Marktbericht

Was KMUs mit Business Analytics anstellen – und was noch nicht

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Die Anbieter von Analytics-Software haben KMUs als Zielgruppe entdeckt. Auch kleine Firmen sollen mit Datenanalysen ihre Abläufe optimieren und neue Wege erschliessen können. Das Thema weckt grosse Hoffnungen – doch hiesige Anwender zeigen sich skeptisch gegenüber Trends wie vorausschauenden und cloudbasierten Analytics-Lösungen.

(Source: bloomicon / Fotolia.com)
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Der Markt für Analytics-Software ist ein weites Feld. Anbieter locken mit dem Versprechen, Geschäftspotenziale zu erschliessen. Nutzer könnten mit der passenden Lösung Prozesse optimieren, neue Märkte erobern und vor allem: bessere Entscheidungen treffen. Mit fortgeschrittenen Analyseverfahren liessen sich sogar zukünftige Ereignisse vorhersagen und so Wettbewerbsvorteile schaffen.

Doch die Erwartungen übertreffen den erzielten Nutzen bei Weitem: Viele Unternehmen aus der DACH-Region setzen zwar analytische Verfahren ein, ziehen daraus aber kaum Vorteile, wie eine Studie der Universität Potsdam zeigt. Trotzdem blieben die Anwender optimistisch. Die Mehrheit der Befragten gehe davon aus, dass Analytics-Software schon bald geschäftskritisch sei – um Kosten zu senken, die Rentabilität zu steigern, Innovationen voranzutreiben und Prognosen zu erstellen, heisst es in der Studie.

Im Blindflug durch die Datenströme

Der Hype um Analytics wächst weiter. 81 Prozent der KMUs in Deutschland halten das Thema für zentral wichtig, wie aus einer Befragung der Commerzbank hervorgeht. Doch auch diese Studie zeigt: Die Realität hinkt den Ansprüchen hinterher. Nur 8 Prozent der rund 2000 befragten KMUs analysieren und nutzen die erhobenen Daten systematisch. Zudem begnügen sich die meisten KMUs damit, interne, leicht verfügbare Daten zu erheben.

Nur selten würden externe Daten erfasst. Darunter fallen etwa Marktforschungsdaten, Kundenprofile, Daten zur Nutzung von Produkten oder zur Kundenzufriedenheit. Die meisten KMUs befänden sich datentechnisch im "Blindflug", stellen die Studienautoren fest.

Zurückhaltende Nutzer im DACH-Raum

Der konkrete Nutzen von Analytics sei für KMUs bislang auf der Strecke geblieben, schreiben die Analysten der Commerzbank. Bloss 8 Prozent der befragten Firmen nutzten ausgeklügelte Analytics-Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Advanced Analytics sei noch ein Phantom, schreiben die Autoren und ergänzen: "Die Unternehmen sehen diese Entwicklung kritisch."

In der DACH-Region zeigen sich die Nutzer besonders zurückhaltend gegenüber Trends wie vorausschauenden und cloudbasierten Analytics-Lösungen, wie eine international vergleichende Studie des Business Application Research Center (BARC) zeigt. Hiesige Anwender würden insbesondere gegenüber Analytics in der Cloud Bedenken hegen, und zwar aus datenschutzrechtlichen und sicherheitstechnischen Gründen.

Killerkriterium Benutzerfreundlichkeit

Was den Analytics-Nutzern im DACH-Raum gemäss der BARC-Studie wichtiger erscheint als andernorts sind Standards für die visuelle Darstellung von Daten. Deswegen gilt insbesondere in der deutschsprachigen Region: Ein Dashboard, das Ergebnisse übersichtlich darstellt, ist bei der Wahl einer Analytics-Lösung das Killerkriterium, wie es in der Studie heisst. Dementsprechend bemühen sich die Anbieter, ihre Einstiegsprodukte benutzerfreundlich zu gestalten. Ihre Verkaufsargumente lauten etwa: übersichtliche Cockpits, interaktive Analysetools und: weg mit dem Wildwuchs an Berichten und Excel-Dateien, her mit dem automatisierten, individuellen Reporting. Zudem sollen branchenspezifische Lösungen die Datenströme – etwa aus ERP-, CRM-Systemen oder dem IoT – sinnvoll bündeln und auswerten.

Seitens der Anwender bestehen allerdings weiterhin Hemmnisse. Ausser am Budget hapert es auch an der Organisation. Denn Big Data sei nur bedingt Chefsache, erklären die Commerzbank-Analysten. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, Experten ins Boot zu holen, über den Tellerrand zu blicken und Brücken zu schlagen – ähnlich wie dies Devops-Ansätze im Bereich der Applikationsentwicklung tun.

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