Porträt: Panter

Was alle im Schmelztiegel für Start-ups verbindet

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Menschen zusammenbringen – das war schon immer sein Ding. Georgios Kontoleon baute den Impact Hub Zürich mit auf, auch sein Softwareunternehmen Panter wohnt dort. Wo die Grenzen zwischen Arbeit und Zuhause verschwimmen, entstehen ständig neue Geschäftsideen.

Georgios Kontoleon, Mitgründer des Impact Hub Zürich und des IT-Unternehmens Panter. (Source: Netzmedien)
Georgios Kontoleon, Mitgründer des Impact Hub Zürich und des IT-Unternehmens Panter. (Source: Netzmedien)

Es versteckt sich in einem Innenhof hinter dem Limmatplatz: das Café Auer & Co. Kurz vor Mittag herrscht Hochbetrieb. Auf dem Tresen und den Tischen liegen Laptops. Zwischen Backsteinwänden und Lampen im Industriedesign sitzen lauter junge Menschen. Manche diskutieren, andere tragen Kopfhörer, blicken auf Bildschirme und tippen in die Tastaturen.

Das Café ist eine Mischung aus Werkstatt und Stube. Ein Tummelplatz für die Mitglieder des Impact Hub Zürich und für die Gäste aus dem Quartier. Hier treffen sich Unternehmer, Kreative und Techies. Sie arbeiten als Freelancer, in Teams oder in den Innovationsabteilungen von Sennheiser, Swisscom oder Credit Suisse. "Wir alle wollen etwas bewegen", sagt Georgios Kontoleon, Mitgründer des Hubs wie auch des IT-Unternehmens Panter. Was ihn, die Mitarbeiter und die Miglieder des Hubs verbindet, ist eine gemeinsame Idee: offene Räume für eine offene Gesellschaft.

Die wilden Jahre der New Economy

Kontoleon war 19, als er mit ein paar Kumpels sein erstes Start-up gründete. Tagsüber programmierte er Websites und installierte Netzwerke. Abends studierte er Informatik. Und nachts zog es ihn in den Ausgang. "Bei aller Liebe zur Technik: Ich war schon immer ein Bauchmensch."

Nachdem die Dotcom-Blase geplatzt war, harzte das Geschäft. "Wir waren naiv und wurden auch schon von schlitzohrigen Bankern übers Ohr gehauen", sagt er schmunzelnd. Dann verkaufte Kontoleon seine Firmenanteile, machte ein Austausch-Semester in Athen und schloss sein Studium ab. 2004 gründete er mit drei Studienfreunden die Firma Panter.

Anfangs dachten die vier Gründer in Produkten, wollten etwa Netzwerkmonitoring-Lösungen an die öffentliche Hand verkaufen. Doch schon bald stellten sie fest, dass sie als Herausforderer in diesem Markt keine Chance hatten. Also sattelten sie um. Der erste grosse Auftrag kam von der ETH Zürich. Im Auftrag der Hochschule entwickelte Panter eine Webplattform für die Mitgliederbefragung des Ärzteverbands FMH. Das war die Wende. Von da an ging es in Richtung Projektgeschäft.

Eine Gemeinschaft von Machern

Heute besteht Panter aus über 50 Mitarbeitern und etwa 20 Freelancern. Sie arbeiten von überall aus. Meistens hier im Café Auer, in den Coworking-Spaces des Impact Hubs oder im Kraftwerk. So heisst das ehemalige EWZ-Unterwerk Selnau. Kontoleon machte aus dem Gebäude zusammen mit Digitalswitzerland ein weiteres Zentrum für die digitale Transformation von Unternehmen. 2017 veranstalteten sie dort den zweiten Kickstarter Accelerator. Im vergangenen März nahm das Kraftwerk den regulären Betrieb auf – als Corporate Hub inklusive Restaurantbetrieb.

Der Impact Hub ist weltweit vernetzt. In rund 50 Ländern stehen über 100 Coworking-Spaces bereit, wo etwa 20'000 Mitglieder und gut 7000 Start-ups zusammenkommen. "Das sind alles potenzielle Partner und Mitarbeiter – selbst Mitbewerber sind mit an Bord", sagt Kontoleon. Jeder kann mitmachen, denn "es gibt da draussen genug Geschäftsmöglichkeiten für alle".

"Das Management, das sind wir alle"

Die Coworking-Szene lebt von einer offenen Netzwerkmentalität. Dasselbe gilt für Panter. "Lange Zeit waren wir nur ein Haufen Nerds mit ähnlichen Visionen", sagt Kontoleon. Sie teilten dieselben Werte wie Fairness und Gleichberechtigung. So entstand eine basisdemokratische Firmenkultur. Alle Mitarbeiter haben dasselbe Mitspracherecht, können ihr Arbeitspensum selbst bestimmen und verdienen auf 100 Prozent gerechnet gleich viel. "Das Management von Panter, das sind die Mitarbeiter – und zwar alle", sagt Kontoleon.

Unternehmensplattformen, Apps und Webapplikationen machen das Kerngeschäft von Panter aus. Nebenbei entstanden auch mehrere Spin-offs wie etwa eine Cloud-Lösung für Zahnarztpraxen namens Denteo. Geschäftsideen aufzuziehen – das treibe ihn ebenso an wie Gemeinschaftsprojekte, sagt Kontoleon. "Plattformen bauen und Menschen zusammenbringen – das macht mir am meisten Freude."

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