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Robert Wigger von Sunrise über Managed Services

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von Coen Kaat

Die IT wird auch für KMUs immer mehr zum ausschlaggebenden Erfolgsfaktor – die Ressourcen dafür bleiben jedoch Mangelware. Ein Umstand, den die Anbieter von Managed Services wohl freuen dürfte. Wie der Channel von diesem Wachstumsmarkt profitieren kann, erklärt Robert Wigger, Chief Business Officer bei Sunrise.

Robert Wigger, Chief Business Officer bei Sunrise. (Source: Sunrise)
Robert Wigger, Chief Business Officer bei Sunrise. (Source: Sunrise)

Was verstehen Sie unter Managed Services in Bezug auf Ihr Portfolio?

Robert Wigger: Das Wartungsgeschäft mit Hardware, Software und Services hat sich verändert. Früher wollte der Kunde ein Loch in der Wand, um eine Schraube reinzudrehen und ein Bild aufzuhängen, und wir verkauften ihm eine Bohrmaschine. Heute bekommt er das aufgehängte Bild und wir entstauben es regelmässig. Wir bieten mit Managed Services Lösungen an, die der Kunde aus der Steckdose bezieht, und die wir für ihn von A bis Z – also "End-to-End" managen. Der Kunde profitiert von Lösungen, die auf seine Bedürfnisse und Unternehmensgrösse skaliert sind. Er muss sich nicht um Technologie-Lifecycles und Ähnliches kümmern.

Wie wichtig sind Managed Services für Sie respektive Ihre Partner?

Sie sind ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie. Wir entwickeln uns vom B2B-Telekomanbieter zum Managed-Services-Provider. Indem wir ICT-Lösungen aus einer Hand bieten, reduzieren wir die Komplexität beim Kunden. Das ist auch für Wiederverkäufer wichtig, weil sie so Managed Services ebenfalls anbieten können. Für Lösungspartner wie Cisco, Microsoft, Alcatel und so weiter ist die Entwicklung wichtig für ihre Absatzvolumen.

Was muss ein Reseller können, um Managed Services anzubieten?

Er muss unser Partnerprogramm durchlaufen, mit dem wir Gold-, Silber- und Bronze-Zertifizierungen verleihen. Mit der wachsenden Nachfrage nach Managed Services verändert sich das Reseller-Geschäft. Ausser Elektro- und Telekom-Resellern bieten vermehrt nun auch IT-Dienstleister, System­integratoren und so weiter, die sich bisher auf IT-Dienste konzentriert haben, Gesamtlösungen inklusive Kommunikation an.

Für welche Art von Kunden sind Managed Services interessant?

Für mittlere Unternehmen ab etwa 50 Mitarbeitern und Grossunternehmen mit über 500 Mitarbeitern sind Managed Services branchenunabhängig sehr interessant. Managed Services ermöglichen es ihnen, ihre Ressourcen aufs Kerngeschäft zu fokussieren, statt in Telekom-/IT-Infrastrukturen, IT-Spezialisten und -Dienste zu investieren. Das Unternehmen kann vom kapitalintensiven Investitions- (Capex) auf ein flexibles Betriebskostenmodell (Opex) wechseln. Wie wichtig dabei Flexibilität ist, zeigt sich an einem Unternehmen in einem grossen Skigebiet. Im Winter arbeiten 2500 Mitarbeiter im Betrieb, im Sommer nur noch 1000. Dank einer flexiblen UCaaS-Lösung bezahlt das Unternehmen nur die monatlich benötigten Anschlüsse (Ports) und spart viel Geld. Das gilt für alle Branchen mit saisonalen oder strukturellen Schwankungen wie Baugewerbe, Tourismus, Pflege- und Gesundheitswesen, Beratungsdienste und so weiter.

Wie wirkt sich die digitale Transformation auf das Geschäft mit Managed Services aus?

Die Digitalisierung wirkt sich mehrfach aus. Bei den Kunden, indem sie sich der gestiegenen Komplexität entledigen. Sie wollen ICT-Lösungen nicht selbst umsetzen, sondern als End-zu-End-Dienstleistung beziehen. Dies auch, um auf Unsicherheiten flexibel reagieren zu können, ohne ein Vermögen für Anpassungen ausgeben zu müssen. Diese Bedürfnisse treiben die Digitalisierung auch bei uns voran, in dem wir das Erbringen der Managed Services digitalisieren und automatisieren.

Ab dem Jahr 2019 will Microsoft Cloud-Services aus Schweizer Rechenzentren anbieten. Wie wirkt sich Microsofts Eintritt auf den Markt aus?

Für uns sehr positiv: Microsoft ist ein strategischer Partner für uns und wir werden die Cloud-Services von Microsoft mit unseren Managed Services bündeln. Daraus ergibt sich eine Win-win-Situation. Wir können beispielsweise SIP-Trunk-, UCaas- und Mobile-Services als Paket verkaufen. Dass die Rechenzentren in der Schweiz stehen, verringert bei vielen Kunden die Bedenken, ihre ICT in die Cloud auszulagern.

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