"Der PC wird als Bauform nicht komplett aussterben"

Welchen Stellenwert hat der Desktop-PC heute und in fünf Jahren?

Markus Weiler: Wir gehen davon aus, dass man, wie der Trend schon heute zeigt, vermehrt mit situativ unterschiedlichen Geräten arbeiten wird. Je nach Anwendung und Arbeit verwendet man ein Tablet zum Surfen und Lesen von Dokumenten, ein Smartphone, um unterwegs informiert zu sein oder kurz zu antworten, einen PC oder Thin Client, um am Arbeitsplatz Dokumente zu bearbeiten, oder ein Notebook, wenn auch der Arbeitsplatz mobil ist. Im professionellen Segment werden die Workstations weiterhin gefragt sein. So gesehen wird der PC als Bauform nicht komplett aussterben. Er wird in der Grösse etwas schrumpfen, vermehrt integriert anzutreffen sein und bekommt neue Geschwister.

Was geschieht mit den Notebooks? Lösen Convertibles das klassische Notebook ab?

Der Convertible ist ein Zwitter aus Notebook und Tablet, aber die Notebooks werden laufend leichter und dünner, die Displays werden touchfähig, und man kann das Display auch vermehrt im umgeklappten Modus verwenden, wie man das etwa bei der Serie Lenovo-Yoga oder dem HP Spectre X360 antrifft. Die Frage ist hier eher: Brauche ich Leistung und bearbeite ich Dokumente? Falls ja, dann wird’s eher ein Notebook. Oder surfe ich hauptsächlich und benötige zwischendurch noch eine Tastatur? Dann könnte es sogar ein einfaches Tablet mit Tastatur sein. Viele Konsumenten werden mehrere Geräteklassen besitzen und von Situation zu Situation entscheiden, welches Gerät sie gerade benötigen.

Wie wird Windows 10 das PC-Geschäft verändern?

In Zusammenhang mit Windows 10 werden sich vor allem zwei Dinge wesentlich verändern: Erstens das Nutzerverhalten, denn Win­dows 10 wird auf allen Devices laufen. Die zugehörigen universellen Apps erlauben es, Dokumente auf einem Device zu erstellen und auf einem anderen abzuschliessen. Auf allen Geräten liegt jederzeit derselbe Bearbeitungsstand vor. Das steigert die Effizienz und bedeutet einen Mehrwert für den User. Zweitens das Lizenzierungsmodell. Private Kunden können kostenlos updaten oder benutzen den ins Betriebssystem integrierten App-Store. Der Handel, insbesondere der Retail, wird daher weniger Softwareboxen verkaufen. Wer hauptsächlich Businesskunden betreut und berät, der hat sich sowieso schon auf ein anderes Lizenzierungsgeschäft eingestellt und ist davon nur wenig betroffen.

Wie muss sich der Handel aufstellen, um im PC-Geschäft künftig Geld zu verdienen?

Trends zu beobachten, neue Technologien zu verstehen und in Lösungen zu denken, sind ganz sicher keine verkehrten Strategien. Vor allem der Lösungsgedanke wird immer wichtiger. Selbst Businesskunden kaufen heute "Out of the Box"-Produkte dort, wo sie am günstigsten und einfachsten verfügbar sind. Bei Lösungen sind sie aber gerne bereit, den Mehrwert zu bezahlen. Das gibt dem Handel die Möglichkeit, Zusatzverkäufe zu machen und Dienstleistungen zu verrechnen. Bei Alltron bieten wir Schulungen an, in denen wir nicht nur Hardwarekenntnisse vermitteln, sondern solche Lösungen aufzeigen.

Wie steht es um das Assemblierergeschäft in der Schweiz?

Wir sind vermutlich der grösste Komponentendistributor in der Schweiz. Wenn ich mir aber anschaue, wohin wir welche Komponenten verkaufen, dann sehe ich, dass heute mehr Storage-Systeme als PCs assembliert werden. Das wiederum bestätigt, dass sich der Handel auf Lösungen konzentriert. Embedded-Systeme decken heutzutage fast alles ab, was ein durchschnittlicher Anwender benötigt. Spezielle Anwendungsgebiete wie etwa bei einer grafischen Workstation oder einem leistungsfähigen Gamer-PC gibt es immer noch, aber sie werden deutlich seltener.

Was sind die Trends im PC-Komponentenmarkt?

"Schneller, kleiner, günstiger" sind ja nicht wirklich neue Trends, aber zwischenzeitlich kommt ein wichtiger Baustein dazu: Bereits die kleinsten Embedded-Systeme können schon alles und haben oftmals sogar noch Leistungsreserven! Ein Trend ist etwa der virtualisierte Arbeitsplatz auf NAS-Systemen – für viele bereits eine gute Alternative zum PC.