Warum ein rotes Tram durch Zürich fährt

Seit vergangenem Wochenende fährt ein rot-weiss gestreiftes Tram durch Zürich. Die ersten Trainspotter hat es anscheinend schon in Verzückung versetzt, wie Bahn-Fan-Seiten zu entnehmen ist.

Huawei will seine Bekanntheit erhöhen

Hinter dieser Marketing-Aktion steckt der chinesische Netzwerkausrüster und CE-Produzent Huawei. Damit möchte das Unternehmen die Bekanntheit seines Brands in der Schweiz erhöhen, denn bisher ist das Unternehmen mit dem schwer aussprechbarem Namen bei den Konsumenten noch relativ unbekannt.

Die offizielle Kampagneneröffnung fand am Donnerstag im Café Bebek statt. Die Veranstalutung lief unter dem Motto: "Huawei on the move". Zur Eventeröffnung fuhr das neu gestaltete "Huawei-Tram" im benachbartem Tramdepot Kalkbreite vor. Im Anschluss konnten Huaweis Partner und Medienvertreter eine Sonderfahrt im Tram durch die Stadt geniessen.

Die Tram-Aktion in Zürich ist dabei erst der Auftakt einer ganzen Reihe von Marketing-Aktivitäten. Ab nächstem Wochenende wird auch in Bern ein entsprechend gestaltetes Tram seine Kreise fahren. Beide Trams werden über das gesamte Jahr 2015 für das Unternehmen werben. Dabei sind zwei Weihnachtssaisons eingeschlossen, sagte der neu zum Unternehmen gestossene Kommunikationsverantwortliche Axel Menning.

Auch im Inneren ist das Tram voll auf Huawei-Marketing getrimmt. Neben zahlreichen Plakaten läuft auch noch auf mehreren Bildschirmen Werbung für das Unternehmen. Momentan liegt der Fokus auf dem Flagship-Produkt Huawei Mate 7, welches erst vor gut zwei Wochen in der Schweiz lanciert wurde.

Marketingoffensive an allen Fronten

Begleitet wird die Tram-Werbung durch eine Kampagne mit 1100 Plakaten. Diese werden ebenfalls in den Kantonen Zürich und Bern zu sehen sein, kündigte Huawei an.

Ausserdem wird Huawei im Dezember seine Schweizer Consumer-Webseite aufschalten. Diesen Schritt hatte das Unternehmen schon im Mai angekündigt. Dabei handelt es sich um eine Schwesterseite des globalen Consumer Auftritts. Auf der Webseite werden die in der Schweiz vertriebenen Produkte zu finden sein, sagte Marketing Managerin Kathy Ruiz gegenüber der Redaktion. Die Webseite wird in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar sein.

Felix Kamer, VP und Head of Enterprise Business Group, bezeichnete den Start der Marketing-Kampagne als "einen wichtigen Moment" für das Unternehmen. Sechs Jahre nach dem Markteintritt sei jetzt der richtige Zeitpunkt für eine solche Kampagne, zeigte er sich überzeugt. Seiner Meinung nach habe Huawei drei Anforderungen für diesen Schritt erfüllt. Erstens trete man jetzt unter der eigenen Marke auf dem Markt auf, zweitens habe man ein attraktives Geräteportfolio mit konkurrenzfähigen Smartphones beisammen und drittens sei Huawei mit seinem Partnernetzwerk nun stark in der Schweiz aufgestellt. Die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit sei daher nur folgerichtig.

Im High-End-Bereich festsetzen

"Es ist ein grosser Tag für unsere Abteilung", sagte Daniel Meier, Director Consumer Business Group. In den letzten Jahren habe Huawei ein sehr starkes Wachstum im Smartphone-Segment hingelegt. Das Unternehmen hat im Jahr 2012 mit rund 5000 verkauften Geräten in der Schweiz begonnen. In diesem Jahr sollen nach Angaben Meiers bereits 200'000 Smartphones abgesetzt werden, womit Huawei nach eigenen Schätzungen auf einen Marktanteil von über 10 Prozent in der Schweiz kommt. Diese starke Marktstellung habe Huawei bisher auch ohne aktive Werbemassnahmen erreicht, berichtete Meier mit nicht verkennbarem Stolz. In diesem Zusammenhang hob er auch die erfolgreiche Partnerschaft mit dem Distributoren Autronic und Ingram Micro hervor, die dazu beigetragen haben.

Ziel der Werbekampagne sei es nun, sich als Nummer 3 im Schweizer Markt zu etablieren. Dabei wolle Huawei auch stärker als Produzent von High-End-Produkten wahrgenommen werden. Bisher war Huawei besonders bei SIM-Free- und Prepaid-Handys stark. Mit den Smartphones Ascend P7 und dem Mate 7 habe Huawei jetzt auch Produkte, die sich im Schweizer Premium-Bereich durchsetzen könnten, zeigte sich Meier überzeugt. Besonders mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis will Huawei punkten.

Meier sieht die Hauptherausforderung Huaweis im Abo-Geschäft. Dort ist der Preisunterschied zu Konkurrenzprodukten für den Kunden auf den ersten Blick nur gering. Bei den vergleichsweise wenig preissensitiven Schweizer Kunden sei dies durchaus ein Problem, hob Meier hervor. Daher sollen potentielle Kunden mit der nun gestarteten Marketing- und Branding-Kampagne stärker von den Produkten Huaweis überzeugt werden.

Die aktuelle Kampagne stellt das Phablet Mate 7 in den Mittelpunkt. Dies wird über die Feiertage bis in den Januar so bleiben, sagte Meier. Im Heimatmarkt China sei der Absatz sehr gut, da die Nachfrage nach Smartphones mit grossen Bildschirmen steige. Einen ähnlichen Trend sieht Meier auch in der Schweiz und das Unternehmen hofft davon zu profitieren.

Channel begrüsst Kampagne

Die Redaktion wollte wissen, wie Huawei auf einen möglichen Markteintritt von Lenovo reagieren würde, da beide Firmen ein ähnliches Preissegment abdecken. "Wir hoffen unsere drei Jahre Marktvorsprung ausnutzen zu können", antwortete Meier. Das Unternehmen habe sich in dieser Zeit gut im Markt positionieren können, und würde sich entsprechend der Konkurrenz stellen.

Laut Meier würden die Partner von Hauwei den nun lancierten Markteintritt von Huawei durchweg begrüssen. Für sie hätten ähnliche Aktionen gerne schon früher starten können. "Der Markt verträgt mehr als nur zwei Brands", sei laut Meier eine im Channel weit verbreitete Ansicht. Huaweis Partner würden sich freuen, dass nun ein neuer Player wieder mehr Leben und Wettbewerb in den Markt bringt.