Bericht des World Economic Forum

Cybercrime und KI sind unter den grössten Risiken der nächsten Jahre

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von Maximilian Schenner und jor

Das World Economic Forum hat seinen Global Risks Report 2024 präsentiert. Cyberangriffe und KI-generierte Fehlinformation sind unter den grössten Risiken für das aktuelle und die kommenden Jahre.

(Source: Evangeline Shaw / unsplash.com)
(Source: Evangeline Shaw / unsplash.com)

KI, Cyberangriffe und das Klima sind unter den grössten Risiken für das kommende Jahr. Das zeigt der Global Risks Report 2024 des World Economic Forum (WEF). Der Bericht entstand in Zusammenarbeit mit dem Versicherer Zurich sowie dem Beratungshaus Marsh McLennan und stützt sich auf Aussagen von 1400 Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik.

Zwei Drittel der Befragten nannten extreme Wetterereignisse als eines der fünf Risiken, die 2024 am wahrscheinlichsten eine bedeutende Krise auf der Erde darstellen könnten. Am zweithäufigsten (53 Prozent) bezeichneten die Befragten KI-generierte Fehl- und Desinformation als eines der grössten Risiken.

Schon jetzt spucken Chatbots wie ChatGPT oder Bard fehlerhafte oder irreführende Informationen aus; Bildgeneratoren wie Dall-E und Deepfake-Tools erzeugen realitätsnahe Bilder und Videos, die sich immer schwerer als Fakes enttarnen lassen. 

"Die Gefahr der Marktkonzentration und ihre potenziellen Auswirkungen auf nationale Sicherheitsanreize machen eine konzertierte Aktion zur Verbesserung der globalen Governance-Strukturen erforderlich", sagt Benjamin Larsen, Lead, Artificial Intelligence and Machine Learning des WEF. Auch die Einbeziehung von KI in Konfliktentscheidungen stelle eine Gefahr dar, erklärt der Experte ausserdem. Sie berge das Risiko "einer unbeabsichtigten Eskalation und einer asymmetrischen Ermächtigung böswilliger Akteure". Es brauche daher normative Rahmenwerke für den Einsatz von KI-Technologie sowie konstruktive Diplomatie und multilaterale Zusammenarbeit, sagt Larsen. 

Im Sommer 2023 trafen sich übrigens Vertreter von Google, Microsoft und OpenAI und Co. im Weissen Haus, um sich auf Sicherheitsstandards bei der Entwicklung von KI-Anwendungen zu einigen, wie Sie hier lesen können.

Gefahren aus dem Cyberspace

Geht es nach 39 Prozent der vom WEF befragten Personen, dürften auch Cyberangriffe in diesem Jahr ein erhebliches Risiko darstellen. Sie wurden am fünfthäufigsten genannt. "Die Trends in den Bereichen Cybersicherheit und Cyberkriminalität werden durch technologische Entwicklungen vorangetrieben", sagt Sean Doyle, Lead, Cybercrime Atlas Initiative beim WEF. Es sei notwendig, die unmittelbaren, mittelfristigen und langfristigen Auswirkungen dieser Technologien auf die Cybersicherheitslage jeder Organisation zu verstehen. Neue Technologien könnten Lösungen für die Sicherheit bieten. Es zeichne sich aber ab, dass diese vor allem Firmen und Gesellschaften zugutekommen würden, die am weitesten fortgeschritten und damit bereits am besten geschützt sind. 

Die Kluft zwischen diesen Organisationen und jenen, die sich nicht schützen können, werde indes immer grösser. Dies liege auch daran, dass Kriminelle immer häufiger auf KI-Tools zurückgreifen - etwa für Phishing-Attacken. Der Einsatz von KI-Anwendungen aufseiten der Angreifer erfordere immer mehr Investitionen und Talente, worauf viele Unternehmen jedoch keinen Zugriff hätten, erklärt Doyle. "Im Jahr 2024 wird sich diese Lücke in der Cyber-Bilanz noch deutlicher auf die Gesellschaft auswirken, da sich in einigen Regionen Cyberkriminalität und Gewaltverbrechen annähern", so der Experte. Gemäss einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem August 2023, den das WEF nennt, wurden in Südostasien beispielsweise 220'000 Menschen Opfer von Menschenhandel und gezwungen, für Online-Betrüger zu arbeiten.

Ausblick: Klima dominiert Risiken-Liste

Andere bedeutende Bedrohungen für das laufende Jahr sind gesellschaftliche und/oder politische Polarisierung (46 Prozent) sowie die steigenden Lebenskosten (42 Prozent). In den nächsten zwei Jahren sollen Fehl- und Desinformation für die Befragten das grösste Risiko darstellen, wie die Studie zeigt - gefolgt von Wetterereignissen, Polarisierung, Cyber(un)sicherheit und bewaffneten Konflikten. 

In den nächsten zehn Jahren dürften Umweltthemen deutlich in den Fokus rücken: Die Befragten sehen in diesem Zeitraum Wetterereignisse, Veränderungen der Erdsysteme, Verlust von Biodiversität und Ökosystemen sowie Ressourcenknappheiten als grösste Risiken an. Dahinter folgen Fehl- und Desinformation sowie negative Folgen von KI-Technologien; Cybersecurity landet auf Platz 8.

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