Kolumne Unternehmensentwicklung

Ungesunde Unternehmenskultur – ­Führung heisst anpacken

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Organisationskulturen haben viele Gesichter. Die Kultur ist die DNA Ihrer Organisation. Ich zeige Ihnen, wie Sie Ihrer ­Unternehmenskultur auf die Spur kommen, um sie mit Ihrer Führungsverantwortung anzupacken.

(Source: Mongkolchon - stock.adobe.com)
(Source: Mongkolchon - stock.adobe.com)

Es sind die Verhaltensweisen der Mitarbeitenden, basierend auf fest verankerten Wertvorstellungen, ungeschriebenen Regeln, Einstellungen und Umgangsformen, die eine Unternehmenskultur ausmachen. Jede Organisation funktioniert wie eine eigene Gesellschaft. Es ist das täglich gelebte, von allen akzeptierte Verhalten. 

Die acht Elemente der Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur lässt sich an vier formellen und vier informellen Elementen festmachen. Formell ist, was offiziell gilt und direkt sichtbar ist. Informell hingehen ist, was inoffiziell gilt, meistens nicht direkt und nicht vollständig sichtbar ist und was es daher enorm mächtig macht.

Formell:

  1. Entscheidungen: wer wie entscheiden kann, will und darf.
  2. Motivatoren: was die Mitarbeitenden antreibt, was sie erhalten und einfordern.  
  3. Information: von wem zu wem wie, wann, wie viele Informationen fliessen.
  4. Strukturen: wie die Organisationsstrukturen, Rollen, Verantwortlichkeiten und Prozesse ausgestaltet sind.

Informell:

  1. Werte: nach welchen ungeschriebenen Gesetzen sich die Mitarbeitenden verhalten.
  2. Commitment: wie und wie viel die Mitarbeitenden leisten, beitragen, einbringen.
  3. Mindset: wie die Mitarbeitenden denken; Prämissen, Annahmen, Wortwahl, Sprachgebrauch.
  4. Beziehungen: wie die Mitarbeitenden zusammenarbeiten, wie sie untereinander und miteinander verbunden sind.

Unweigerlich stellt sich die Frage, wie sich Unternehmenskulturen kategorisieren lassen, um sie noch greifbarer zu machen. Anhand der Booz Allen Analysis lassen sich sieben Unternehmenskulturen unterschieden. Nach meiner Coachingerfahrung sind davon zwei Unternehmenstypen gesund und fünf ungesund. Es zeigt sich, dass die Mehrheit der Organisationen eine ungesunde Unternehmenskultur haben. Und leider sprechen es nur wenige explizit an. Dabei beginnt wie bei allem auch hier die Verbesserung mit dem Ansprechen, Hinschauen, Anvisieren.

Gesunde Unternehmenskultur

Resiliente Unternehmenskultur: Diese Unternehmen sind hochgradig flexibel und können auch auf sehr grosse Veränderungen schnell reagieren. Diese Unternehmen antizipieren proaktiv, was gerade auf sie zukommt und in Zukunft noch auf sie zukommen wird.
Just-in-time-Unternehmenskultur: Diese Unternehmen sind weitaus weniger proaktiv. Sie sind oft auf den Punkt genau fertig und bereit. Das bedeutet aber oft auch, dass man Chancen knapp verpassen kann. Diese Unternehmen haben einen stimulierenden Spirit mit immer neuen Herausforderungen und zugleich latentem Frustrationspotenzial.

Ungesunde Unternehmenskultur

Übermanagte Unternehmenskultur: Diese Unternehmen sind wahre Analyseweltmeister und bewegen sich nur langsam. Viel öfter als sie agieren, reagieren sie. Sie sind meist stark mit sich selbst beschäftigt und verlieren sich in Details. Diese Unternehmen sind bürokratisch, stark im Administrieren und Verwalten.

Überzentralisierte Unternehmenskultur: Diese Unternehmen sind meist natürlich gewachsen, haben es aber verpasst, die Organisationsstrukturen entsprechend anzupassen. Entscheidungen werden weiterhin zentral von wenigen gefällt. Die Möglichkeiten werden entsprechend nicht ausgeschöpft.

Unkoordinierte Unternehmenskultur: Diese Unternehmen sind oft mit einem sehr positiven Spirit unterwegs. Es wird aber nicht abgestimmt vorgegangen. Oft ist nicht ganz klar, wer was, wann, wie tut. Oft fehlt die disziplinierte, konsequente Koordination und entsprechend ein notwendiges Mass an kontrolliertem Vorgehen.

Diktierende Unternehmenskultur: Diese Unternehmen werden von einem kleinen Personenkreis streng und eng geführt. Dieser oberste Führungskreis gibt vor, die Teamleiter und ihre Mitarbeitenden führen aus. Dieses diktierende Führungsverhalten limitiert diese Unternehmen stark.

Passiv-aggressive Unternehmenskultur: Diese Unternehmen scheinen konfliktfrei und harmonisch. Alle sind vordergründig einverstanden, aber Veränderungen werden nur teilweise oder schleppend umgesetzt. Es wird passiv Widerstand geleistet. In diesen Unternehmen sind Klatsch und Gerüchte weit verbreitet, was letztlich alle lähmt.

Die Schlüsselfrage lautet: Wie weiter?

Wenn Sie es erfolgreich anpacken wollen, muss die erste Frage lauten: Wie weiter? Welche dieser sieben Unternehmenskulturen zeigt sich in Ihrer Organisation besonders stark? Was sind die Herausforderungen von Ihnen und Ihren Führungskräften? Wie wollen Sie weiter vorgehen? 

Im Video erzählt Raphael Ledergerber, wie Unternehmen herausfinden können, welche Firmenkultur bei ihnen gelebt wird. 

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Amr2y26F