Der grosse Vergleich

So stark strahlen unsere Smartphones

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von Harold Unterlerchner (Watson), lha

Fast alle besitzen heutzutage ein Smartphone. Bei der Auswahl beschränken wir uns oft nur auf unsere Marken-Präferenz. Doch ein weiteres Kriterium könnte dabei einen Unterschied machen: die Strahlung. Hier der grosse Vergleich unter den handelsüblichen Smartphones.

(Source: Rodion Kutsaiev / Unsplash)
(Source: Rodion Kutsaiev / Unsplash)

Wer sich ein Smartphone kauft, schaut sich zuerst verschiedene Kennzahlen an. Einige werden sich zunächst für den Preis interessieren, andere für die Leistung oder die Speicherkapazität in Hunderten von Gigabytes, um Tausende von Selfies zu speichern. Wieder andere möchten die beste Kamera oder den leistungsfähigsten Akku haben. Wer jedoch wissen will, welches Smartphone wie stark abstrahlt, findet häufig nur sehr wenig Informationen. "Watson" hat daher die entsprechenden Zahlen zusammengesucht. 

Um was für Strahlung handelt es sich genau?

Damit das Mobiltelefon am Netz ist, muss es Wellen senden und empfangen - was Strahlung erzeugt. Diese ist aber nicht bei allen Geräten gleich ausgeprägt. Sie trifft bei der Nutzung auf unseren Körper und wird dort vor allem in Wärme umgewandelt. Diese Energie lässt mich messen und wird als "Spezifische Absorptionsrate" (SAR) bezeichnet und in Watt pro Kilogramm (W/kg) gerechnet. Je nach Modell und Marke kann diese SAR von 0,01 W/kg bis zu 1,82 W/kg variieren. Die Europäische Union, wie auch die Schweiz, haben eine Obergrenze auf 2,0 W/kg festgelegt. Hierzulande dürfen demnach keine Smartphones verkauft werden, die diese Grenze überschreiten.

Die Messung wird auf zwei Arten vorgenommen: Einerseits wenn das Smartphone direkt am Kopf liegt (zum Beispiel beim Telefonieren), andererseits, wenn das Smartphone in einem Abstand von 0,5 bis 1,5 Zentimeter zum Körper verwendet wird (zum Beispiel beim Scrollen auf dem Sofa). 

(Source: zVg)

Welche Risiken birgt diese Strahlung?

Hier wird es kompliziert, da wir nur über wenige Daten verfügen, um die langfristigen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu bestimmen. Die Studien sind widersprüchlich, Forschende und Institute widersprechen sich gegenseitig. Das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut hat zum Beispiel Folgendes festgestellt: "Die Exposition des Gehirns gegenüber Wellen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr könnte eine negative Auswirkung auf die Entwicklung der Gedächtnisleistung bei Jugendlichen haben."

Diese Studie ergab auch, dass diejenigen, die mit dem Telefon an der rechten Seite ihres Kopfes telefonieren, mehr Gedächtnisprobleme aufwiesen. Dies könnte zwar anekdotisch sein, aber die Autoren weisen darauf hin, dass "das figurale Gedächtnis hauptsächlich in der rechten Gehirnhälfte liegt. Dies könnte darauf hindeuten, dass die vom Gehirn absorbierten Wellen tatsächlich für die beobachteten Fakten (Gedächtnisverlust) verantwortlich sind."

Was sagt die Wissenschaft?

Das französische Nationale Institut für wissenschaftliche Forschung (INRS) spricht im Zusammenhang mit Strahlung von "Konsequenzen", lehnt jedoch die Bezeichnung "Risiken" ab. Weiter schreibt das Institut, "dass es keine Beweise dafür gibt, dass Smartphone-Wellen nachweisbare gesundheitliche Auswirkungen haben". Dennoch wird anerkannt, dass: "Die Schmerzen und das Leiden (Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, soziale Isolation usw.), die von elektrosensiblen Personen geäussert werden, einer erlebten Realität entsprechen und eine angemessene Betreuung durch Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialbereich erfordern und rechtfertigen."

In der Zwischenzeit stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) elektromagnetische Wellen für den Menschen als "möglicherweise krebserregend" ein. "Möglicherweise", weil erneut Daten fehlen, um die langfristigen Folgen zu bestimmen.

(Source: zVg)

Wenn wir uns heute mit den Wellen beschäftigen, die unsere Smartphones produzieren, steht dieses Problem seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Diskussionen, sei es bei der Errichtung neuer Hochspannungsleitungen oder bei der grossflächigen Verwendung von 5G. Auch hier weisen Gegner des Ausbaus auf einen Mangel an Daten und Wissen über die langfristigen Folgen hin.

Welches Smartphone strahlt am wenigsten?

Die Wissenschaft hat also keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Strahlung nun schädlich ist oder nicht. Was sich jedoch feststellen lässt, ist, welches der Smartphone-Modelle am meisten Strahlung abgibt. Grundsätzlich gilt aber, dass bei jeder neuen Mobilfunkgeneration die Strahlenbelastung sinkt. Im 5G-Netz ist sie also tiefer als noch im 4G- und sehr viel tiefer als im 3G-Netz.

Digitec Galaxus hat beispielsweise einen Filter auf der Website integriert, um nach Ausmass der Strahlung der angebotenen Geräte zu sortieren.

Die schlechtesten und besten Modelle sind in der Schweiz völlig unbekannt und kaum in Gebrauch. So emittiert das GSP-1700 Globalstar am wenigsten Strahlung, während das P7 Pro von Allview den letzten Platz belegt. Zur kompletten Rangliste mit 779 aktuell verkauften Smartphone-Modellen geht es hier. 

(Source: zVg)

Bei einer guten Verbindungsqualität strahlt das Handy weniger als bei einer schlechten. Die Strahlung tritt insbesondere dann auf, wenn das Mobiltelefon sendet, im Ruhezustand ist die Strahlenbelastung klein. Und die Strahlung nimmt mit der Distanz zum Gerät rasch ab.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf "Watson.ch".

Gut zu wissen: Lithium-Ionen-Akkus sind fast überall verbaut - auch in Smartphones. Da macht es Sinn, den Akku so zu behandeln, dass er möglichst lange hält - und ausserdem nicht plötzlich Feuer fängt oder gar explodiert. Wie das geht, lesen Sie hier.   

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