Unsichtbares sichtbar machen

Dieses AR-Headset verleiht einem den Röntgenblick

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von Joël Orizet und rja

MIT-Forschende haben eine Augmented-Reality-Brille entwickelt, die versteckte Gegenstände sichtbar macht. Möglich macht’s eine Kombination aus RFID, Computer Vision und Radartechnik. Das Headset soll unter anderem im E-Commerce zur Anwendung kommen.

Mit diesem Augmented-Reality-Headset soll man versteckte, RFID-etikettierte Gegenstände sehen können. (Source: MIT)
Mit diesem Augmented-Reality-Headset soll man versteckte, RFID-etikettierte Gegenstände sehen können. (Source: MIT)

Sie hat ihren Reiz. Die Fähigkeit, durch undurchsichtige physische Objekte hindurchschauen zu können, hat schon viele Science-Fiction-Autorinnen und -Autoren inspiriert. Den sogenannten Röntgenblick gibt es allerdings nur im übertragenen Sinn. Forschende des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben nun jedoch ein Headset entwickelt, das zumindest in die Richtung dieser Superkraft zielt. 

Das Augmented Reality Headset namens X-AR hat freilich nichts mit Röntgenstrahlung zu tun. Stattdessen nutzt es Radiowellen respektive RFID. Das Akronym steht für Radio Frequency Identification und heisst auf Deutsch in etwa Erkennung via Funkübertragung.

Verstecktes und Verpacktes finden

Wer die Brille trägt, soll damit versteckte oder verpackte Gegenstände sehen können – vorausgesetzt, dass man die Gegenstände zuvor mit RFID-Tags versehen hat. Solche Tags sind kleine Transponder mit einem Mikrochip als Datenträger und einer Antenne. Im Gegensatz zum Sender, den die Forschenden in die Brille verbaut haben, brauchen die Tags keine externe Stromzufuhr. 

Zur Lokalisierung der RFID-Tags nutzten die Forschenden ein abbildendes Radarsystem. Genau genommen handelt es sich um ein Radar mit synthetischer Öffnungsweite. Solche Systeme kommen auch im Flugzeug zum Einsatz, um Objekte am Boden abzubilden.

Im Visier des Headsets soll ein gesuchter Gegenstand mit RFID-Tag als transparente Kugel erscheinen. Eingeblendete Fussspuren markieren den Weg dorthin. Sobald der oder die Tragende den Gegenstand in der Hand hält, überprüft das System, ob es sich um den richtigen handelt. 

Auf 10 Zentimeter genau

Um das Headset zu testen, richteten die Forschenden ein Lagerhaus mit Regalen, Kartons und Plastikbehältern ein, wo sie RFID-etikettierte Gegenstände platzierten. Mithilfe der AR-Brille sei es möglich gewesen, die gesuchten Gegenstände auf 10 Zentimeter genau zu lokalisieren. In 96 Prozent der Fälle habe X-AR die Tragenden zum richtigen Gegenstand geführt, teilt das MIT mit. 

Als mögliche Anwendungsgebiete nennt das MIT den Logistik- respektive Lagerbereich von E-Commerce-Unternehmen, aber auch den Einzelhandel, die industrielle Fertigung und die Ausbildung von Mitarbeitenden. 

Das System hat allerdings seine Grenzen. Bislang hat X-AR nur eine Reichweite von drei Metern. Und es funktioniert nur mit einer AR-Brille und nicht mit mehreren. Das wollen die Forschenden aber ändern, indem sie die Headset-Antenne optimieren. Ausserdem sei geplant, weitere kabellose Übertragungstechniken wie WLAN und solche in Frequenzbereichen der Millimeter- und Terahertzwellen zu testen. 
 

Forschende der EPFL, der ETH Zürich und der Empa forschen übrigens an der nächsten Generation eines VR-Handschuhs, mit dem virtuelle Welten im Metaverse greifbar werden sollen. Der Handschuh soll auf den Benutzer massgeschneidert sein und weitgehend automatisch produziert werden können – im 3-D-Druckverfahren. Lesen Sie hier mehr dazu

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