Editorial

Die Kistenveredler und ­Kundenversteher

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von Coen Kaat
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor. (Source: Netzmedien)
Coen Kaat, stellvertretender Chefredaktor. (Source: Netzmedien)

Braucht es den IT-Channel überhaupt noch? Im August werde ich seit neun Jahren als IT-Journalist arbeiten. Fast ein Jahrzehnt also, in dem ich für die Netzmedien den Schweizer Channel begleitet, beobachtet und darüber berichtet habe. Diese Frage verfolgt mich schon seit den ersten Wochen und auch heute noch: Braucht es den IT-Channel überhaupt noch? Die Cloud – so sagte man – führe dazu, dass die Hersteller nur noch Direktgeschäfte machen würden. Ohne Hardware brauche es auch keine Distributoren mehr, die Kisten schieben, oder Reseller, die Kisten verkaufen. Ein Webshop auf der Website des Herstellers tue es auch. Offensichtlich war dem nicht so. Vermutlich, weil Kundennähe mehr ist als ein Onlinekatalog mit einer sicheren Bezahlfunktion. Die persönliche Verbindung, die Distributoren zu ihren Resellern und die Reseller zu ihren Endkunden aufbauen, lässt sich nicht einfach so mit einem virtuellen Einkaufswagen ersetzen. Es ist und bleibt ein People Business. 

So kommt es, dass sich der Channel genauso hartnäckig hält wie die Frage nach seiner Raison d'Être. Der Marktforscher Context etwa schätzte das Umsatzwachstum über den europäischen IT-Channel 2022 auf 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein – und korrigierte damit die ursprüngliche Prognose von 3,2 Prozent. Eine «fantastische Leistung, wenn man bedenkt, wie gut der Channel in den Jahren 2021 und 2020 abgeschnitten hat», schreibt der Marktforscher. Die Cloud mag die Kisten­schieber und Kundenvergrauler verdrängt haben. Für die Kistenveredler und Kundenversteher gibt es aber nach wie vor viel zu tun. Im Podium können Sie lesen, was Thomas Boll, Stefan ­Ebnöther, Andrej Golob, Mariano Isek, André Koitzsch, Gabriele Meinhard, Roland Silvestri und Frank Studerus dazu sagen. Im Roundtable sprechen die Distributoren ausserdem darüber, was es braucht, um sich VAD zu nennen, wie breit das Sortiment eines VAD sein kann, bevor der Value-Add verloren geht, und welche Hürden sich Distributoren derzeit in den Weg stellen.
  
Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe des «IT-Markt».

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