Auf der Suche nach Investoren

6-Mann-Start-up schlägt Intel

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Die neue Speicherlösung von Memoscale ist noch gar nicht auf dem Markt. Das Start-up sorgt aber bereits für Aufsehen: Es hat eine Erasure-Coding-Bibliothek entwickelt, die mit Intel-Prozessoren effizienter arbeitet als die Lösung von Intel selbst.

Memoscale-CEO Per Simonsen (Quelle: Netzmedien)
Memoscale-CEO Per Simonsen (Quelle: Netzmedien)

"Ich bin fast jeden Monat im Silicon Valley", sagte Per Simonsen gestern in Sunnyvale. Der CEO von Memoscale sucht Investoren, und im IT-Mekka zwischen San José und San Francisco seien diese am ehesten zu finden. Das erklärte er den eingeladenen Journalisten aus Europa, die im Rahmen der IT Press Tour eine Woche lang IT-Unternehmen besuchen.

Simonsen gründete das norwegische 6-Mann-Start-up Memoscale im Jahr 2015. Es will mit einer Weiterentwicklung der Technologie "Erasure Coding" einen Markt erobern, der laut Aussagen des Unternehmens ein Volumen von bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar hat.

Erasure Coding ist nichts Neues, es existiert seit über 50 Jahren. Das mathematische Verfahren soll Daten schützen. Die Technologie verfolgt ähnliche Ziele wie RAID, braucht aber weniger Speicherplatz. Erasure Coding teilt Daten in Einzelteile auf, reichert sie mit "recovery fragments" an und legt sie an physikalisch getrennten Orten ab. Etwa auf Festplattenspeichern, SSDs oder anderen Flash-Speichern. Gehen Daten verloren, lassen sie sich auch über Gerätegrenzen hinweg wiederherstellen.

Memoscale bietet 3 Dinge an: Ein Erasure-Coding-Plug-in für die Speichersysteme Ceph, Swift und HDFS, eine Erasure-Coding-C-Bibliothek, und Support für die Integration der Technologie in Unternehmen. Das Start-up liefert seit Sommer 2016 Testversionen seiner Lösung an Unternehmen aus. Es ist nun auf der Suche nach neuen Partnern und Kunden, die im Idealfall aus der OEM-Ecke kommen.

Memoscale schlägt Intel

Memoscale tauchte erstmals im April 2016 am Openstack Summit in Austin auf. Ein Jahr davor begann das Start-up, den norwegischen Markt zu bearbeiten. Damals noch unter dem Namen Splice Codes. An seiner Technologie forscht Memoscale seit 2013. Sie entsprang einem Projekt der Norwegian University of Science and Technology und wird vom norwegischen Staat finanziell unterstützt.

Die Lösung von Memoscale ist gemäss Simonsen eine Alternative zur klassischen Replizierung von Daten. Erasure Coding soll den nötigen Speicherplatz allerdings um rund die Hälfte reduzieren. Die Technik hat aber auch Tücken: Sie fordert einen hohen Netzwerktraffic sowie viel I/O- und Rechenleistung. Das verschlechtert die Performance und sorgt für hohe Latenzen im Netzwerk. Memoscale hat es laut Simonsen geschafft, diese Einschränkungen auszumerzen.

Erasure Codes sind auch als FEC (Forward Error Correction) bekannt. Es gibt mehrere Spielarten, die bekannteste ist der Reed-Solomon-Ansatz. Intel nutzt diesen in seiner ISA-L-Bibliothek, eine Alternative ist Jerasure. Memoscale, das für Intel- und ARM-Prozessoren optimiert ist, schlägt laut eigenen Angaben beide Technologien. Im Encoding erreiche Memoscale über 10 GB/s, Intel nur rund die Hälfte, Jerasure etwa einen Viertel. Auch im Decoding ist Memoscale schneller als Intel und Jerasure.

Das führt zu tieferen Latenzen, einer schnelleren Wiederherstellung von Daten und weniger Overhead. Die Lösung sorgt laut Simonsen dafür, dass mehr Netzwerk- und I/O-Kapazität frei bleibt als mit dem Industriestandard Reed Solomon. Wer an Memoscales Technologie interessiert ist, kann das Unternehmen hier kontaktieren. Das Start-up lizenziert seine Technologie pro Node.

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