Nachgefragt

Wie Daniel Meier mit Huawei auch den Schweizer PC-Markt erobern will

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Mit dem Triple-Kamera-Handy P20 Pro ist dem chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei ein besonderer Wurf geglückt. Das Echo aus dem Markt ist unisono hervorragend. Für Daniel Meier, den Schweiz-Chef von Huaweis Consumer Business Group, ist das eine Bestätigung für sechs Jahre Aufbauarbeit.

Daniel Meier, Schweiz-Chef von Huaweis Consumer Business Group. (Source: Netzmedien)
Daniel Meier, Schweiz-Chef von Huaweis Consumer Business Group. (Source: Netzmedien)

Huawei hat Ende März mit dem P20 Pro das beste Smart­phone seiner Geschichte lanciert, das auch die Konkurrenz von Apple und Samsung nicht zu fürchten braucht. Wie ist das für Sie, dass Huawei nun in der Topliga mittun kann?

Daniel Meier: Es ist einfach grossartig. Wir können nun die Früchte unserer Arbeit der vergangenen sechs Jahre ernten. Und ja, das Huawei P20 Pro hat die beste Kamera, die bis dato je in ein Smartphone eingebaut wurde. Das haben Tests eines unabhängigen Instituts bewiesen. Damit spielen wir ganz klar vorne mit. Diesen Erfolg verdanken wir nicht zuletzt unserer langjährigen Zusammenarbeit mit Leica. Aber wir konnten schon mit dem P9 beweisen, dass wir es im Markt mit den Premium-Smartphones ernst meinen. Und das im Herbst lancierte Huawei Mate10 Pro, das mit dem Kirin 970 denselben Chip wie das neue P20 Pro an Bord hat, ist unser zweites Flaggschiff, das ebenfalls auf Augenhöhe mit den Top-Brands mithalten kann.

Wie hat sich mit dem Erfolg von Huaweis Smartphones die Wahrnehmung der Marke verändert?

Wenn ich auf unsere Anfänge in der Schweiz vor sechs Jahren zurückblicke ... damals kannte uns in der Schweiz kaum jemand. Das ist heute anders. Heute kennen uns gegen 90 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung. Das ist uns und meinem Team eine grosse Freude. Die internationalen Rankings zeigen bei der Marke Huawei einen eindeutigen Aufwärtstrend. Wir haben sowohl beim Markenwert als auch bei der Markenwahrnehmung durch die Konsumenten zugelegt und befinden uns zurzeit weltweit auf Rang 3 der Smartphone-Brands.

Ausser Smartphones bietet Huawei auch Tablets, Wearables und PCs. Wie läuft dieses Geschäft in der Schweiz?

Unser Hauptstandbein im Consumer-Geschäft ist natürlich das Smartphone-Business, in dem wir auch in der Schweiz zurzeit die klare Nummer drei sind. Ein weiterer wichtiger Bereich ist das Geschäft mit Mobile-Broadband-Produkten, also Datenmodems für unterwegs oder auch mit Wireless-Routern für Zuhause. Zudem ist das Geschäft mit Tablets ein wichtiger Wachstumsbereich für uns. Mit der neuen Produktlinie, den M5-Tablets, kommen wir sehr gut an im Schweizer Markt, und die Verkäufe entwickeln sich erfreulich. Das Laptop-Geschäft ist hierzulande natürlich noch Neuland für uns. Wir sind ja auch erst letztes Jahr mit dem Matebook X in dieses Geschäft eingestiegen, um einen ersten Versuch im Schweizer Markt zu starten.

Und welches Fazit ziehen Sie?

Das Geschäft verlief den Erwartungen entsprechend. Wir haben sehr gut mit unseren Handelspartnern zusammengearbeitet. Und auch die Spezifikationen, die wir gemeinsam mit unserem Headquarter definiert hatten, funktionierten sehr gut für den Schweizer Markt. Nun planen wir noch im Sommer den Launch des Matebook X Pro. Wir werden auf jeden Fall die weitere Marktentwicklung mit unseren Geräten gut und sauber planen und aus den Erfahrungen lernen, die wir mit dem ersten Matebook in der Schweiz gemacht haben.

Ist es nicht ein schwieriges Unterfangen, mit einem neuen PC-Brand in der Schweiz Fuss fassen zu wollen? Auf einen weiteren PC-Anbieter hat nun wirklich niemand gewartet. Warum glauben Sie dennoch an den Erfolg Ihres Vorhabens?

Dasselbe könnte man auch über den Smartphone-Markt sagen. Als wir vor sechs Jahren angefangen haben, war dieser Markt ja auch schon «verteilt». Trotzdem haben wir es geschafft, den Markt aufzumischen und heute sind wir ein ernstzunehmender Challenger für die beiden Marktteilnehmer, die noch vor uns liegen. So glaube ich auch, dass wir im PC-Markt eine Daseinsberechtigung haben, wenn wir das strategisch richtig geplant und gezielt angehen. Es gibt auch im PC-Markt Raum für Innovation und ich bin überzeugt, dass wir unseren Platz im Markt finden werden.

Sie sind nun seit ziemlich genau sechs Jahren bei Huawei Schweiz. Wie hat sich das Unternehmen hierzulande und auch international in diesem Zeitraum entwickelt?

Als ich bei Huawei Consumer Business Group angefangen habe, war ich der einzige Mitarbeiter in meiner Abteilung. Huawei Schweiz beschäftigte damals im Mai 2012 total rund 70 Mitarbeitende. Heute sind es über 300. In der Consumer Business Group sind wir mittlerweile bereits 16 Beschäftigte. Da ein Brand natürlich im Markt hauptsächlich über Consumer-Produkte wahrgenommen wird, sind wir sozusagen auch die Visitenkarte des Unternehmens geworden.

Haben Sie damals schon daran geglaubt, dass Huawei in der Schweiz einmal so gross werden könnte und zu den Top-3-Smartphone-Brands zählen würde?

Wenn man sich Huawei als Unternehmen ansieht, dann bemerkt man schnell den Willen und die Kraft, die da drinsteckt. Der bedingungslose Drang, vorwärtszugehen, ist sehr beeindruckend. Ich merkte damals schnell, dass die das ernst meinen, und ich glaubte sofort daran, dass wir es schaffen würden. Aber mit dem dritten Platz werden wir uns nicht zufriedengeben. Wir wollen die Nummer eins werden.

Weltweit oder in der Schweiz?

Weltweit und in der Schweiz. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass das geschehen wird.

Wie hat sich das Geschäft im vergangenen Jahr entwickelt und welchen Geschäftsgang erwarten Sie bis Jahresende?

Wir geben für die einzelnen Länder keine Umsatzzahlen bekannt. Nur so viel: Der Smartphone-Umsatz in der Schweiz hat im vergangenen Jahr um über 30 Prozent zugelegt. Und auch 2018 ging der Anstieg weiter. Der Umsatz stieg im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 100 Prozent. Und vom P20 Pro verkauften wir 450 Prozent mehr als im selben Zeitraum nach dem Marktstart des P10.

Wenn es in diesem Rhythmus weitergeht, kann man dann im Herbst den Nachfolger des Mate10-Pro-Smartphones bewundern und im Frühling 2019 das Huawei P30? Oder inwiefern wird sich Huaweis Produktpolitik bei den Smartphones verändern?

Zu zukünftigen Produktneuheiten kann ich momentan noch nichts sagen. Klar ist aber, dass wir unsere Dual-Flagship-Strategie beibehalten werden. Das heisst, dass wir die Mate- und P-Linie auch weiterhin parallel fahren werden. Wenn Sie ein Jahr oder zwei Jahre zurückblicken, erkennen Sie, dass die P-Linie bisher den Fokus hatte und auch künftig den Fokus vor allem auf Design und Fotografie haben wird. Die P-Linie war auch immer etwas kleiner und kompakter im Design und in der Grösse. Die Mate-Serie hingegen stach immer hervor durch ihre technischen Eigenschaften, ihr grosses Display, die lange Akkulaufzeit und extreme Performance.

Wie schätzen Sie die kurz- und mittelfristige Entwicklung von Huawei in der Schweiz ein?

Der Smartphone-Markt in der Schweiz stagniert zwar, aber er tut dies auf hohem Niveau. Mit guten Produkten kann man Marktanteile gewinnen, was wir ja auch bewiesen haben. Wachstumspotenzial sehen wir für uns zudem bei Mobile Broadband, Wearables und PCs. Zudem steht der neue Mobilfunkstandard 5G quasi vor der Tür. Hier werden wir ganz vorne mit dabei sein und unser Know-how sowohl auf Carrier-Seite als auch auf Consumer-Seite mit einflies­sen lassen können.

Welchen Stellenwert hat der CE-Handel für die Huawei ­Consumer Group in der Schweiz?

Wir beliefern den kompletten Handel – alle Kanäle sind für uns wichtig. Über den CE-Handel machen wir etwas weniger als die Hälfte unseres Umsatzes in der Schweiz.

Wie betreuen beziehungsweise unterstützen Sie den Handel?

Die Einzelfachhändler werden über die Distribution bedient, also über Autronic und Ingram Micro. Die grossen Kanäle machen wir direkt. Wir unterstützen sie in jeder denkbaren Form mit Marketingaktivitäten und Merchandising. Fürs Merchandising arbeiten wir mit einer Agentur zusammen, die den Handel regelmässig besucht und ihn mit entsprechenden POS-Materialien etc. ausstattet. Zudem veranstalten wir Produkttrainings und Schulungen und unterstützen den Handel auch gerne bei Aktivitäten am POS, etwa bei einem Tag der offenen Tür oder einer lokalen Ausstellung.

Wie sieht es mit Shop-in-Shop-Konzepten von Huawei in der Schweiz aus?

Solche gibt es grundsätzlich und wir sind auch interessiert daran, unsere Präsenz bei den Handelspartnern auszubauen. Das ist aber auch eine Frage der Investition, denn Shop-in-Shops sind ein ziemlich teures Marketinginstrument. Aber man wird von uns im Handel in naher Zukunft sicher noch mehr Präsenz sehen.

Persönlich: Daniel Meier hat eine Lehre als Bahnbetriebsdisponent bei den SBB gemacht und Weiterbildungen zum eidg. dipl. Verkaufskoordinator und eidg. dipl. Verkaufs­leiter abgeschlossen. Seine Telekom-Karriere begann im Jahr 2000 beim General­importeur von Samsung-Mobiltelefonen Samtel als Senior Product Manager. 2007 wechselte er zur neu gegründeten Schweizer Samsung-Niederlassung als Key Account Manager. Nach Stationen bei LG als Sales- und Marketing-Manager und bei HTC als Sales Manager begann sein Engagement bei Huawei, wo er seit 2012 als Vice President das Consumer Business verantwortet. Zu seinen Hobbys zählt Meier das Reisen und das Musizieren. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

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