcen und fehlendes Know-how angegeben.

Doch sind dies wirklich die einzigen Gründe? Was braucht es, damit die Transformation gelingt? Ich glaube, vor allem Augenmass. Oft wird die Transformation übereifrig angegangen – ohne genau zu überlegen, was wirklich sinnvoll ist. Es kommt quasi zu einer Transformation der Transformation wegen. Verkommt Transformation zum Selbstzweck, ist das Projekt aber zum Scheitern verurteilt.

Auslöser für solche digitalen Schnellschüsse sind nicht selten "digitale Blender". Berater, die eben ohne Augenmass, ohne den Blick für die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens, beraten und Unternehmen dazu bringen, grosse Risiken einzugehen. Dabei braucht es Berater, die den Kunden auch sagen, was sie nicht brauchen. Denn die digitale Transformation muss nicht Rocket Science sein!

Die Frage bei der digitalen Transformation lautet nicht "ja oder nein?", sondern "wie und wann?".

Besonders KMUs profitieren von einem einfach anwendbaren und ganzheitlichen Vorgehen für die Festlegung der strategischen Stossrichtung und die Steuerung der Umsetzung – immer mit dem Gesamtunternehmen im Fokus. Voraussetzung dafür ist eine Standortbestimmung. Das Unternehmen muss seine Vision und die Positionierung im Marktumfeld kennen und über seine Kunden und deren Bedürfnisse genauestens Bescheid wissen. Ausserdem müssen die technologischen Möglichkeiten eruiert werden. Dann können systematisch die Bereiche definiert werden, wo eine Transformation angegangen werden soll – nachhaltig.

Das bedeutet, möglichst mit bestehenden Ressourcen zu arbeiten und den Faktor Mensch nicht zu vergessen. Neue Märkte, Partnerschaften und Organisationen können dann "sanft" eingeführt werden. Denn die Frage bei der digitalen Transformation lautet nicht "ja oder nein?", sondern "wie und wann?".

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