Nachgefragt

Wenn alten Servern die Puste ausgeht

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Wie lange läuft ein Server? Es gibt keine eindeutige Antwort. In der Schweiz gibt es Firmen, die noch HP-Server der zweiten Generation nutzen. Das sind zehn, zwölf Jahre alte Maschinen. Ohne Ersatzteile würde das kaum funktionieren.

Wenn bei einem alten Server ein Teil den Geist aufgibt, muss es schnell gehen. Drei, vier Stunden. "Viel länger kann ein Kunde in einem Notfall nicht warten", sagt Claudio Brogna und öffnet das Chassis eines ProLiant DL580 der fünften Generation. Brogna ist Geschäftsleitungsmitglied des Rothenburger Distributors Zibris. Brogna kümmert sich um das Geschäft mit Ersatzteilen für Server. Vor allem HP-Server.

"Die Schweiz ist eine HP-Hochburg", sagt er. Das Chassis ist jetzt offen, Brogna zeigt auf die Memory-Bank. Sie ist zum Bersten vollgepackt mit RAM-Riegeln. "Die bauen wir jetzt aus und testen sie auf Funktion und Belastung. Wenn sie den Test bestehen, reinigen wir sie, schweissen sie in Folie ein und lagern sie bei uns ein", sagt er. So stünden perfekte, gebrauchte Ersatzteile für einen Zweiteinsatz bereit.

In der Schweiz gibt es noch viele alte Maschinen

Ungefähr 4000 verschiedene Teile liegen bei Zibris in den Regalen. Bis zur Decke reichen die Gestelle. Von einigen Artikeln hat der Distributor bis zu 200 Stück vor­rätig. Die Bestände würden sich aber rasant verändern. Pro Monat verkauft Zibris im Schnitt einige hundert Teile, wie ­Brogna sagt.

In der Schweiz gebe es noch viele alte Maschinen, bei denen jederzeit ein Teil den Dienst quittieren könne. "Wir verkaufen Ersatzteile bis zu Server-Generationen zwei und drei zurück. Heute sind wir bei Generation neun." Die Maschinen seien zum Teil zwölf Jahre alt. Woher kommen die Teile für so alte Server?

Im Wareneingang von Zibris’ Ersatzteillager stapeln sich ausgediente Server. Palettenweise. Jeden Tag werden es mehr. Es sind gebrauchte Server, die zurückgenommen oder zurückgekauft wurden. Von Kunden, die auf neue Systeme umstiegen. "Wir schauen, was man aus den Servern noch verwenden kann", sagt Brogna. Netzteil, Systemboard, Memory, Harddisk sind die Hauptteile. Den Rest würden sie sachgerecht entsorgen.

Doch das Team um Brogna schlachtet nicht nur ausgediente Maschinen aus. Sie kaufen auch Restbestände. Geräte, die auf Lager liegen und nicht verkauft werden können. Neuware, originalverpackt. "Wir kaufen Teile aus der ganzen Welt", sagt Brogna.

HPE kommentiert das Geschäft mit Ersatzteilen nicht

Zibris ist in dem Geschäft mit Ersatzteilen nicht allein. In der Schweiz gibt es einige Anbieter. Swissparts etwa. Markus Koch, Direktor von Swissparts, sieht sich aber nicht als direkten Konkurrenten von Zibris, wie er auf Anfrage sagt. "Wir bewegen uns freundschaftlich nebeneinander auf dem Markt." Das Geschäft von Swissparts basiert laut Koch hauptsächlich auf Ersatzteilen für Drucker. Serverersatzteile würden etwa 10 Prozent ausmachen, sagt Koch. Anders als Zibris bezieht Swissparts die Ersatzteile direkt über Hersteller.

Bei HPE selbst will man zu Zibris und Co. nichts sagen. "Wir kommentieren die Geschäftstätigkeit anderer Unternehmen grundsätzlich nicht", schreibt Beat Welte, Director Global Accounts bei HPE Schweiz, in einer E-Mail. "Wir sind stolz darauf, dass unserer Produkte so robust und langlebig sind", schreibt Welte weiter. Jeder Kunde habe die Wahl, wie lange er seine Server im Einsatz behalten wolle.

Brogna sagt indes, dass kaum einer ein Lager wie Zibris habe. Es sei das grösste in der Schweiz. "Uns ist es sehr wichtig, dass wir möglichst viele Teile am Lager haben. Ein Ersatzteil muss sofort verfügbar sein." In den meisten Fällen gehe es um Stunden. Die Kunden würden nicht tagelang warten können. Am Ende zähle nur eines: "Stock is King", sagt Brogna.

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