Virtual ISP lanciert

iWay macht jeden zum Internet-Service-Provider

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von Coen Kaat

Der Internet-Service-Provider iWay hat in Zürich ein neues Angebot vorgestellt: Virtual ISP. Quasi ein One-Stop-Shop für Internet-Access-Produkte und zudem noch eine White-Label-Lösung. Zudem blickte das Unternehmen auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück.

(Source: alotofpeople / Fotolia.com)
(Source: alotofpeople / Fotolia.com)

In der Zürcher Brasserie Lipp hat der Internet-Service-Provider (ISP) iWay sein jüngstes Angebot vorgestellt. Dieses nennt sich Virtual ISP und soll im Wesentlichen jeden zum ISP machen können, wie das Unternehmen im Rahmen einer Medienkonferenz mitteilte.

Die Partner erhalten Zugriff auf ein Portal, über dieses können sie selbstständig Internet-Access-Produkte für ihre Endkunden bestellen, verwalten und kündigen. Das Portal ist direkt in die Bestellsysteme der grossen Stadtnetze und Swisscom integriert.

Matthias Oswald, Geschäftsleitung bei iWay. (Source: Netzmedien)

Die Bereitstellung, der Versand der Pakete und die Rechnungsstellung übernimmt iWay. Auch der Support läuft über den Zürcher ISP. Es handelt sich um eine White-Label-Lösung – das heisst, dass iWay jeweils im Namen des Partners auftritt, wenn das Unternehmen etwa Rechnungen oder Pakete verschickt oder einen Supportauftrag ausführt.

"Das bedeutet, wenn Sie morgen zum ISP werden wollen, müssen Sie nur rasch bei uns vorbeischauen", sagte Matthias Oswald, Geschäftsleitungsmitglied von iWay. "Sie müssen lediglich Marketing betreiben. Den ganzen Rest übernehmen wir."

Partner sparen so Setup-Kosten von 150'000 Franken

Das Unternehmen lasse seine Partner auch nach der Bestellung nicht alleine, ergänzte Oswald. So erhalten Partner etwa Troubleshooting-Tools. Diese sammeln alle relevanten Infos zu den Endkunden der Partner und deren Produkte – wie etwa die Leitungswerte oder die Stabilität der Verbindung.

Das Angebot richte sich an Partner, die ihre Endkunden selbst bedienen wollen, aber den finanziellen Aufwand nicht erbringen können, direkt mit Swisscom ins Geschäft zu kommen. Gemäss Oswald würden allein die Setup-Kosten schon 150'000 Franken betragen.

Matthias Cramer, Leiter Engineering, Dejan Crvenkovic, Verkaufsleiter und Matthias Oswald, Geschäftsleitung von iWay. (Source: Netzmedien)

Das Unternehmen erhofft sich mit dem neuen Angebot wohl den Trend der vergangenen Jahre fortzusetzen. 2017 machte iWay einen Umsatz von knapp 21,4 Millionen Franken, wie der ISP ebenfalls am Medienanlass erzählte. Im Vergleich zum Vorjahr legte der Umsatz um mehr als ein Drittel zu. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte in der Zeit gar um 88 Prozent.

Den grössten Teil des Umsatzes macht iWay nach wie vor mit Internet-Access-Produkten – 55 Prozent des Gesamtumsatzes. Hier würden auch die Einkünfte mit Virtual ISP zu Buche schlagen. Im Vergleich zum Vorjahr legte das Internet-Access-Geschäft um 41 Prozent zu.

Ein schöner Wert, wenn man bedenke, dass es sich um einen Verdrängungsmarkt handle, sagte Oswald. "Jeder, dem wir einen Internetzugang verkaufen, hatte schliesslich vorher schon bei einem anderen Unternehmen einen Internetzugang."

Die grosse VoIP-Welle steht noch bevor

Der zweite grosse Umsatzblock sind Managed Services. Und weitere 17 Prozent des Gesamtumsatzes machen Einnahmen aus dem Bereich VoIP aus. Dieser wächst derzeit besonders schnell. Von 2016 bis 2017 stieg der Umsatz in dem Segment um 81 Prozent.

Das starke VoIP-Wachstum führt Oswald auf die ISDN-Abschaltung der Swisscom zurück. Insbesondere die Business-Trunk- und die KMU-Lösungen des ISPs seien gefragt.

Der Zukunft blickt Oswald optimistisch entgegen. Für das Geschäftsjahr 2018 erwartet er nach eigenen Angaben erneut ein Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent. Insbesondere drei Gründe sollen dazu beitragen:

  • In den Städten sei noch immer ein grosses Potenzial im Fiber-Bereich – dieses wachse zudem jedes Jahr. Bis 2021 soll die Anzahl ungenützter Anschlüsse in der Schweiz auf über 600'000 ansteigen.

  • Die grosse VoIP-Welle, die zweite Welle, stehe dem Markt noch bevor. "Wir wissen, dass viele die All-IP-Umstellung vor sich hergeschoben haben", sagte Oswald. Deswegen habe iWay sich darauf vorbereitet, rasch Notfallprojekte durchführen zu können. Aber auch diejenigen, die bereits umgestellt haben, seien potenzielle Kunden.
    Oft hätten diese Unternehmen den einfachsten Weg gesucht und bei der Swisscom ihr Angebot 1:1 auf den neuen Standard umgesetzt. Nun werde den Anwendern mehr und mehr bewusst, was alles möglich ist – vor allem bei Geschäftskunden. Oswald geht davon aus, dass etwa 20 bis 25 Prozent der Telefoniekunden von Swisscom abwandern werden. Vergleichbar mit dem Internetgeschäft. Dort hätte Swisscom auch einen Marktanteil von rund 80 Prozent.

  • Der dritte Grund sind die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK). Seit November 2017 ist iWay eine 100-prozentige Tochter des Ostschweizer Energieversorgers. Mit SAK erhält iWay einen starken Partner, zugleich aber auch eine neue Kundschaft. So könne iWay auch den SAK-Kunden Internet anbieten. Aktuell ist iWay in zwei Schweizer Rechenzentren (RZ) eingemietet. Das SAK-RZ in Gais werde aber sicher auch noch ein Standort für iWay werden.
    Beide Brands sollen laut Oswald bestehen bleiben, um unterschiedliche Kundensegmente anzusprechen. Denn als Energieversorger könne SAK einige, vor allem jüngere Kundensegmente gar nicht erreichen.

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